Köln – Beinahe wäre es ein perfekt verlaufener Transfer geworden, doch am Mittwochmorgen gab es noch einmal ein wenig Schulterzucken – allerdings mit einem Lächeln: Julian Chabot hatte es um 11 Uhr nicht zu seiner ersten Einheit mit dem 1. FC Köln auf den Trainingsplatz geschafft, dabei hatte er alles dafür getan: Am Dienstag war der 23-Jährige mit dem Auto in Genua losgefahren, um noch am Abend in Köln die medizinischen Checks zu absolvieren. Das alles hatte funktioniert, im abendlichen Rhein-Energie-Stadion waren sogar erste Fotos des Innenverteidigers im neuen Trikot mit der Nummer 24 angefertigt worden.
Verzögerung am Dienstagmorgen
Am Dienstagmorgen jedoch gerieten die Pläne noch einmal in Verzug, denn es fehlten letzte Dokumente, die nötig waren, um den Spieler auch auf den Platz zu bringen. Für die FC-Interessierten, die sich bei drei Grad in den Grüngürtel gewagt hatten, bedeutete das eine kleine Enttäuschung. Wer allerdings noch ein wenig länger durchhielt, bekam den Zugang nach dem Teamtraining doch noch zu sehen: Um 13.30 Uhr betrat Julian Jeffrey Gaston – genannt: Jeff – Chabot den Rasen am Geißbockheim zu einem individuellen Training.
Der 23-jährige ehemalige U-21-Nationalspieler des DFB wird für zunächst 18 Monate ausgeliehen, am Ende der Leihe wird der 1. FC Köln die Möglichkeit haben, Chabot für eine festgeschriebene Ablöse zu verpflichten. Die Rede ist von 2,7 Millionen Euro.
FC vor Verpflichtung eines weiteren Profis
Chabot nimmt nun die erste von zwei freigewordenen Innenverteidiger-Stellen im Kölner Kader ein. Nach den Abgängen von Jorge Meré (CF América) und Rafael Czichos (Chicago Fire) standen Steffen Baumgart zuletzt nur noch zwei Manndecker zur Verfügung – angesichts zu erwartender Sperren und Verletzungen war klar, dass die Kölner Kaderplaner reagieren mussten. „Er wird zumindest für Ansätze von Konkurrenzkampf sorgen, mit nur zwei Innenverteidigern wäre das schwierig geworden“, sagte FC-Sportchef Jörg Jakobs am Dienstagmittag: „Jeff verschafft uns weitere Optionen, er ist Linksfuß. Wir wollen ihm die Gelegenheit geben, sich bei uns zu entwickeln und sich auch in der Bundesliga durchzusetzen.“
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Chabot wurde 1998 in Hanau geboren. Ausgebildet wurde der 1,95 Meter große Verteidiger bei Eintracht Frankfurt. Er spielte in der U19 von RB Leipzig und durchlief alle Junioren-Nationalteams des DFB bis zur U21 (vier Einsätze). 2017 wechselte Chabot zunächst zu Sparta Rotterdam, später führte sein Weg über den FC Groningen zu Sampdoria Genua. Seit Sommer 2019 kam der 23-Jährige 44-mal in der Serie A zum Einsatz, in der vergangenen Spielzeit lief er auf Leihbasis für Spezia Calcio auf.
Ein Spieler, der den Zweikampf sucht
Seine entscheidenden Merkmale sind Chabot auf den ersten Blick anzusehen: „Er ist robust und zweikampfstark, sucht die Zweikämpfe. Kopfballstark ist er allein durch seine Länge. Jetzt geht es darum, dass er sich mit den Besonderheiten unserer Spielweise anfreundet. Vielleicht kommt ihm da die Ausbildung bei RB Leipzig entgegen, die ähnliche Elemente hat“, beschreibt Jakobs.
Noch ist Chabot ohne Einsatz in der Bundesliga, das soll sich bald ändern. „Jeder Junge, der wie ich in Deutschland groß geworden ist, träumt davon, irgendwann Bundesliga zu spielen. Deshalb wollte ich diese Chance unbedingt nutzen und freue mich auf meine neue Aufgabe in Köln. Ich möchte beim FC den nächsten Schritt gehen und mich in der Bundesliga beweisen“, sagt er.
Baumgart ist überzeugt
In ersten Gesprächen hat der junge Spieler einen entschlossenen Eindruck hinterlassen, die Jahre im Ausland haben Chabot reifen lassen. In den ersten Gesprächen hat er die Kölner Verantwortlichen überzeugt. Steffen Baumgart war es wichtig, Chabot die Perspektive zu verdeutlichen. Timo Hübers und Luca Kilian sind zunächst gesetzt, Chabot wird sich seinen Platz in der ersten Elf erarbeiten müssen. „Er kann einordnen, dass er hier auf zwei Innenverteidiger trifft, die sehr gut funktionieren und die er herausfordern muss. Er weiß, worauf er sich einlässt“, sagt Jakobs. Für den FC könnte Chabot bereits am Donnerstag im Testspiel gegen den FC Schalke zum Einsatz kommen.
Chabots Ankunft wird nicht die letzte Kaderbewegung in diesem Winter bleiben. Die Kölner stehen in aussichtsreichen Gesprächen mit einem weiteren Innenverteidiger, der zwar für den Kader der Lizenzmannschaft vorgesehen ist, aber vor allem wegen seiner Perspektive verpflichtet werden soll. Die Kölner hoffen auf rasche Einigung: „Die Verhandlungen werden nicht so schwierig werden wie im Fall Chabot“, sagt Jakobs. Das Transferfenster für Wechsel nach Deutschland schließt am 31. Januar um 18 Uhr.