Der 1. FC Köln hat am Donnerstag das Training aufgenommen. Trainer Steffen Baumgart blickt auf die kommenden Wochen des Bundesligisten und die jüngsten Entscheidungen des DFB.
1. FC KölnDas sagt Baumgart zum Trainingsstart, zur WM und zu Flick
Trainingsauftakt nach zweiwöchiger Pause beim 1. FC Köln: Auch wenn Steffen Baumgart zuletzt mit seiner Familie im Urlaub in Australien war und alleine aufgrund der Zeitverschiebung nicht alle WM-Spiele verfolgen konnte oder wollte, so war doch klar, dass sich der Cheftrainer eine Meinung gebildet haben musste. Zum umstrittenen Turnier in Katar, zum Vorrunden-Aus Deutschlands und zu den Vorgängen beim DFB und bei der DFL.
Doch so ganz wollte Baumgart am Donnerstagnachmittag mit dieser Meinung nicht heraus. Zumindest nicht auf Knopfdruck. „Es wird von außen so viel beurteilt, jeder hat eine Meinung. Da will ich meine nicht auch noch äußern. Wir haben da ja ganz viele Experten“, begann der Coach seine Wortmeldung. Er halte sich deshalb gerne zurück, habe aber dennoch eine klare Meinung. Beim Nachhaken erfuhr man sie dann doch.
Er habe das DFB-Team nicht so schlecht gesehen, wie es gemacht werde – „um das mal deutlich zu sagen.“ Es hätte mit der Leistung auch weiterkommen können. Baumgarts Kernthese: „Das, was uns fehlt, fehlt uns doch seit Jahren. Und das hat nichts mit den Jungs zu tun, die in der Verantwortung stehen.“ Doch was fehlt dem deutschen Fußball denn nun konkret? „Eine vernünftige Ausbildung“, entgegnete der Coach. „Es wird zwar gut ausgebildet, aber uns fehlt die Breite. Wir verlassen uns zu sehr darauf, dass uns Sportstudenten nach vorne bringen und wir kaum noch Fußballer haben, die wirklich in der Ausbildung mitarbeiten.“ Und viele Fußballer, die dies könnten, würden lieber nur in der Theorie von ihr sprechen, statt sie praktisch umzusetzen. „Das ist das größte Problem.“
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Baumgart freut Flick-Verbleib
Es überraschte dann nicht, dass sich Baumgart erfreut zeigte, dass Hansi Flick Coach der Nationalmannschaft bleibt. „Ich habe mich gefreut, dass der beste Bundestrainer, den wir haben, auch weitermacht. Ich hatte gehört, der DFB solle doch jemanden aus dem Ausland holen. Da bin ich dann froh darüber, dass derjenige den Job weitermacht, der ihn aus meiner Sicht auch am besten kann.“ Was der DFB-Auswahl seit Jahren fehlt, ist unter anderem ein Stoßstürmer von internationalem Format.
Und damit kam dann das Thema auf den FC, denn auch der Kölner Coach hofft nach den Erfahrungen der Hinrunde, dass der FC im Januar noch einen Angreifer verpflichtet. „Ja, ich hätte auch gerne noch einen Stürmer. Wir machen kein Geheimnis daraus, dass wir noch auf der Suche sind und einen holen wollen, der uns auch helfen kann“, so Baumgart. Internationales Format muss dieser freilich nicht haben, aber er soll laut des Trainers vor allem „Bock“ auf den FC und dessen Spielstil haben. Es dürfte allerdings nicht einfach werden, einen willigen und dazu billigen Wunschstürmer zu finden. Baumgart sagte deshalb, er könne auch gut damit leben, sollte der Klub diesen nicht finden. Am Donnerstag begrüßte der Coach die Akteure, mit denen auch zu rechnen war.
Uths Rückkehr bleibt ungewiss
Tunesiens WM-Teilnehmer Ellyes Skhiri hat noch Sonderurlaub bis zum 2. Januar, auch Dejan Ljubicic (Innenbandriss im Knie) soll dann wieder zur Mannschaft stoßen. Dass Mark Uth aufgrund seiner Schambein-Probleme weiterhin kaum einen Schritt nach vorne machen kann, betrübt alle Beteiligten. „Mark ist raus und wird auch raus bleiben. Wir werden gucken, wie die nächsten Schritte aussehen. Aber er ist im Moment kein Thema.“ Der Offensivspieler werde erneut untersucht, dann falle eine Entscheidung, was zu tun sei. „Mark will selbst am schnellsten zurückkehren. Wir arbeiten ja schon sehr lange gemeinsam dran, leider hat es ihn nicht nach vorne gebracht. Es geht ihm unverändert. Und zwar so, dass er noch kein Faktor für die Mannschaft werden kann. Das ärgert uns alle“, erklärte Baumgart.
Auch mit Stürmer Sebastian Andersson, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, kann der Coach nicht planen. Vielleicht auch gar nicht mehr. Der Schwede sei nach seiner Knieverletzung weiterhin „Patient“. Baumgart habe nicht einmal eine Prognose erhalten, wann Andersson wieder dabei sein könne. Mehr Training, weniger Spiele Doch es ist nicht so, dass der Trainer nun Trübsal bläst. Im Gegenteil. „Die Pause hat sehr gut getan. Wenig Fußball, wenige Gedanken. Es ist auch bei den Spielern wieder eine gewisse Frische da – auch vom Kopf her“, hat der Coach beobachtet.
Und der zweiten Saisonhälfte ohne permanente Verpflichtungen in den Pokal-Wettbewerben, in denen der FC ausgeschieden ist, gewinnt Baumgart sogar etwas ab. Er habe schließlich eine Mannschaft, die man entwickeln müsse. „Und dafür brauchst du regelmäßige Trainingseinheiten. Deshalb freue ich mich auf das nächste halbe Jahr, in dem wir diese Einheiten wieder haben werden.“ Doch noch im alten Jahr hat Baumgart an den kommenden drei Tagen gleich vier Einheiten angesetzt.