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Saisonstart im Seepark ZülpichHoch hinaus im Klettergarten

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Auf dem Kletterberg spielen Marinella (r.) und Anna Marie besonders gern. 

Zülpich – 185 000 Euro steckt die Stadt Zülpich jährlich in den Seepark – selbst finanzieren kann sich die Freizeiteinrichtung trotz des Zuschusses nicht. Aber ist es das Minusgeschäft wert? Wenn man die Besucher und Beschäftigten im Seepark fragt, dann definitiv ja.

Im Uferbereich des Sees, wo die gGmbH seit Jahren versucht, Röhricht anzusiedeln, kraxelt Dr. Wolfram Kunick durch das Geäst. „Hier riecht es ein bisschen streng, weil einiges angeschwemmt wird“, sagt der Landschaftsplaner im Ruhestand. Mithilfe des Schilfs habe man versucht, das Landschaftsbild zu verbessern. Dabei sei er auch involviert gewesen. „Aber es gibt so viele Gänse hier, die machen den Röhricht nieder. Da hilft auch der Zaun davor nicht.“

Zutrauliche Wildgänse

Tatsächlich finden Besucher zurzeit überall im Park Wildgänse mit Küken vor. Die Vögel sind trotz der Jungtiere zutraulich und lassen sich auch von den Kindern nicht aus der Ruhe bringen. Und – zu Kunicks Verdruss – fressen sie sich durch die Grünanlage. „Die Kaninchen und die Gänse fressen teils leider auch sehr selektiv die Pflanzen weg“, sagt er. Ein weiterer Nachteil: der Gänsekot und damit auch der Geruch. Aber dafür können Besucher die Tiere aus der Nähe beobachten.

„Hier kommen viele Familien her“, sagt auch Marianne Odenthal. Mit ihren Enkeln, ihrer Schwester Christel Schlagloth und deren Enkeln hat sie sich im Seepark getroffen. „Ich komme eigentlich aus Köln und extra hierher, damit die Kinder ihre Cousins und Cousinen treffen. Und wenn die spielen gehen, können wir uns unterhalten“, ergänzt sie und lächelt ihre Schwester an.

Kletterberg ist die neue Attraktion

Die Mädchen Anna Marie, Celia und Marinella haben vor allem die neueste Attraktion im Seepark ins Auge gefasst: den acht Meter hohen Kletterberg. Marinella, sieben Jahre alt, erklimmt den Berg am liebsten über die Rutsche. „Man muss nur aufpassen, dass keine anderen Kinder rutschen wollen, dann geht das“, erklärt sie ihre Klettertaktik. Für Anna Marie gibt es aber nichts Besseres als den Strand am Zülpicher See, sagt sie: „Im Sommer gehe ich am liebsten ans Wasser.“

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Auch die jungen Besucher trauen sich hoch hinaus, wie hier Mathilda.

„Man hat hier einfach alles, Erholung für die Eltern und Spaß für die Kinder“, sagt Odenthal. Im Gegensatz zu ihrer Schwester lebt sie in direkter Nähe zum Seepark in Zülpich. „Wir sind Dauerkartenbesitzer, wir sind ständig hier“, erklärt sie. Überfüllt ist der Park trotz des guten Wetters aber nicht. Wenn die Temperaturen steigen, ändere sich das aber, sind Mika Grospitz und Damian Breuer vom Flying-Fox und Kletterpark überzeugt. „Der Saisonstart war richtig gut. Und jetzt ist es auch ganz gut besucht“, sagt Breuer.

Ohne Angst nach oben

Viele Kinder lassen sich heute von ihm in das nahtlose Drahtseilsystem einklinken. Vorher bekommen die jungen Gäste aber noch eine Sicherheitseinweisung von Breuer. Grospitz kontrolliert noch einmal, ob die Helme und das Equipment sitzen. Dann geht es für Gereon, Daniel, Theresa, Mathilda und Leonard hoch hinaus. Angst haben die Kinder gar keine, sagen sie. Und ihre erste Runde in dem Hochseilgarten ist es auch nicht. „Wir kommen aus Köln, aber wir waren schon mal hier“, verkündet Mathilda, bevor sie sich über den Rand der Plattform schwingt.

„Durch das nahtloses Sicherheitssystem braucht man hier wirklich keine Angst zu haben“, sagt Breuer: „Bei vielen anderen Anbietern muss man sich ein- und ausklicken, aber hier wird man einmal eingehakt und dann ist man für die gesamte Runde gesichert.“

Die Espen zittern im Wind

Für Landschaftsplaner Kunick ist das weniger interessant. Er dringt bis in die hinteren Teile des Parks vor – auch dorthin, wo andere Besucher sich nicht aufhalten sollen. An den begrünten Hängen zwischen Römerbastion und Flying-Fox kann er jeden Baum benennen und erzählen, wann und warum er gepflanzt wurde. „Hier stehen viele Ulmen, Robinien und Pappeln. Das, was hier so still im Wind zittert, sind Espen. Das Sprichwort ,Du zitterst wie Espenlaub’ kommt da her“, erklärt der Rentner.

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Gänseküken gibt es aktuell überall im Seepark zu schauen.

Die Bäume seien sogenannte Pionierarten, also solche Pflanzen, die auch auf wenig geeigneten Böden wachsen. Denn die Böden im Bereich der Zülpicher Börde seien sehr trocken. Es sei gar nicht so einfach, hier Vegetation anzusiedeln. Aber: Sobald sich einmal erste Ausläufer eines Wäldchens durchgesetzt haben, werde es einfacher: „Espen und auch die Wildkirschen hier besitzen sehr weitläufige Wurzeln, womit sie sich unterirdisch über den ganzen Waldboden ausbreiten und neue Pflänzchen sprießen lassen.“

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Wolfram Kunick kennt jede Pflanze im Park.

Mit der Bepflanzung hätten die Betreiber des Parks versucht, schnell und kostengünstig eine Begrünung zu schaffen. „Jetzt wird es aber langsam Zeit, andere Arten zu ergänzen“, sagt Kunick. Deshalb gebe es auf dem Stück auch vermehrt junge Eichen – und auch eine alte. „Das ist eine Stieleiche. Die Blätter besitzen lange Stiele, genau wie die Früchte, die auf Stielen sitzen“, erklärt er anhand eines heruntergefallenen Blattes.

Einmal im Monat im Park

Der Rentner kommt zwar aus Bornheim, nimmt den Weg zum Seepark aber regelmäßig auf sich. „Man kann sagen, das ist immer noch mein Beruf, mein Hobby.“ In der Vergangenheit habe er mehrere Aufträge für die Seepark gGmbH erledigt. Jetzt komme er freiwillig etwa einmal im Monat in den Park. „Ist ja gar nicht so weit“, sagt er.

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Eier mit Naturfarben angemalt

Mit zwei Klappwagen zieht er leere Eierkartons aus dem Seepark zum Schuppen auf der anderen Straßenseite vor dem Parkplatz. „Wir haben mit Naturfarben gefärbt, zum Beispiel Zwiebelschalen. Das ist eine umweltfreundliche Alternative“, erzählt er und hält den Sack mit den Schalen in die Luft. „Die färben die Eier dunkel und mit Essig kann man dann darauf malen.“ Auch er wohnt nicht weit entfernt. „Ich komme immer mit dem Fahrrad her“, sagt Bus: „Bei schönem Wetter bin ich oft hier.“