Die beiden FC-Profis wurden gefeiert, bedankten sich und drehten eine letzten Ehrenrunde in Müngersdorf.
Hector und Horn gehen„Maat et joot“ – Bewegende Momente des Abschieds im Kölner Stadion
Während die Spieler des FC Bayern München noch mit der Meisterschale vor ihren Fans im Gästeblock triumphierten, wollten die Kölner am Samstag um 17.44 Uhr mit dem „Wesentlichen des heutigen Nachmittags“ beginnen, wie es Stadionsprecher Michael Trippel in gänzlich kölscher Bescheidenheit sagte.
Die Mannschaft, der Stab, Altinternationale, Mitarbeiter und Freunde standen auf dem Rasen des Rhein-Energie-Stadions Spalier für zwei prägende Spieler des 1. FC Köln, die Abschied vom Bundesligisten nahmen. Selbst die Bayern-Spieler unterbrachen kurz ihre Titel-Feierlichkeiten und eilten herbei. Aus den Lautsprechern erklang „Simply the Best“, der Hit des in dieser Woche verstorbenen Rock-Superstars Tina Turner, Und dann kamen Jonas Hector und Timo Horn noch einmal aus den Katakomben und liefen auf den Platz in Richtung des Vorstands und der Geschäftsführung des Bundesligisten, die unter einem Torbogen auf das Duo warteten. Auf dem stand: „Maat et joot, Jonas & Timo“.
Bewegende Momente des Abschieds von Jonas Hector und Timo Horn
Für Kapitän Hector, der am Samstag auch noch Geburtstag hatte und 33 Jahre alt wurde, und den langjährigen Stammtorhüter Horn waren es die letzten Momente beim FC. Und es waren äußerst bewegende.
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Sport-Geschäftsführer Christian Keller ergriff das Mikrofon und blickte erst auf die Karriere von Horn am Geißbockheim zurück. Und er hatte gut recherchiert. Horn sei der Spieler, der seit Gründung des Klubs im Jahr 1948 am längsten überhaupt für FC gespielt habe. 21 Jahre war es insgesamt, 329 Pflichtspiele bestritt der Keeper, der vor rund anderthalb Jahren nach einer Verletzung seinen Stammplatz zwischen den Pfosten an Marvin Schwäbe verloren hatte. Nun wird der Silbermedaillen-Gewinner von Rio seine Karriere woanders fortsetzen. Möglicherweise im benachbarten Ausland.
Keller sagte in Richtung des 30-Jährigen: „Du bist den Weg in die 2. Liga mitgegangen, obwohl du damals ganz andere Optionen hattest. Das zeigt deine absolute Liebe für den FC. Du bist ein Teamplayer und hast großen Teamgeist. Und dich zeichnet Mut aus. Nach 21 Jahren im Klub noch mal etwas anderes zu machen, das ist extrem mutig.“ Horn, der wie Hector von seiner Familie begleitet wurde, hatte sichtlich mit den Tränen zu kämpfen. Als Geschenk bekam er dann von den beiden Vizepräsidenten Eckhard Sauren und Carsten Wettich einen Karnevals-Orden, ein Portrait und einen Mini-Hennes.
Christian Keller über Hector: „Die totale Liebe und Hingabe für den FC“
Danach richtete Keller das Wort an Hector, der von 2010 bis 2023 347 Pflichtspiele für die Kölner bestritt, 43 Mal für die Nationalmannschaft auflief und nun seine Karriere an seinem Geburtstag beendete. Es gebe nur fünf Spieler, die wie Hector fünf Jahre oder länger FC-Kapitän waren, rechnete Keller vor. Hector stehe nun in einer Reihe mit Wolfgang Overath, Hans Schäfer oder Pierre Littbarski. „Was dich auszeichnet, ist die totale Liebe und Hingabe für den FC, die Identifikation mit dem Klub sowie eine extreme Authentizität. Du hast dich nie von dem harten Fußball-Geschäft vereinnahmen lassen. Du bist deinem Weg immer treu geblieben. Sei stolz auf alles, was du hier gemacht hast“, sagte der Sportchef. Wie Horn zuvor, wurde er von den Kölner Fans mit Sprechchören gefeiert und erhielt vom Vorstand dieselben Präsente.
Als dann „Tommi“, der Song von AnnenMayKantereit, erklang, war in Müngersdorf richtig Gänsehaut angesagt. Mit diesem Lied hatten die FC-Profis in der Kabine immer ihre Siege gefeiert und es inbrünstig mitgesungen. Jetzt tat dies der Stadion-Chor.
Horn ergriff das Wort, sagte in Richtung der Fans: „Ich bin überwältigt. Ich habe immer davon geträumt, vor euch spielen zu dürfen. Das ist für viele Jahre in Erfüllung gegangen. Das ist das Größte für mich. Ich bin euch für all die unvergesslichen Momente dankbar. Es war mir eine Ehre.“ Und es sei für ihn ebenfalls eine Ehre gewesen, so lange mit Hector zusammengespielt zu haben. „Du bist einer der größten Spieler, die der FC je hatte. Du kannst unfassbar stolz auf dich sein“, sagte Horn in Richtung seines Mitspielers.
Dem Kapitän war es dann vorbehalten, die letzten Worte des Abends an die Anwesenden zu richten. „Köln, seid ihr gut drauf“, animierte Hector gleich zweimal die Fans lautstark, dann kamen von ihm leisere Töne: „Ich kann einfach nur danke sagen. Ich bin froh, dass ich meine ganze Karriere hier verbringen durfte. Auch wenn es hier mal schlechtere Zeiten gab, habe ich mich hier immer wohlgefühlt.“ Die vergangenen zwei Jahre sei es sportlich dann wieder deutlich besser gelaufen. „Das hat es mir einfacher gemacht, jetzt meine Karriere zu beenden.“ Als Hector dann von seinen Eltern, seiner Frau und seinem kleinen Sohn sprach, stockte kurz seine Stimme. Der Ex-Nationalspieler sammelte sich dann wieder: „Es war mir immer eine Ehre hier zu spielen. Ich bin aber auch froh, jetzt nicht mehr hier zu spielen“, schloss Hector in seiner ihm doch ganz eigenen Art.
Hector und Horn drehen Letzte Ehrenrunden im Stadion
Das Duo drehte danach seine letzten Ehrenrunden im Stadion. Endstation war vor der Südtribüne, dort kletterten beiden Spieler auf den Zaun und feierten mit den Fans nochmal gemeinsam. Diese hatten bereits vor dem Anpfiff für ihre scheidenden Helden ein riesiges Transparent entrollt: „ Gefühl ist wichtiger als Geld“. In der Halbzeitpause stand auf einem Banner: „Die Zeit schreibt Geschichten – wer ewig bleibt, ist Teil davon.“
Die Abschieds-Zeremonien beim FC gingen am Abend weiter, am Sonntag folgt dann noch der interne Saisonkehraus, wenn sich Mannschaft und Mitarbeiter im kleineren Kreis treffen. Dann werden auch Ellyes Skhiri und Sebastian Andersson offiziell verabschiedet, die ebenfalls den Bundesligisten verlassen.