Köln – Wie stimmungsvoll der Europapokal bei einem Traditionsklub sein kann, wie er eine Stadt in den Bann zieht, das hat Jeff Chabot im Teenageralter hautnah erlebt. Damals, im Alter von 15, 16 Jahren war der gebürtige Hanauer nicht nur Nachwuchsspieler bei Eintracht Frankfurt, sondern auch Balljunge bei den Spielen der Profis.
„Wenn man bei dem Klub selbst spielt und dann auch noch bei den großen Spielen so nah dabei sein kann, dann fiebert man automatisch mit“, sagt Chabot. Die Eintracht hatte sich in der Saison 2013/14 über die Playoffs für die Europa League qualifiziert, die fünf Heimspiele wurden damals zu Festspielen. Beim dramatischen Aus der von Armin Veh trainierten SGE gegen den FC Porto war Chabot dabei. Und er hätte nichts dagegen, wenn sich solche Festtage auch beim 1. FC Köln wiederholen könnten. Am besten mit ihm als Protagonisten in Steffen Baumgarts Mannschaft.
Chabot: „In Köln wäre das mindestens genauso“
Der Hesse verfolgt die Eintracht, deren Trikot er sieben Jahre trug, bis heute genau. Nach dem sensationellen Europapokalsieg sei die Stadt vor Freude förmlich explodiert. „Das war gigantisch. Aber ich bin mir sicher: In Köln wäre das mindestens genauso. Beide Klubs haben große Tradition und viele und verrückte Fans. Vielleicht kommt der FC ja auch mal in so eine Situation. Der Weg ist lang, aber die Eintracht taugt da als Vorbild. Wer hätte denn vor der Saison damit gerechnet, dass Frankfurt den Titel holt?“, sagt Chabot.
Seit Ende Januar diesen Jahres ist der 1,95 große Verteidiger nun Profi beim FC. Der Bundesligist hat Chabot bis zum 30. Juni 2023 von Sampdoria Genua ausgeliehen. Köln hat sich wie die Eintracht damals für die Playoffs qualifiziert, allerdings die der Conference League. Der erste Schritt ist getan. Der zweite für Chabot wäre, wenn zu einem wesentlichen Faktor in der Kölner Mannschaft würde.
Noch nicht genügend Einsatzzeiten für Chabot
Das war in seiner ersten Halbserie in Köln noch nicht der Fall. Nur auf vier Bundesliga-Einsätze, zwei von Beginn an, kam der Verteidiger. Zufriedenstellend sei die Ausbeute nicht, sagt Chabot, fügt aber an: „Im Winter war es für mich nicht leicht. Die Umstellung vom italienischen Fußball war nicht so einfach. Es ging nicht in erster Linie um das höhere Tempo, sondern um die Spielweise mit dem aggressiven Pressing unter Steffen Baumgart. Ähnlich hatte ich der Jugend bei RB Leipzig gespielt, aber das ist Jahre her.“
In der Innenverteidigung waren zudem Timo Hübers und Luca Kilian gesetzt. „Timo und Luca haben das auch gut gemacht, das muss man anerkennen. Aber es gibt für jede Position immer zwei, drei Spieler. Meine Aufgabe ist es, Gas zu geben, bereit zu sein. Und ich bin bereit“, sagt Chabot, der voll des Lobes für das Team ist: „Ich habe selten eine Mannschaft gesehen, die so gut Neuzugänge aufnimmt. Man fühlt sich direkt wohl. Ich habe mich gefreut, den Schritt zum FC gemacht zu haben und bereue ihn überhaupt nicht.“
Kaufpflicht des FC von Anzahl der Einsätze abhängig
Trotz der wenigen Einsätze habe er nicht das Gefühl gehabt, weit weg von der Startformation zu sein. Auch deshalb kam für ihn ein erneuter Vereinswechsel nicht in Frage. „Ich wollte unbedingt nach Deutschland zurück. Mein ganzer Fokus liegt auf dem FC, hier will ich mich beweisen“, sagt der frühere U21-Nationalspieler des DFB, für den der 1. FC Köln nach Sparta Rotterdam, dem FC Groningen, Spezia Calcio und Sampdoria Genua bereits der fünfte Profiverein ist.
Chabot hätte nichts dagegen, in Köln etwas länger zu bleiben. Er hat es selbst in der Hand. Im Anschluss an seinen bis 2023 laufenden Vertrag soll abhängig von der Anzahl der Einsätze eine Kaufpflicht des FC in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro greifen. Der Verteidiger hat viel vor, in der Sommerpause hat er mit einem Privattrainer gearbeitet. Für seine Leistungen bekommt er Lob. Er ist deutlich näher dran an der Startelf, zumal Luca Kilian zuletzt angeschlagen war und noch nicht in Bestform ist. Vielleicht erlebt Chabot auch bald als FC-Profi sagenhafte Europapokal-Nächte.