Ein in der Offensive erneut sehr harmloser 1. FC Köln verliert in Unterzahl 0:2 im Breisgau. Die Analyse zum vorletzten Spiel der Hinrunde.
0:2 in FreiburgChabots Platzverweis leitet Kölner Niederlage ein
Nach dem Abpfiff wirkten einige der nur noch neun Feldspieler des 1. FC Köln entgeistert und enttäuscht, andere schienen mit den Kräften am Ende. Wer sich noch keine großen Sorgen um den FC gemacht hat, der sollte seine Entscheidung vielleicht überdenken. Denn mit Offensiv-Leistungen wie der am Sonntag beim 0:2 in Freiburg wird es mit dem Bundesliga-Klassenerhalt ganz schwer.
Der Platzverweis von FC-Verteidiger Jeff Chabot in der 62. Minute beim Stand von 0:0 leitete die Niederlage ein. Die eingewechselten Michael Gregoritsch (72.) und Roland Sallai in der Nachspielzeit trafen für den in Überzahl dann drückend überlegenen Sport-Club zum verdienten Sieg.
1. FC Köln: Baumgarts Team hat in 15 Ligaspielen erst zehn Tore erzielt
Die Lage der Kölner ist besorgniserregend: Sie haben in 15 Ligaspielen erst zehn Punkte geholt und nur zehn Tore erzielt. Ihr Glück: Das reicht derzeit zu Relegationsplatz 16. Auf den FC wartet zum Jahresabschluss wieder eine weite Reise: Mittwoch (18.30 Uhr) kommt es zum Keller-Duell bei Union Berlin.
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„Es interessiert keinen, ob die Leistung jetzt besser war oder nicht. Heute verlierst du, gegen Mainz haben wir wenigstens einen Punkt geholt. Die Leistung war okay, bis zum Platzverweis waren wir auf Augenhöhe“, sagte nachher FC-Trainer Steffen Baumgart, der die Ampelkarte aber nicht als den „Knackpunkt“ (O-Ton Sport-Geschäftsführer Christian Keller) für die Niederlage ausmachen wollte. „Wir hatten wieder genug Aktionen, vor allem nach vorne, in denen du merkst, dass die Jungs nicht die Sicherheit haben.“ Dennoch habe er heute mehr von der Art des Fußballs gesehen, den er sich vorstelle. Er, Baumgart, habe auch weiter „Lösungen“, wie der FC einen Weg aus dem Keller finden könnte. Aber er stellte sich auch den Realitäten: „Ich glaube weiterhin an unseren Weg. Aber wir fahren keine Ergebnisse ein. Und deshalb kommt berechtigte Kritik auf.“
Der in der 60. Minute eingewechselte Mark Uth („Ich würde auch gerne mal wieder von Anfang spielen, doch das entscheidet der Trainer“) kam zu einer gewagten These: Nach dem Platzverweis sei man zwar chancenlos gewesen, doch davor offenbar ganz gut: „So sind wir konkurrenzfähig und müssen so weitermachen.“
FC-Coach verändert Team auf vier Positionen – Finkgräfes Startelf-Debüt
Im Vergleich zur trostlosen Nullnummer gegen Mainz hatte Baumgart seine Startelf gleich auf vier Positionen verändert. Die größte Überraschung war sicherlich, dass der Coach Max Finkgräfe (19) zum Startelf-Debüt in der Bundesliga verhalf. Routinier Dominique Heintz saß auf der Bank. Rechts hinten verteidigte wieder Benno Schmitz anstelle von Rasmus Carstensen, Kapitän Florian Kainz rückte für Linton Maina ins Team. Und in der Sturmspitze löste der wiedergenesene Davie Selke Steffen Tigges ab. Der bisher enttäuschende Neuzugang Faride Alidou war zwar mit der Mannschaft in den Breisgau gereist, doch für einen Kader-Platz reichte es nicht.
Die Freiburger, die drei Tage zuvor noch bei West Ham United in der Europa League gefordert waren (0:2), hatten wegen der angespannten Personalsituation nur sieben statt der erlaubten neun Reservespieler auf der Bank.
Den Kräfteverschleiß des Gegners ausnutzen, das wollten die Kölner. Sie versteckten sich zu Beginn keineswegs, setzten Freiburg immer wieder früh unter Druck. Nach Flanke von Luca Waldschmidt kam Jan Thielmann im Strafraum mit dem langen Bein an den Ball, bekam aber keinen Druck mehr hinter den Schuss (10.).
Der Spielfluss war dann aber schnell dahin – und das lag nicht an Baumgarts Team. Als die zwölf Schweigeminuten als Protest gegen die DFL-Investorenpläne beendet waren, folgten nicht nur minutenlange „Scheiß-DFL“-Gesänge aus beiden Fanlagern, sondern es flogen auch viele Gegenstände, darunter die an diesem Wochenende beliebten Goldtaler auf den Rasen. Die mussten beseitigt werden, sogar Laubbläser waren im Einsatz. Fünf Minuten dauerte das. Und es dauerte auch, bis der FC zurück ins Spiel fand.
Freiburg übernahm nach 25 Minuten die Initiative. Vincenzo Grifo probierte es zweimal mit Schlenzern. Torlos ging es in die Kabinen, und das war folgerichtig. Etwas rasanter wurde es zu Beginn des zweiten Durchgangs. Im Luftduell mit Chabot ging Freiburgs Lucas Höler im Strafraum zu Boden. Die Szene wurde vom Videoassistenten überprüft, für einen Elfmeter war der Armeinsatz von Chabot aber zu wenig. Auf der Gegenseite zog Kainz ab, sein Schuss ging knapp vorbei (48.). Nach 60 Minuten reagierte Baumgart gleich dreifach, brachte Uth, Maina und Denis Huseinbasic für Kainz, Ljubicic und Waldschmidt.
Freiburg vergibt in der Schlussphase viele Chancen, Sallai macht den Deckel drauf
Zwei Minuten später ging die Partie für die Gäste allerdings in Unterzahl weiter: Nach einem schlimmen Fehlpass von Jan Thielmann kam Chabot gegen Höler zu spät und traf diesen per Grätsche. Schiedsrichter Harm Osmers zückte die Ampelkarte (62.). Dennoch hätte der FC in der 68. Minute in Führung gehen können, doch Uth traf fünf Meter vor dem Tor den Ball nicht richtig. Die Führung gelang dann allerdings Freiburg: Der eingewechselte Roland Sallai schlug eine Flanke auf den langen Pfosten. Dort hatte Merlin Röhl viel zu viel Platz. Seinen Kopfball konnte Schwäbe noch parieren, doch der ebenfalls eingewechselte Michael Gregoritsch schaltete schneller als Timo Hübers und schob aus kurzer Distanz zum 1:0 ein (72.). „Hübers rutscht aus. Das ist mein Glück. Ich stand halt richtig“, sagte Gregoritsch später.
Freiburg war nun klar überlegen. Röhl, Gregoritsch und Sallai hätten das Spiel früh entscheiden können oder sogar müssen, nutzten ihre großen Chancen aber nicht. In der Nachspielzeit machte Sallai doch noch den Deckel drauf, nach der Flanke von Gregoritsch schraubte sich der Ungar hoch und köpfte zum 2:0 ein.