In der Zuschauergunst lag laut Nachbefragung SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz vorn: 36 Prozent der Befragten gaben an, dass Scholz aus ihrer Sicht den TV-Schlagabtausch gewonnen habe. Auch bei den Sympathiewerten liegt Scholz vorn. Doch wer konnte inhaltlich überzeugen? Der Düsseldorfer Politikwissenschaftler Stefan Marschall muss nicht lange überlegen: „Inhaltlich war Baerbock am überzeugendsten“, sagte Marschall dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): Sie sei in der Lage gewesen, die Fehler der beiden Regierungsparteien zu markieren und habe in ihrem Bereich „Klimapolitik“ punkten können.
„Laschet hat versucht, Attacke zu fahren, vor allem auf Scholz und die SPD, obwohl sich seine Partei in der derselben Regierung befindet“, sagt Marschall. Er habe gewirkt, als ob er unter Druck stehe, liefern zu müssen.
Scholz schließt Linksbündnis nicht aus
„Scholz und SPD haben einen deutlichen Lauf“, stellt auch Marschall fest. Das Triell habe den positiven Eindruck und die bestehende Zustimmung unter den Zuschauern verstärkt, meint der Politikwissenschaftler. Die Union müsse jetzt versuchen, der SPD Paroli zu bieten. Marschall verweist auf die sich abzeichnende CDU-Strategie, jetzt stärker auf die Gefahr eines möglichen Linksbündnisses hinzuweisen.
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Beim TV-Duell hatte Laschet seinen SPD-Konkurrenten mehrfach attackiert und aufgefordert, ein Linksbündnis auszuschließen. Anlass dafür war das Stimmverhalten der Linken zum Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Die Linken hatten nicht für den Einsatz gestimmt, sondern sich mehrheitlich enthalten.
Trotz mehrfacher Nachfrage hatte Olaf Scholz einer Koalition mit den Linken beim TV-Triell keine klare Absage erteilt. „Es ist klüger, ein solches Linksbündnis nicht auszuschließen“, meint Politikwissenschaftler Marschall. Denn es sei ehrlicher von Scholz, sich diese Option offenzuhalten. „Gleichzeitig kann das Wähler abschrecken“, warnt Marschall.
Olaf Scholz sei mit einem großem Bonus in das Triell hineingegangen. „Diesen Eindruck konnte er bei den Zuschauerinnen und Zuschauern bestätigen, mit seiner nüchternen merkelartigen Art“, meint Marschall. Ohnehin könnten Politikerinnen und Politiker mit Souveränität und Führungsstärke meist einen besseren Eindruck machen. Positiv hebt Marschall hervor, dass der Ton beim Triell gemäßigt war und die Kandidaten gepflegt miteinander umgingen. „Das sind gute Nachrichten, und es verspricht, dass es im Wahlkampf jetzt stärker um Themen gehen könnte.“