Köln – Salih Özcan hatte vor dem Spiel bei seinem langjährigen Klub eine Vorahnung. Er kenne die Mannschaft und Trainer Steffen Baumgart schließlich noch bestens, er wisse, wie der Coach das Team, das vor allem durch seinen ungemeinen Willen und große Laufstärke besteche, noch zusätzlich heiß mache. „Selbst wenn der FC hinten liegt, ist das kein Team, das abgeschrieben werden sollte. Wir müssen auf der Hut sein“, hatte der langjährige Kölner gewarnt.
Özcan sollte so etwas von Recht behalten. Der 1. FC Köln hat erneut bewiesen, dass er – salopp formuliert – nicht kaputtzukriegen ist. Die Kölner Mannschaft gibt nicht auf. Sie beeindruckt insbesondere durch ihre Mentalität. Auch wenn spielerisch ganz sicher nicht alles funktioniert und individuelle Fehler passieren, so kann man sich darauf verlassen, dass sie immer alles gibt, alles investiert, kämpft, läuft. Gegen Dortmund kam die Kölner Mannschaft am Ende auf eine Laufleistung von sagenhaften 121,2 Kilometern.
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Das ist alles sicherlich ein großes Verdienst von Steffen Baumgart, der dieses Engagement vorlebt. Der Coach redet die Spieler stark. Und er gibt ihnen einen klaren, einfachen und fast immer funktionierenden Plan mit an die Hand. Fußball muss nicht immer die große Wissenschaft sein. Und die Spieler folgen ihrem Trainer. Deshalb ist dann der FC auch in der Lage, ein auf fast allen Positionen individuell besser besetztes Team wie den BVB zu bezwingen, das nach der Pause aber auch erschreckend viel vermissen ließ.
23 Tore auch ohne Modeste
23 Treffer in zwölf Pflichtspielen hat der 1. FC Köln bisher in dieser Bundesliga-Saison erzielt – und das ohne seinen nach dem Pokalspiel in Regensburg nach Dortmund abgewanderten Torjäger Anthony Modeste. Sicherlich haben die Kölner durch den Abgang des Franzosen vorn Qualität verloren, das erwähnte Baumgart auch noch einmal nach dem BVB-Spiel. Doch sie können das durch ihr Kollektiv und ihren Teamgeist kompensieren. Das mag nicht immer funktionieren, derzeit klappt es aber hervorragend.
Doch für den Kölner Erfolg muss auch ein Rädchen ins andere greifen, zu viele individuelle Aussetzer kann sich der FC nicht erlauben. Denn das Duell mit Dortmund hätte vielleicht einen anderen Verlauf genommen, wenn der FC nach Ondrej Dudas rotwürdigem Foul gegen Özcan fast 70 Minuten in Unterzahl hätte spielen müssen.