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1. FC KölnWarum es Talente bei Baumgart aktuell schwer haben

Lesezeit 5 Minuten
Lemperle_Baumgart

Steffen Baumgart mit Jugend-Nationalspieler Tim Lemperle

Köln – Bright Arrey-Mbi ist überzeugt vom Kölner Weg, jedenfalls sagte das der Junioren-Nationalspieler, nachdem er am Montagmittag einen Vertrag am Geißbockheim unterschrieben hatte, der ihn für die nächsten anderthalb Jahre zum Spieler des 1. FC Köln macht. Bis Sommer 2023 hat der FC den 18-Jährigen vom FC Bayern München ausgeliehen, die Kölner haben keine Kaufoption. Sollte die Entwicklung des Spielers also laufen wie von allen Beteiligten gewünscht, wäre die Ablöse frei zu verhandeln.

Dann würde es schwierig für die Kölner, doch bis dahin haben sie einen Spieler in ihren Reihen, der das Niveau heben und Steffen Baumgart Möglichkeiten geben wird. Die Kölner gaben in diesem Winter die Innenverteidiger Rafael Czichos und Jorge Meré ab. Nach Julian Chabot (23) ist Arrey-Mbi nun der zweite Zugang, wie Chabot ist auch er Linksfuß, was eine gute Ergänzung bedeutet zu Luca Kilian und Timo Hübers, die zuletzt das Kölner Abwehrduo bildeten. „Die Verantwortlichen haben mir einen Weg aufgezeigt, an den ich glaube und der sich für mich richtig anfühlt. Ich möchte die Chance beim FC nutzen, mich unter Steffen Baumgart weiterzuentwickeln“, sagt Arrey-Mbi.

FC Bayern schätzt Qualitäten des 1. FC Köln

Die Kölner sehen sich als Ausbildungsverein, der FC Bayern offenbar ebenfalls, daher schickten sie Arrey-Mbi ans Geißbockheim. Die Erfolge der Jugendabteilung sollen auf die Profis durchschlagen. Allerdings hatte es der Nachwuchs schwer zuletzt. Der Vertrag mit Sava Cestic wurde aufgelöst, der 20-Jährige spielt nun für den HNK Rijeka in Kroatien. Noah Katterbach, ebenfalls 20 Jahre alt, konnte seine herausragende Karriere als Jugendspieler nicht auf die Profis übertragen und versucht sich nun vorerst beim FC Basel.

Tim Lemperle, hoch veranlagter Jugend-Nationalspieler, kommt in dieser Saison auf erst vier Einwechslungen und 65 Spielminuten. Noah Katterbach spielte bis zu seinem Abschied nur einmal, als er beim 0:5 in Hoffenheim für eine Viertelstunde eingewechselt wurde. Thomas Ostrak (21) kam auf drei Einwechslungen und insgesamt 15 Spielminuten. Marvin Obuz spielt zwar regelmäßig in der Regionalliga-Mannschaft. Bei den Profis blieb der Tempodribbler jedoch in der Hinrunde ohne Einsatz. Selbst Jan Thielmann hat sich nach guter erster Saison noch immer nicht zum Stammspieler entwickelt. 14 Profis im Kölner Kader kommen auf mehr Einsätze als der 19-Jährige, der zu Saisonbeginn allerdings von zwei schweren Erkrankungen gebremst wurde.

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Das fußballerische Talent hat ein Spieler, der es auf Steffen Baumgarts Trainingsplatz schafft, längst nachgewiesen. Am Übergang zwischen einer erfolgreichen Ausbildungsphase und einer Profikarriere werden allerdings neue Fähigkeiten abgefragt; darunter Demut, Geschick im Umgang mit dem plötzlich hereinbrechenden Wohlstand oder auch die Fähigkeit, Rückschläge zu verarbeiten. „Die Jungs kommen voller Selbstbewusstsein aus der Akademie und sagen: Wir wollen spielen. Das Problem ist, dass sie ab diesem Moment einen anderen Weg gehen müssen. Denn dann geht es nicht mehr nur um das Talent, sondern um harte Arbeit“, sagte Steffen Baumgart in dieser Woche im Interview mit dem „Geißblog“.

Konkurrenz des 1. FC Köln verjüngt sich

Tatsächlich stellten die Kölner vor einem Jahr noch die fünftjüngste Mannschaft der Bundesliga. In dieser Saison ist der FC auf Rang 13 zurückgefallen – kurioserweise allerdings mit demselben Altersschnitt wie in der Spielzeit 2020/21. Baumgart stellt also keine älteren Spieler auf als seine Vorgänger. Die Konkurrenz in der Liga wird bloß immer jünger. Köln kommt da nicht mit.

Unter den zehn Spielern mit den meisten Einsätzen ist nur Salih Özcan jünger als 23. Der 33 Jahre alte Anthony Modeste steht an der Spitze des Kaders mit 20 Einsätzen und 1612 Spielminuten, und tatsächlich tut Baumgart gut daran, den Franzosen spielen zu lassen, das zeigte sich, als der Trainer Modeste im Pokal auf der Bank starten ließ. Die weiteren Dauerbrenner im Kölner Kader sind Ondrej Duda mit ebenfalls 20 Einsätzen sowie Benno Schmitz und Florian Kainz mit je 19 und Jonas Hector und Sebastian Andersson mit 18 Pflichtspielen. Gerade Duda und Andersson hatten in dieser Saison große Leistungsprobleme. Doch ihre jungen Konkurrenten gaben Steffen Baumgart einerseits nicht die Gewissheit, voll auf sie zählen zu können.

Kölner Kaderzyklus abgeschlossen

Andererseits macht es die Struktur des Kaders dem Trainer schwer, junge Spieler einzubauen. Zwar gibt es im Kader der klammen Kölner durchaus Lücken, in die Talente stoßen könnten. Tim Lemperle etwa sollte fußballerisch absolut in der Lage sein, an Sebastian Andersson vorbeizukommen. Ebenso spielten zuletzt zwar Kingsley Schindler und Louis Schaub regelmäßig, obgleich es im Kölner Nachwuchs auf ihren Positionen Potenzial gibt. Allerdings muss Baumgart auch auf die Stimmung im Kader achten – der 1. FC Köln kann schließlich nicht jeden teuren Spieler einfach ausbezahlen und fortschicken. Es ist eine zweischneidige Angelegenheit: Im Sommer eigentlich abgeschriebenen Profis wie Schaub oder Schindler musste Baumgart einerseits angemessen beschäftigen, damit seine Gruppe funktioniert. Andererseits schränkt das die Möglichkeiten des Trainers ein, seine Hochveranlagten einzusetzen.

Bright_Arrey

Bright Arrey-Mbi soll beim 1. FC Köln weiter ausgebildet werden. 

In der Innenverteidigung ist nun ein Kaderzyklus abgeschlossen, der auch in anderen Mannschaftsteilen ansteht. Mit Chabot und Arrey-Mbi für Czichos und Meré sind die Kölner nun kaum schlechter aufgestellt als vor der Transferphase. Aber jünger und definitiv deutlich günstiger – und für den Nachwuchs ist mehr Raum. Schon in der Rückrunde wird sich die Konkurrenz im Kader erhöhen. Es wird schwieriger für die Etablierten.