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Keine TrendumkehrZahl angehender Lehrer geht in NRW weiter zurück – das Gegenteil wäre nötig

Lesezeit 4 Minuten
Eine Lehrerin in ihrer Klasse.

Viele Lehramtsstudierende landen am Ende doch nicht als Lehrerin im Klassenzimmer.

Bei den Lehramtsabsolventen gibt es aktuell ein Minus von sechs Prozent. Auch die Zahl der fertigen Referendare geht zurück.

Die Schulen in Nordrhein-Westfalen brauchen dringend mehr Lehrerinnen und Lehrer. Lehrermangel ist das drängendste Problem im Bildungssystem. Die Aussichten auf baldige Besserung der Lage sind allerdings eher düster: Die Zahl der Lehramtsabsolventen an nordrhein-westfälischen Universitäten ist im laufenden Schuljahr 2023/24 laut den aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamts auf 8535 gesunken. Im Schuljahr davor hatten noch 9.060 Lehramtsanwärter ihr Studium erfolgreich absolviert. Das bedeutet einen Rückgang um knapp sechs Prozent.

Auch die Zahl der angehenden Lehrerinnen und Lehrer, die ihr Referendariat erfolgreich beenden, geht seit vier Jahren kontinuierlich zurück: Im Jahr 2023 lag diese laut den aktuellen Informationen des Schulministeriums NRW nur noch bei 7008. Das bedeutet ein Rückgang um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 gab es in Nordrhein-Westfalen noch 8315 angehende Lehrer, die ihr Referendariat erfolgreich abgeschlossen haben. Auch hier also ein Rückgang statt des so dringend benötigten Anstiegs.

Hohe Abbrecherquoten bei Referendaren

Das Schulministerium sieht einen wichtigen Grund für den Rückgang in der Corona-Pandemie, die Auswirkungen auf die Lehrkräfteausbildung gehabt habe. Perspektivisch erwarte man nun einen Nachholeffekt. Außerdem verweist man hier darauf, dass man die Schulformen gesondert betrachten müsse: So sei etwa die Zahl der Lehramtsanwärterinnen und -anwärter in den Grundschulen im vergangenen Jahr um 86 gestiegen.

Sorgen macht im Hinblick auf den Nachwuchs im Klassenzimmer außerdem auch die hohe Abbrecherquote bei den Referendaren. Die Zahl liegt nach Schätzungen des Philologenverbands bundesweit zwischen zehn und 15 Prozent. In Nordrhein-Westfalen blieb die Quote der Abbrecher im vergangenen Jahr nahezu konstant: Im Jahr 2023 brachen nach Angaben des Schulministeriums 413 der insgesamt 6946 angehenden Lehrerinnen und Lehrer ihr Referendariat ab. Das entspricht einer Quote von knapp sechs Prozent. Im Jahr davor waren es 450 von 7401 Lehramtsanwärterinnen, die im Referendariat hinwarfen, was in dem Jahr einem Anstieg von sieben Prozent entsprach.

Zahl der Lehramt-Studienanfänger in NRW ging zurück

Auch die Zahl der Studienanfänger, die sich in Nordrhein-Westfalen für ein Lehramtsstudium entschieden haben, ging zuletzt zurück: Im Wintersemester 2022/23 begannen 8700 junge Frauen und Männer ein Lehramtsstudium. Das waren 1,4 Prozent weniger als im Jahr davor, als es noch 8703 Personen waren. Zum Vergleich: Im Jahr 2021/22 hat die Zahl der Studienanfänger noch bei 10.303 gelegen. Die neuen Zahlen für das aktuelle Jahr werden für August erwartet.

Nach Angaben des Stifterverbandes ist auch bundesweit beim Thema Mangel an Lehrkräften keine Besserung in Sicht. Die Zahl der Absolventen eines Lehramtsstudiums sei in den vergangenen zehn Jahre um 10,5 Prozent gesunken, so der Stifterverband. Der Verband, in dem sich Verbände, Stiftungen und Unternehmen zusammengetan haben, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Studierendenzahl im Verlauf der Ausbildung genau unter die Lupe zu nehmen. Dabei hat er den Begriff des Lehrkräftetrichters geprägt, der das derzeitige Problem anschaulich macht: Was oben an potenziellem Nachwuchs startet, kommt nämlich noch lange nicht in den Schulen an: Demnach schließen von bundesweit mehr als 50.000 Studienanfängern nur 30.300 ihr Lehramtsstudium ab. Von diesen beenden wiederum dann nur 28.300 auch das Referendariat.

Laut den Untersuchungen des Stifterverbands entscheidet sich etwa ein Drittel der Lehramtsstudierenden bereits in den ersten Semestern schon wieder gegen das Lehramt. Auch im weiteren Verlauf des Studiums kann der Weggang von Studierenden nicht durch Studiengangwechsel ausgeglichen werden. Nur fast die Hälfte derer, die starten, kommt also irgendwann auch als eingestellte Lehrkraft in den Schulen an.

Ein-Fach-Studium soll den Zugang zum Lehrerberuf attraktiver machen

Bei der Frage, wie das geändert werden kann, spricht sich der Stifterverband für ein Ein-Fach-Studium für den Zugang zum Beruf aus, um diesen attraktiver zu machen. Wer Lehrerin oder Lehrer werden will, muss momentan in der Regel auf mindestens zwei Fächer studieren. Mit dem Ein-Fach-Studium könnte sich auch Studierende, die sich erst im Laufe des Studiums für das Lehramt entscheiden, dennoch eine Möglichkeit bieten, Lehrerin oder Lehrer zu werden. In die gleiche Richtung gehen auch die Beschlüsse, die zuletzt die Kulturministerkonferenz getroffen hat. Mittelfristig sollen die Qualifikation von Ein-Fach-Lehrkräften und ein Masterstudium für Seiteneinsteiger einen Beitrag leisten, mehr Lehrkräfte zu generieren.

Außerdem will das Schulministerium das Referendariat weiterentwickeln und dabei die Rückmeldungen der Lehramtsanwärterinnen und -anwärter sowie auch der Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung einholen. Diese werden derzeit von Schulministerin Dorothee Feller besucht, um entsprechendes Feedback für Verbesserungen der Ausbildung mitzunehmen.