Köln – Am Dienstagmorgen wurde es wieder einmal laut auf dem Trainingsplatz des 1. FC Köln, Tomas Ostrak hatte im Kleinfeldspiel einen Ball quer gespielt statt steil, was den Grundsätzen des Kölner Spiels widerspricht. Denn wenn sich die kleinste Gelegenheit bietet, attackiert der FC die Hälfte des Gegners, und weil Steffen Baumgart seinen Leuten den nicht-notwendigen Querpass für immer austreiben will, wurde es grundsätzlich. Hinterher bestand wenig Zweifel daran, was der Trainer sehen will – und was ihn zornig werden lässt. Julian Chabot ist erst in der vergangenen Woche von Sampdoria Genua zum FC gestoßen, für den Verteidiger ist vieles noch neu am 1. FC Köln. Doch die Ansprache des Trainers gefällt ihm. „Als Spieler hilft es, wenn Klartext geredet wird“, sagt der 23-Jährige.
Chabot tritt schnörkellos auf
Chabot selbst ist ein eher schnörkelloser Typ, Fragen beantwortet er im Rahmen des notwendigen, dafür aber auf den Punkt. Der 1. FC Köln sei „ein toller Verein mit tollen Fans und einem tollen Stadion, der zudem eine sehr gute Saison spielt. Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, da war es immer mein Traum, in der Bundesliga aufzulaufen“ – so beschreibt Chabot die Gründe, für seinen Wechsel zum FC. Drei Jahre stand er in Genua unter Vertrag, ein Jahr war er nach La Spezia ausgeliehen, ebenfalls im schönen Ligurien gelegen. Das Wetter war schöner dort, Genua ist eine interessante Stadt am Meer. Doch sein Zuhause blieb in Deutschland. „Ich habe meine Familie vermisst, die in Frankfurt lebt. Jetzt bin ich näher dran. Das wird mir gut tun“, sagt der Innenverteidiger, der vor seinem italienischen Engagement bereits zwei Jahre in den Niederlanden gespielt hatte. Lange Jahre im Ausland für den in Hanau geborenen Sohn einer französischen Mutter, die nicht ohne Folgen geblieben sind: „Ich bin sehr selbständig“, sagt der Spieler.
„Trainer ist positiv laut“
Steffen Baumgart kommt diese Art Profi entgegen. Chabot wirkt sachlich, lernwillig und enorm motiviert, beim 1. FC Köln zu lernen. „Der Trainer ist auf positive Art laut. Das treibt einen an“, beschreibt er. Zunächst wird er sich an Steffen Baumgarts Version des Fußballs gewöhnen müssen, der auch von Innenverteidigern verlangt, weit aufzurücken und spielerische Lösungen zu finden. Den klassischen Ausputzer gibt es beim 1. FC Köln nicht, es wird durchaus riskant gespielt. In der Serie A war das anders, „in Italien steht als erstes die Null. Das ist ein anderer Fußball als in der Bundesliga“, sagt Chabot und lächelt. Der Kölner Stil komme ihm jedoch entgegen. Als das Interesse der Kölner an ihm konkreter wurde, habe er begonnen, sich die FC-Spiele intensiver anzuschauen. „Der Stil ist sehr aggressiv, das passt zu mir. Deswegen freue ich mich darauf“, sagt er.
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Er bringe Robustheit und Aggressivität ein, sei zudem auf dem Platz kommunikativ, sagt Chabot über Chabot: „In Italien habe ich auch viel Taktisches gelernt. Arbeiten muss ich allerdings an allem, nichts ist perfekt.“ Nachdem sich Rafael Czichos zu Chicago Fire in die USA verabschiedet hatte und Jorge Meré ein Angebot von CF América aus Mexiko-Stadt angenommen hatte, waren Luca Kilian (22) und Timo Hübers (25) die letzten verbliebenen Innenverteidiger im Kölner Kader, und niemand durfte damit rechnen, dass beide ohne Sperren oder Verletzungen durch die Saison kommen würden. Daher waren Verstärkungen nötig, dennoch wird Chabot als Herausforderer in den Rest der Saison gehen. „Sie sind Teamkameraden und haben es zuletzt sehr gut gemacht“, sagt er. Genug Zeit also, um sich an den Kölner Fußball zu gewöhnen. Für einen 1,95 Meter großen Verteidiger, der das Sprinten nicht zu seinen Kernkompetenzen, ist Baumgarts Fußball taktisch wie nervlich eine Herausforderung. Doch Chabot hat schon viel erlebt, er wirkt unbesorgt. „Mir wird sehr geholfen. Ich habe aber keinen Druck, dass ich in zwei Tagen alles perfektionieren muss.“
Nach 48 Partien in der niederländischen Eredivisie, 44 Spielen in der Seria A und vier Einsätzen für die deutsche U-21-Nationalmannschaft hofft Julian Chabot, den seit der Kindheit alle nur „Jeff“ rufen schon bald sein erstes Bundesligaspiel absolvieren. Seine weiteren persönlichen Ziele behält er für sich. „Ich will Erfolg mit der Mannschaft. Der Rest kommt dann von allein.“