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Kommentar

Weniger Flexibilität, mehr Arbeit
Warum man mit Zwang keine einzige Lehrkraft mehr bekommt

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Lesezeit 2 Minuten
Eine Lehrerin einer Grundschule schreibt in englischer Sprache an die Tafel.

Gerade die flexible Teilzeitmöglichkeit lockt viele Menschen in den Lehrberuf.

Der Lehrermangel ruft nun die Aktionisten auf den Plan mit Forderungen nach weniger Teilzeit oder späterem Ruhestand. Warum die Verantwortlichen die Lage so noch verschlimmern.

Vor allem an den Grundschulen fehlen Lehrerinnen und Lehrer in Besorgnis erregendem Ausmaß, aber auch die sogenannten Mint-Fächer sind stark betroffen - Naturwissenschaften und Mathematik also, wo Kompetenzen gerade für die auch im Hinblick auf die Energiewende wichtigen Ingenieursberufe gefragt sind.

Bleiben diese Bereiche unterversorgt, droht eine Bildungskatastrophe, warnt die ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz nun, und zwar völlig zurecht.

Mehr Arbeit, spätere Rente - Das wird die Attraktivität nicht erhöhen

Wie viele Bildungspolitiker, auch in Nordrhein Westfalen, sucht die Kommission ihr Heil darin, von bereits berufstätigen Lehrkräften Mehrarbeit zu verlangen - keine Frühpensionierung, weniger Teilzeit, mehr Wochenstunden. Wer Lehrerin oder Lehrer werden will, der muss sich also auf mehr Stress gefasst machen. Auf weniger Flexibilität. Auf eine schlechtere Work-Life-Balance.

Soll das naturwissenschaftlich interessierte junge Menschen motivieren, auf Lehramt zu studieren? Eher nicht, zumal die freie Wirtschaft gerade in diesem Bereich mit besserer Bezahlung lockt. Und anders als die Schulen gerade dabei ist, den umgekehrten Weg zu gehen: Mir mehr Flexibilität und mehr Freizeit-Benefits die arg umworbenen Fachkräfte an sich zu binden.

Aktionismus wird das System auf Dauer nicht besser machen

Die derzeitigen Pläne von Politik und aus Expertenrunden zielen auf rasche Besserung, nicht auf eine wirkliche Zukunftsplanung etwa des Studiums. Das zeigt, wie dramatisch die aktuelle Situation ist. Aber wer auf Dauer nur von der Hand in den Mund lebt, betreibt Aktionismus und wird nie das System ansich verbessern.

Auf lange Sicht aber braucht Bildungspolitik genau das: Ein neu aufgesetztes System mit substanziell besseren Ideen, die in jungen Menschen den Wunsch erwecken, Lehrerin oder Lehrer werden zu wollen. Weil es ein Traumjob ist mit hoher gesellschaftlicher Anerkennung. Keine Mangelverwaltung mit immer weniger Entfaltungsmöglichkeiten für den Einzelnen.


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