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1. FC Köln gegen HerthaAls das „Tor des Jahres“ die Partie kippte

Lesezeit 3 Minuten
Hertha-Stürmer Alex Alves spielt den Verteidiger Moses Sichone vom 1. FC Köln aus.

Hertha-Stürmer Alex Alves narrte nicht nur Moses Sichone.

Der 1. FC Köln erlebte in der Saison 2000/2001 viele Höhen und Tiefen. Sinnbildlich dafür steht eine vermeidbare Pleite in Berlin.

Ende September 2000 war die Euphorie über die Rückkehr in die Bundesliga beim 1. FC Köln bereits wieder ersten Sorgenfalten gewichen. Nach einem blamablen 2:5 in der ersten Pokalrunde lief es im Liga-Alltag ebenfalls nicht wie erhofft.

Nach nur einem Erfolg in den ersten sechs Spieltagen hing die Mannschaft von Trainer Ewald Lienen im Tabellenkeller fest. Aus den bisherigen vier Partien im September gab es nur zwei Unentschieden auf der Habenseite zu notieren.

Bundesliga in der Baustelle Olympiastadion

Am 7. Spieltag musste der FC zu Hertha BSC in die Baustelle Olympiastadion. Der letzte Sieg in der historischen Arena, die bei laufendem Spielbetrieb modernisiert wurde, datierte vom 16. Dezember 1978. Seit dem war der 1. FC Köln in sieben Anläufen im Westend sieglos geblieben.

Ein Teil des Unterrangs des Berliner Olympiastadions ist im Rahmen der Modernisierungsarbeiten abgerissen worden.

In der Saison 2000/2001 spielte Hertha BSC in einer Baustelle, da das Olympiastadion bei laufendem Spielbetrieb modernisiert wurde.

Bei schönstem Spätsommerwetter begann der FC solide und überstand die erste Drangphase der Gastgeber. Vor 37.700 Zuschauern gelang Archil Arveladze in der 23. Minute mit dem ersten Kölner Angriff die Führung. Nur fünf Minuten später wurde Miroslav Baranek im Strafraum gefoult.

Dirk Lottner verwandelt Kölner Elfmeter souverän

Den fälligen Elfmeter verwandelte Dirk Lottner souverän. Im Gästeblock herrschte ausgelassene Freude. Die mitgereisten FC-Fans konnten ihr Glück nach den enttäuschenden letzten Wochen kaum fassen.

Fans des 1. FC Köln freuen sich im Berliner Olympiastadion über ein Tor ihrer Mannschaft.

Die FC-Fans im Moment von Lottners Elfmeter-Treffer zum 2:0.

Was nun folgte, war ein unglaublicher Husarenstreich. Noch während sich die Gästefans freudig abklatschten, jubelte bereits der Hertha-Anhang. Was war geschehen?

Alex Alves Wirkungstreffer vom Mittelpunkt

Mehr oder weniger vom Anstoßpunkt weg hatte Hertha-Stürmer Alex Alves den Ball nach einem kurzen Anlauf über den perplexen Markus Pröll hinweg ins Tor geschossen. Der Schlussmann des 1. FC Köln hatte sich ein wenig zu weit vor seinem Kasten noch über Lottners Treffer gefreut.

Beim Boxen würde man an dieser Stelle von einem Wirkungstreffer sprechen. In der entstandenen Verwirrung über dieses schnelle Gegentor verlor die Hintermannschaft jegliche Ordnung. Beinahe hätte Alves nur zwei Minuten nach seinem Kunstschuss den Ausgleich selbst erzielt.

Die Anzeigentafel im Berliner Olympiastadion zweigt den Zwischenstand von 1:2 zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Köln an.

Bei diesem Zwischenstand blieb es zur Enttäuschung der Kölner nicht lange.

Zwar konnte Pröll Alves Versuch gerade noch abwehren, doch gegen den Abstauber von Preetz war er machtlos. Damit nicht genug, gingen die Herthaner noch vor der Halbzeit in Führung. Bei der Direktabnahme von Dariusz Wosz war Pröll erneut ohne jede Chance.

„Tor des Jahres“ ist kein Trost für Kölner Fans

Unmittelbar nach der Pause erhöhte erneut Wosz (47.) auf 4:2. Um beim Vergleich zum Boxen zu bleiben: der Knockout für den Aufsteiger vom Rhein. Zwar bemühte sich der FC nach Kräften, doch die Berliner verteidigten routiniert die Führung über die Zeit.

Es wird kein Trost für die FC-Fans gewesen sein, dass sie Zeugen des „Tor des Jahres“ geworden waren. Die Zuschauer der Sportschau wählten den Fernschuss von Alves nämlich auf Platz 1 der beliebten Rückschau.

Sehr wahrscheinlich gehört dieses Tor im September 2000 zu den Höhepunkten der Karriere des brasilianischen Stürmers. Er verließ Hertha BSC, wo er nie richtig Fuß fasste, noch vor Ende der Vertragslaufzeit und kehrte in seine Heimat zurück. Alex Alves verstarb am 14. November 2012 an den Folgen einer seltenen Knochenmarkerkrankung. Er wurde nur 37 Jahre alt.

Trotz dieser Pleite in der Hauptstadt fing sich die Mannschaft des 1. FC Köln bekanntermaßen noch im Laufe der Hinrunde. Am Saisonende 2000/2001 standen für einen Aufsteiger ordentliche 46 Punkte, gleichbedeutend mit Platz 10, zu buche. Rein rechnerisch sind in der laufenden Spielzeit noch 47 Punkte möglich.