Erstmals seit 1964 stehen sich am Freitag die Bundesliga-Gründungsmitglieder Preußen Münster und 1. FC Köln wieder in einem Pflichtspiel gegenüber.
FC-Legende erinnert sichNeuauflage zwischen Köln und Münster nach über 60 Jahren
Wenn der 1. FC Köln am Freitagabend (18.30 Uhr, Sky) im Zweitliga-Spiel bei Preußen Münster antritt, dann treffen im 1926 eröffneten Preußenstadion an der Hammer Straße zwei Gründungsmitglieder der Bundesliga aufeinander. Und dies, man mag es kaum glauben, erstmals seit über 60 Jahren wieder in einem Pflichtspiel. In den 50er- und Anfang der 60er-Jahre hatten sich beide Vereine in der Oberliga West noch regelmäßig duelliert. Doch nach der Gründungssaison 1963/64, in der Köln Meister wurde und Münster als Vorletzter abstieg, spielten die Traditionsklubs nie wieder gemeinsam in einer Liga. Und selbst im DFB-Pokal wurden sie noch nie einander zugelost.
So war der 2:0-Erfolg des FC am 7. März 1964 vor 30.000 Zuschauern und vollen Rängen die bis dato letzte Pflichtspielbegegnung. Angreifer Karl-Heinz Thielen erzielte beide Treffer, Wolfgang Weber dirigierte die Kölner Abwehr, der junge Wolfgang Overath zog im Mittelfeld die Fäden.
1. FC Köln: Overath erinnert sich
Letzterer erinnert sich: „Preußen war damals ein guter Verein, der vor allem eine heimstarke Mannschaft hatte, die insbesondere vom Kampf und Mentalität lebte. Es war nie leicht, in Münster zu bestehen. Später haben sich die Vereine sehr unterschiedlich entwickelt. Schon erstaunlich, dass es seit über 60 Jahren kein Pflichtspiel mehr zwischen beiden gegeben hat“, sagt die FC-Legende Overath und fügt an: „Schade, dass es für Münster zwischenzeitlich bis in die 4. Liga runterging. Aber auch wir Kölner hätten es früher nie für möglich gehalten, einmal und nun schon wieder in der 2. Bundesliga zu spielen. Doch Münsters Aufschwung in den vergangenen Jahren ist beachtlich, dafür kann man nur Respekt zollen.“
Aufsteiger Preußen habe Startschwierigkeiten gehabt, sich zuletzt aber immer besser an die 2. Liga gewöhnt. „Und deshalb erwarte ich auch am Freitag eine alles andere als einfache Aufgabe für den FC. Gegen eine kampfstarke Mannschaft und vor einer lautstarken Kulisse. Ähnlich wie damals.“ Aber vor weniger Fans. Das im Umbau befindliche Preußenstadion hat derzeit nur eine Kapazität von 12.422 Zuschauern.
Doch nicht nur im Stadion entwickelt sich in Münster (endlich) etwas. Die Westfalen haben in den vergangenen Jahren unter Trainer Sascha Hildmann (52), der seit dem 1. Januar 2020 im Amt ist, sportlich einen beeindruckenden, aber auf keinen Fall leichten Weg zurückgelegt, der auch in der Amazon-Doku „Alle zusammen – SC Preußen Münster“ detailliert zu verfolgen ist. Und in dem auch der 1. FC Köln eine Nebenrolle spielte. Genau genommen die U21 des FC. Im Mai 2022 kam es am letzten Spieltag in der Regionalliga West zum Showdown um den Aufstieg zwischen Münster und Essen. Rot-Weiß machte durch einen 2:0-Sieg gegen Ahlen im Fernduell das Rennen, kehrte in die 3. Liga zurück. Preußen reichte ein 2:1-Heimerfolg gegen den FC nicht – am Ende entschied einzig das Torverhältnis.
Pacarada spricht von „Charaktertest“
Doch die Adlerträger ließen sich nicht entmutigen, unternahmen einen neuen Anlauf. Und schafften tatsächlich den Durchmarsch von der 4. in die 2. Liga. Und der Erfolg hatte viele Väter: Coach Hildmann, kluge Personal-Entscheidungen von Ex-Sportdirektor Peter Niemeyer (mittlerweile bei Werder Bremen), sagenhafte Geschlossenheit in der Mannschaft und im Umfeld. Nach einer sensationellen Rückrunde war am 18. Mai 2024 die Zweitliga-Rückkehr nach 33 Jahren perfekt. „Wir haben Geschichte geschrieben, wir haben das Wunder von Münster geschafft“, jubelte Hildmann. Kapitän Marc Lorenz gab den Feierbefehl aus: „Nehmt die Stadt auseinander! Nächstes Jahr fahren wir nach Schalke, Köln, Berlin!“
Aber erst einmal kommt Köln nach Münster. Und auch Leart Pacarada, der FC-Linksverteidiger, erwartet einen „harten Kampf, das wird nicht einfach. Es ist auch ein Charaktertest: Sind wir gut oder sind wir sehr gut?“ Münster habe sich als Team gefunden und bringe viel Körperlichkeit mit. „Das wird ein typisches Zweitliga-Spiel, in dem Details entscheiden werden. Wir können ein Zeichen setzen, indem wir das seriös und mit der passenden Einstellung angehen. Dann bin ich guter Dinge.“
FC-Legende sieht kein Ausnahmeteam
Overath zeigt sich zuversichtlich, dass seine Kölner nach der Entwicklung zuletzt alsbald noch in den Aufstiegskampf eingreifen werden: „Es hat sich gezeigt, dass es keine Ausnahmemannschaft in der Liga gibt: Weder der HSV noch Hertha, Düsseldorf oder Hannover sind dies. Das ist für den FC nach den Problemen zuletzt eine Chance, da ist man mit wenigen Siegen schnell wieder oben dran. Und die traue ich der Mannschaft zu. Die letzten Erfolgserlebnisse sollten dem Team Selbstvertrauen gegeben haben. Und das wird schon in Münster benötigt“, sagt Overath, der vor über 60 Jahren zum bis dato letzten Pflichtspielerfolg bei den Preußen beitrug.