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Baumgart warnt„Sechs Punkte Vorsprung sind trügerisch“

Lesezeit 4 Minuten
Die Kölner Mannschaft stellt sich nach dem 1:6-Debakel bei Borussia Dortmund den mitgereisten Fans.

Die Kölner Mannschaft stellt sich nach dem 1:6-Debakel in Dortmund den mitgereisten Fans.

Der 1. FC Köln trat beim 1:6 in Dortmund wie ein Absteiger auf. Der FC-Trainer nimmt sich in die Pflicht und will in der Pause Lösungen für den Weg aus der Krise präsentieren.

Zwei Tage nach der desillusionierenden 1:6-Niederlage bei Borussia Dortmund bittet Kölns Trainer Steffen Baumgart am Montagvormittag wieder zum Training. Auf den Coach und seine Mannschaft wartet in der Länderspielpause und bis zum Derby am 1. April gegen Borussia Mönchengladbach eine ganze Menge Arbeit.

Denn was vor einigen Wochen noch kaum vorstellbar erschien, ist mittlerweile Realität: Am Geißbockheim geht die Abstiegsangst um. Der Vorsprung auf Platz 17 ist auf sechs Zähler geschmolzen, der Druck wird größer. Die Talfahrt des FC, der aus den vergangenen fünf Spielen nur einen Punkt holte und nur ein Tor erzielte, nimmt aus FC-Sicht bedenkliche Züge an. Um den Absturz zu verhindern, sollte der FC sich wieder ganz anders präsentieren, kämpferischer, aktiver, munterer.

Auch wenn Baumgart jetzt mehrere Trainingstage zur Verfügung stehen, so kann er nur mit Teilen seines Kaders arbeiten. Wegen der Länderspiel-Abstellungen wird er insgesamt nur 17 Spieler zur Verfügung haben, und in diesen Kreis sind die Nachwuchsspieler schon eingerechnet. „Das ändert nichts daran, dass wir als Trainerteam jetzt in der Verantwortung stehen, um nach Lösungen zu finden. Wir müssen in die Analyse reingehen und Lösungsansätze finden. Wichtig ist, dass wir uns alle der Situation im Klaren sind: Wir sind im Abstiegskampf. Sechs Punkte Vorsprung sind sehr trügerisch“, warnte Baumgart am Sonntag im Gespräch mit dieser Zeitung.

Keine ernsthafte Gegenwehr

In Dortmund, und dies war im Prinzip ein Novum, hatte sich der 1. FC Köln gegen den Untergang nicht einmal mehr richtig gewehrt. Er ließ es durch Passivität zu, dass sich der BVB in einen Rausch spielen konnte. Stabilität, Kompaktheit und Aggressivität, die das Team so oft ausgezeichnet hatten, waren nicht zu sehen. Unmittelbar nach dem Abpfiff hatte Baumgart auch davon gesprochen, dass im Prinzip nichts funktioniert habe. „Ich gehe jetzt nicht auf Einzelheiten ein. Wir haben heute den Arsch vollgekriegt.“ Über den ersten Treffer von Davie Selke im Kölner Trikot, der bedenkliche Serien beendete (406 torlose Minuten und 831 Minuten ohne Stürmertor), konnte sich der Trainer nach dieser Abfuhr freilich nicht freuen. „Das ist ja Quatsch, das ist ja Blödsinn“, motzte Baumgart bei „Sky“.

Dass sogar Kapitän Jonas Hector entgegen seiner Art in der Öffentlichkeit Alarm schlug, ist kein gutes Zeichen: „Wir haben uns viel vorgenommen und haben davon nichts auf den Platz gebracht. Deswegen sind wir extrem enttäuscht. Ich denke, dass es uns guttut, in der nächsten Woche kein Bundesliga-Spiel zu haben, damit wir uns mal ein paar Gedanken machen können.“ Seine Mannschaft habe schlecht verteidigt und viel zu wenig gezeigt, um einem Spitzenteam wie Dortmund Paroli bieten zu können. „Dass das Punktepolster immer weiter schmilzt, ist uns klar. Wir müssen uns dessen bewusst werden und wieder Leistung auf den Platz bringen“, forderte Hector.

Gewiss lässt sich auch über Entscheidungen des Trainers diskutieren, der mit der Aufstellung und seinen Wechseln unglücklich agierte. Im Nachhinein lässt sich sagen, dass sein 4:1:3:2-System gegen die schnellen Dortmunder nicht funktionierte und auch ein Ellyes Skhiri als alleiniger Sechser überfordert war, die riesigen Lücken zu stopfen.

Doch Baumgart wirkte auch wie ein Mängel-Verwalter, denn viele Alternativen bietet sein Kader nicht, der nach den Abgängen von Tony Modeste, Salih Özcan und dem Ausfall von Schlüsselspieler Mark Uth zu den schwächsten der Liga zählt. Nach außen hin lässt der Coach Kader-Diskussionen nicht zu. Auch, weil er weiß, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt nichts bringen. Baumgart stellte sich stattdessen erneut vor seine Mannschaft und sieht sich und sein Trainerteam in der Verantwortung, schnell Lösungen zu präsentieren.

Der Trend spricht gegen den FC, dem ganze zwei Siege in den vergangenen 15 Bundesligaspielen gelangen und auf den noch viele unangenehme Aufgaben warten. Das Derby auf der großen Bühne gegen Gladbach ist für die Kölner Chance und Gefahr zugleich. Chance, denn dem FC könnte im Fall einer klaren Leistungssteigerung und mit seinen Fans im Rücken gegen die wankelmütigen Fohlenelf ein dringend benötigter Befreiungsschlag gelingen. Gefahr, denn die Gladbacher sind nominell dann doch so gut besetzt, um den FC den nächsten Dämpfer zu versetzen. Und der wäre in seiner Lage fast schon verheerend.