AboAbonnieren

Über 1200 Anmeldungen für „Stammtisch“Die Mitglieder des 1. FC Köln erwarten endlich Antworten

Lesezeit 3 Minuten
Vorstand und Geschäftsführung des 1. FC Köln (v.l.): Christian Keller, Carsten Wettich, Werner Wolf, Philipp Türoff, Markus Rejek, Eckhard Sauren posieren vor der Saison-Abschlussfeier Ende Mai 2023.

Vorstand und Geschäftsführung des 1. FC Köln (v.l.): Christian Keller, Carsten Wettich, Werner Wolf, Philipp Türoff, Markus Rejek, Eckhard Sauren

Nach dramatischen Vereinstagen stellen sich FC-Vorstand und -Geschäftsführung am Mittwochabend den Fragen der Mitglieder.

Es werden zwar keine Geschäftszahlen präsentiert, es gibt auch keine Jahresberichte, keine Beschlussfassungen über mögliche Entlastungen, keine Anträge und erst recht keine Wahlen, dennoch gleicht der so genannte „Mitgliederstammtisch“ des 1. FC Köln am Mittwochabend ab 18 Uhr schon ein bisschen einer Mitgliederversammlung des Bundesligisten.

Alleine der Rahmen ist schon mal ähnlich: Über 1200 Mitglieder haben sich für die Veranstaltung angemeldet, zu der in vergangenen Zeiten der Vorstand einlud. Zum Vergleich: Bei der letzten Mitgliederversammlung Ende September waren 1199 Mitglieder anwesend, gegen Ende, als die Entlastung der Gremien anstand, nur noch 741.

Der 1. FC Köln trug dem großen Interesse Rechnung und verlegte den Stammtisch kurzerhand vom „12. Mann“ im Rhein-Energie-Stadion in die MMC-Studios. In Ossendorf wird für gewöhnlich der RTL-Klassiker „Deutschland sucht den Superstar“ gedreht. Beim Bundesligisten wird es jetzt zwar nicht heißen: „Köln sucht die Schuldigen“, dennoch hat der Ansturm seinen Grund: Nach den dramatischen, chaotischen Tagen kurz vor Weihnachten erwarten die Mitglieder klare Antworten auf viele drängende Fragen. Und werden sie auch einfordern.

1. FC Köln: Es rumort im Klub nach Cas-Urteil und Baumgart-Trennung

Es rumort erheblich innerhalb des Vereins nach dem sportlichen Absturz auf Platz 17, nach der Trennung des lange so populären Cheftrainers Steffen Baumgart und vor allem nach dem fatalen Cas-Urteil. Die Richter in Lausanne bestätigten das Fifa-Urteil, das dem 1. FC Köln als erstem deutschen Profi-Klub überhaupt eine Transfersperre einbrachte – und zwar gleich bis Januar 2025. Die Mitglieder wollen wissen, wie es überhaupt zu dem verheerenden Urteil kommen konnte, warum man es trotz großen juristischen Beistands nicht kommen sah und wie es überhaupt um die Wirksamkeit der Kontrollorgane und -mechanismen im Verein bestellt ist.

In der Einladung des Klubs hieß es, dass „einige Zusammenhänge in der öffentlichen Diskussion sehr vereinfacht dargestellt“ worden seien. Also angeblich auch von den Medien. Doch mit der bisher vorgetragenen Überzeugung der Vereinsführung, dass man nichts falsch gemacht und sich schon gar nichts zuschulden kommen lassen habe, werden sich viele Mitglieder wohl kaum zufriedengeben. Das Urteil ist nun einmal da – auch wenn es für manchen vielleicht unverhältnismäßig hart daherkommt. Der sportliche Absturz ist ebenfalls Realität. Und natürlich wollen die Mitglieder wissen, wie die Vereinsführung gedenkt, mit dieser Situation umzugehen.

Am 22. Dezember, nach dem „schwarzen Donnerstag“, hatte sie den Ernst der Lage heruntergespielt („Es ist, wie es ist“), hatte von einem „guten Fundament“ beim FC oder von „Tag eins“ der neuen Zeitrechnung gesprochen. Und damit bei vielen Fans für Fassungslosigkeit gesorgt. Nun muss es anders laufen.

Der Vorstand um Präsident Werner Wolf und seine Stellvertreter Eckhard Sauren und Carsten Wettich sowie die Geschäftsführer Christian Keller (Sport) und Philipp Türoff (Finanzen), die im Transferstreit um Sturm-Talent Jaka Cuber Potocnik keine außergerichtliche Einigung mit Olimpija Ljubljana erzielen konnten, werden sich äußern und viele Fragen beantworten müssen. Zudem werden mit Ho-Yeon Kim und Fabian Schwab der Vorsitzende des Mitgliederrats und sein Stellvertreter ebenfalls teilnehmen.

Doch keiner von ihnen kann bisher so recht abschätzen, wie die Stimmung in den MMC-Studios werden wird. Die Mitglieder, die Fragen an die Bosse haben, müssen nicht an ein Rednerpult treten, sondern ihnen wird in der Halle das Mikrofon gereicht. Wird „nur“ kontrovers diskutiert und gestritten? Wird es am Ende gar nur ein Sturm im Wasserglas? Oder schaukelt sich die Stimmung hoch? Man kann für alle beim 1. FC Köln, natürlich auch für die zu Recht kritisierten Verantwortlichen, nur hoffen: Es darf und sollte eine Aussprache werden, die hart in der Sache ist. Mit persönlichen Angriffen unter der Gürtellinie indes ist keinem geholfen, sie schaden nur. Das zeigt sich gerade in Deutschland in vielen Bereichen der Gesellschaft.