Köln – Es ist nun auch nicht so, dass sich Steffen Baumgart jeglichen technischen Neuerungen verweigern würde. Der Mann beziehungsweise seine Familie sind ja sogar auf Instagram ziemlich aktiv. Aber beim Fußball, da ist der Cheftrainer des 1. FC Köln und frühere Bundesliga-Stürmer „Traditionalist“, wie er selbst sagt.
Am Samstag (19 Uhr) kommt es zum Vorrunden-Höhepunkt, wenn seine Mannschaft den ruhmreichen AC Mailand empfängt. Baumgart liebt solche Duelle und ein derartiges Ambiente, auch wenn sie natürlich Test-Charakter haben. Doch das Rhein-Energie-Stadion wird nahezu ausverkauft und ganz sicher stimmungsvoll sein. Im von den Fans oft besungenen Europapokal-Lied ist ja immer die Rede von Mailand, und jetzt kommt tatsächlich der amtierende italienische Meister und siebenfache Königsklassen-Sieger nach Köln – wenn auch nicht in Bestbesetzung.
Traditionalist Baumgart
Vermarktet wird das Ganze als „Innovation Game“, denn gemeinsam mit Sponsor Telekom werden zahlreiche, durchaus spannende Technologien getestet, die für die Fans Neuland sein werden. Baumgart, so sagt er, sei schon froh, wenn er ein Kompositum wie Innovation Game fehlerfrei über die Lippen bekäme. „Ich finde nicht alles gut, was da passiert. Ich bin da sehr traditionell. Einiges wird für die Spieler ungewöhnlich sein“, sagt der Coach und fügt an, dass das eben seine Sichtweise sei. Aber der 50-Jährige stellte auch sofort klar: „Da ist mit vielen Partnern sehr viel vorbereitet worden, entsprechend gehen wir professionell damit um.“
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Zu dieser Professionalität gehört auch, dass FC-Geschäftsführer Christian Keller und Lizenzspielleiter Thomas Kessler am Donnerstag vor der Einheit auf dem Platz ein paar Worte an die Mannschaft richteten und sie auf das Spiel mit den ungewöhnlichen Rahmenbedingungen einstimmten. Auf dem Rasen werden am Samstag unter anderem jeweils zwei Spieler mit Körperkameras ausgestattet sein oder mit Mikrofonen verkabelt.
„In der Ansprache ging es um organisatorische Themen, also um die Abläufe und Technologien. Wir sind offen für Innovationen, aber haben auch eine klare Haltung: Das Spiel soll nicht beeinträchtigt werden, der Fußball steht eindeutig im Vordergrund. Und dass Steffen das eher traditionalistisch sieht, überrascht mich jetzt nicht wirklich“, sagt Kessler mit einem Schmunzeln.
Gute Standortbestimmung
Für den Bundesliga-Siebten ist die Partie zwei Wochen vor dem Pflichtspielauftakt im Pokal in Regensburg sehr wohl eine gute Standortbestimmung. „Es wird ein schöner Test, weil er vor fast vollem Haus stattfinden wird. Dass der italienische Meister kommt, ist besonders. Es ist eine große Herausforderung und ein Highlight. Ich hatte noch nie das Vergnügen, gegen den AC Mailand zu spielen , stellte sich bei Baumgart bereits Vorfreude ein, der den Test mit 22 Spielern angehen wird. Über 45.000 Karten sind verkauft, der Klub rechnet mit rund 48.000 Zuschauern.
Dass sich der FC mit dem AC Mailand messen kann, ist vor allem Lukas Berg, dem administrativen Leiter der Lizenzspielerabteilung, zu verdanken. „Im Zusammenspiel mit der Telekom haben Lukas und sein Team da eine super Arbeit geleistet“, sagt Kessler. Zwar kommen die Mailänder, die am Spieltag an- und abreisen und das Hyatt als Tageshotel beziehen, ohne Star Zlatan Ibrahimovic, der an einer Knieverletzung laboriert und zudem seinen Vertrag beim AC noch nicht verlängert hat. Doch die Mannschaft von Trainer Stefano Pioli ist vertraglich verpflichtet, mit einigen Top-Spielern aufzulaufen, aus der Bundesliga dürfte vielen noch der Ex-Frankfurter Ante Rebic ein Begriff sein. Und auf der Tribüne wird ein einstiger Weltklasse-Verteidiger und eine lebende Milan-Legende sitzen: Paolo Maldini, der Technische Direktor.