Nachdem der FC gegen den Vizemeister seine Saisonzähler elf, zwölf und 13 eingefahren und den Erzrivalen Borussia Mönchengladbach eine Woche vor dem Rhein-Derby in der Tabelle schon mal zwischenzeitlich überholt hatte, kristallisierte sich am frühen Abend heraus, dass der FC in das Duell am Sonntag (15.30 Uhr/Dazn) im Borussia-Park besser platziert als die Fohlenelf gehen wird.
Rheinisches Derby am Sonntag: 1. FC Köln reist zu Borussia Mönchengladbach
Denn die Gladbacher, die eine Woche zuvor noch RB Leipzig (3:0) demontiert hatten, kamen überraschend in Bremen unter die Räder, es war dem Ex-Kölner Mitchell Weiser vorbehalten, mit seinem ersten Bundesligator seit fast zwei Jahren zum 5:1-Endstand zu treffen. Zwar bestreitet der FC noch am kommenden Donnerstag (21 Uhr/RTL) ein wichtiges Spiel in der Conference League gegen Partizan Belgrad, doch natürlich sind viele Kölner Anhänger in Gedanken schon ein Stück weit beim großen Derby.
Elf weitere Spiele wird der FC in den kommenden fünfeinhalb Wochen zu absolvieren haben, es ist ein Programm, das den Kölnern alles abverlangen wird. Da tat der nicht unbedingt eingeplante Heimsieg gegen Spitzenteam Dortmund nicht nur dem Punktekonto besonders gut. „Das gibt uns Selbstvertrauen und ein gutes Gefühl für das Derby und die nächsten Wochen“, befand der erneut kaum zu stoppende Florian Kainz.
Abwehrchef Timo Hübers sprach von der „coolsten zweiten Halbzeit“, die seine Mannschaft hingelegt hätte. Und Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic war sogar der Meinung, dass er sich auch nach dem Ende seiner aktiven Karriere an dieses Fußballspiel erinnern werde.
FC-Trainer Steffen Baumgart lobt seine Spieler
Das mag vielleicht ein bisschen zu viel des Guten sein, aber selbst der öffentlich zum Grummeln neigende Steffen Baumgart war für seine Verhältnisse ein Ausbund an Glück: „Das war ein Fußballfest mit zwei Mannschaften, die mit offenem Visier gespielt haben, gute und schlechte Aktionen hatten. Es macht einfach Spaß, so ein Fußballspiel zu sehen. Wir sind glücklich. Alle Spieler funktionieren nur in diesem Kollektiv so gut“, lobte der Kölner Trainer, der bereits auf dem Platz vor Freude ein kleines Tänzchen mit seinem Trainerteam gewagt hatte, deren Mitglieder am Freitag unisono ihre auslaufenden Verträge verlängert hatten. „Weiter so“, postete Baumgart am Sonntag auf Instagram – und keiner kann ihm widersprechen.
Vor einem Jahr hatte der FC am achten Spieltag nach der Länderspielpause noch eine 0:5-Abfuhr in Hoffenheim kassiert, jetzt feierten die Kölner den Coup gegen Dortmund. Nach dem hatte es zunächst jedoch nicht ausgesehen. Nach ausgeglichenem Beginn wurde der Favorit immer überlegener. Der FC hatte Glück, dass Ondrej Duda nach seinem bösen Tritt in die Kniekehle des Ex-Kölners Salih Özcan (25.) nicht in Unterzahl geriet, kassierte nach einem Ballverlust das 0:1 durch Julian Brandt (31.). Der BVB war drauf und dran, die Führung auszubauen, die Hausherren konnten sich wieder einmal bei Torhüter Marvin Schwäbe bedanken, das aus dem knappen Rückstand nicht ein größerer wurde.
Anthony Modeste von Borussia Dortmund erneut schwach
Doch Baumgart musste in der Pause wieder einmal die richtigen Worte gefunden haben. Seine Mannschaft blies fortan zur Aufholjagd, setzte die fast von Minute zu Minute abbauenden Gäste permanent unter Druck. Durch einen Doppelschlag von Kainz (53.) und dem Ex-Dortmunder Steffen Tigges (56.) hatte der FC die Partie gedreht. Während das Stadion immer lauter wurde, wurden die Gäste immer verunsicherter. Der erstaunliche Dejan Ljubicic erhöhte mit einem tollen Schlenzer auf 3:1 (71.). Nach dem Anschluss der Gäste durch ein Eigentor von Benno Schmitz (78.) wurde es noch einmal kurz eng, doch mit etwas Glück und viel Geschick blieb es beim 3:2.
Den Abpfiff erlebte auch noch Anthony Modeste auf dem Platz mit. Den letzten Kölner Siegtreffer daheim gegen Dortmund hatte Modeste im Dezember 2015 selbst erzielt, nun zählte er zu den Verlierern. Und stand nach einem wiederholt schwachen Auftritt im BVB-Dress nicht nur erneut in der Kritik, sondern wurde bereits angezählt. Torlos, glücklos, ausgepfiffen, gefrustet: Es war nicht sein Nachmittag, sondern der seiner Ex-Mannschaft.