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Nach Engels-KritikErneute Unruhe um Nominierung für Vizepräsidenten-Posten beim FC

Lesezeit 4 Minuten
Jörg Jakobs

Horst Heldt mit Jörg Jakobs und Erich Rutemöller (v.l.) sowie Geschäftsführer Alexander Wehrle beim Training im Franz-Kremer-Stadion.

  1. Der 1. Fc Köln sucht einen neuen Vizepräsidenten. Am Samstag müssen der Wahlkommission die Kandidaten für die jeweils im Herbst anstehenden Wahlen zur Prüfung vorgestellt werden.
  2. Alles läuft darauf hinaus, dass der bisherige Vizepräsident Carsten Wettich nominiert wird.
  3. Nach dem erfolglosen Versuch von Altstar Stephan Engels hatte nach Informationen dieser Zeitung auch Vorstands-Berater Jörg Jakobs seine Bereitschaft zur Kandidatur signalisiert, fand aber ebenfalls keine Berücksichtigung.

Köln – Dieser Samstag wird ein bedeutungsvoller sein für den 1. FC Köln, denn erstmals seit dem 29. Februar wird die Profimannschaft wieder vor Publikum spielen. Das Kölner Gesundheitsamt hat die Freigabe für eine Teilöffnung des Franz-Kremer-Stadions bei den Tests gegen Blau-Weiß Lohne und Deutz 05 erteilt, 200 Fans dürfen ins Stadion. Mitglieder können sich online um Karten bemühen, der Eintritt ist frei.

Allerdings ist am Samstag auch der 15. August, an diesem Tag müssen der Wahlkommission des 1. FC Köln e.V. satzungsgemäß die Kandidaten für die jeweils im Herbst anstehenden Wahlen zur Prüfung vorgestellt werden. Weil im vergangenen Dezember, gerade 100 Tage nach der Wahl des neuen Vorstands, Vizepräsident Jürgen Sieger zurücktrat, steht dem 1. FC Köln die nächste Vorstandswahl ins Haus. Seit dem 1. Juni hatten Mitglieder Zeit, sich dem Mitgliederrat vorzustellen, am Samstag endet diese Phase mit der Nominierung. Alles läuft darauf hinaus, dass Carsten Wettich (40) nominiert wird, der Anwalt, der im Dezember für Sieger aus dem Mitgliederrat nachrückte und ausreichend Gefallen am Amt gefunden hat, um weitermachen zu wollen.

Carsten Wettichs Nominierung sorgt für Kritik

Wettichs Nominierung gilt schon länger als abgemacht, was zuletzt für Kritik gesorgt hat. Denn Stephan Engels (59), ehemaliger FC-Profi und -Trainer, hatte ebenfalls kandidieren wollen. Engels hatte jedoch keinen Termin beim Mitgliederrat erhalten. Erst nachdem man ihm mitgeteilt hatte, dass es im Gremium bereits eine Mehrheit für Wettich gebe, waren ihm Treffen angeboten worden. Darauf hatte Engels dann verzichtet, „warum soll ich mich jetzt noch einem Gremium vorstellen, das seine Entscheidung längst getroffen hat? Das ist Klüngel hoch zehn und ein schlechter Witz“, sagte der Pokalsieger von 1983 dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ und übte deutliche Kritik an Stefan Müller-Römer, dem Vorsitzenden des Mitgliederrats.

Die Sache mit den Terminschwierigkeiten hatte noch eine kleine Pointe, denn in dieser Woche führte das Schicksal die beiden Herren überraschend zusammen – und zwar auf einem Flug von Mallorca nach Köln, auf dem Engels und Müller-Römer nur eine Reihe trennte. Üblicherweise sind die Abstände zwischen den beiden größer.

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Für ein Nominierungsgespräch war es da zu spät, doch war Engels nicht der einzige Kandidat, der sich erfolglos um die Chance auf eine Präsentation bewarb. Eine ungleich aussichtsreichere Kandidatur wäre jedoch einem anderen zuzutrauen gewesen, der sich ebenfalls präsentieren wollte – und nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ebenfalls keine Berücksichtigung fand: Jörg Jakobs (49), der ehemalige Sportdirektor des 1. FC Köln, der mittlerweile eigentlich als Berater des Vorstands fungiert.

Ex-Sportdirektor Jakobs berät jetzt den Vorstand

Dass sich Jakobs nun gegen den Vorstand positionierte, den er eigentlich als enger Vertrauter in sportlichen Fragen unterstützen soll, hat eine gewisse Brisanz. Sowohl Präsident Werner Wolf als auch Vize Eckhard Sauren fehlt der sportliche Hintergrund. Es wäre Jakobs, der dem 1. FC Köln seit vielen Jahren verbunden ist, durchaus zuzutrauen, dass er tatsächlich die Geschicke des Vereins mitbestimmen wollte. Doch als Kandidat am Vorstand vorbei? Es dürfte dem promovierten Sportwissenschaftler klar gewesen sein, dass sein Vorstoß auch als Protest am Verfahren gedeutet wird.

Dass sich der Mitgliederrat bereits früh auf Wettich festgelegt haben soll, gilt Jakobs, losgelöst von Wettichs Eignung für das Amt, als Beleg für die mangelnde Transparenz des Verfahrens – was ein Kritikpunkt ist, den bereits Engels vorgebracht hatte und den Jakobs nun noch einmal verstärkt.Wie die Vorstandsarbeit nun weitergehen soll, ist schwierig auszumachen. Mit Ex-FC-Trainer Erich Rutemöller (75) bildet Jakobs das Kompetenzteam Sport des Vorstands, doch dürfte die vertrauensvolle Zusammenarbeit einen schweren Schlag erlitten haben. Jakobs wollte sich am Donnerstag nicht äußern.

Wehrle hätte Kaufmann gerne behalten

Bereits am Mittwochabend hatte der Vorstand die Trennung von Mediendirektor Tobias Kaufmann mitgeteilt. Zwar ist Kaufmann (44) Angestellter der 1. FC Köln KG aA und damit Geschäftsführer Alexander Wehrle (45) unterstellt, der seinen leitenden Angestellten nach sieben Jahren im Job gern behalten hätte. Doch gegen Wehrles Willen musste Kaufmann nun gehen – es war das Ende einer Entwicklung, die sich seit dem Vorstandswechsel im vergangenen Herbst abgezeichnet hatte.Am Geißbockheim herrscht damit in diesem Sommer weiter Unruhe.

FC kalkuliert in Krise mit 25 Millionen Mindereinnahmen

Anlässlich des Mitgliederstammtischs eröffnete Wehrle den FC-Fans, dass der Verein wegen der Folgen der Corona-Krise und ausbleibender Zuschauer-Einnahmen mit 25 Millionen Euro Mindereinnahmen kalkuliert. Manager Horst Heldt muss also ohne finanziellen Spielraum den aufgeblähten Kader einerseits verkleinern, gleichzeitig jedoch verstärken, um die Klasse halten zu können. Eine Krise zwischen Vereinsvorstand und Gremien einerseits und der operativen Ebene wird nicht zur Beruhigung beitragen.