Nach der vorzeitigen Verlängerung blickt Kölns Trainer Steffen Baumgart voraus – aber nur mittelfristig.
Nach VertragsverlängerungDas sind Steffen Baumgarts Ziele beim 1. FC Köln
Der Mann, der seinen Vertrag beim 1. FC Köln vorzeitig um ein Jahr bis 2025 verlängert hatte, antwortete am Mittwoch eingangs mit einem Kalauer auf die Beweggründe für seine Unterschrift, die ganz absprachegemäß ohne weitere Nachverhandlungen oder branchenübliches Geplänkel erfolgt war. In erster Linie habe er „wegen Karneval und der guten Trainingsbedingungen am Geißbockheim“ verlängert, sagte Steffen Baumgart mit einer Prise Ironie, verzog dabei aber wie gewohnt keine Miene und schob dann ernsthaft hinterher: „Nein, weil der Weg hier beim FC nicht zu Ende ist.“ Baumgart hätte vielmehr sagen können: ...weil sein Weg beim 1. FC Köln noch längst nicht zu Ende ist.
Man habe im vergangenen Jahr eine klare Absprache getroffen, wurde Baumgart bereits zuvor in der offiziellen Pressemitteilung des Klubs zitiert, die öffentlich machte, was für alle rund um den FC keine Überraschung mehr war: Baumgarts Unterschrift unter einen neuen Kontrakt. Den Grund lieferte der populäre Trainer gleich mit: Weil es für alle Seiten eben passe. Und: „Weil es mir einfach viel Spaß macht, für den FC und mit meinem Team zu arbeiten. Das sieht man jeden Tag. Wir haben immer von einem Weg gesprochen, und ich bin davon überzeugt, dass dieser noch nicht zu Ende ist. Wir können hier noch viel erreichen.“
„Ich möchte, dass wir in anderen Tabellenregionen mitspielen“
Seine Vorhaben präzisierte der 51-Jährige dann. „Ich will mal nach Berlin. Nicht, weil das meine Heimat ist, sondern, weil ich ins Pokalfinale will.“ Das sei sein persönliches Ziel und er wisse, dass die Umsetzung schwer werde. Im Kerngeschäft, der Bundesliga, möchte er mit seinem Team an die noch erfolgreichere Saison 2021/22 anknüpfen, in der die Qualifikation für den Europapokal erreicht wurde. „Ich möchte das, was wir im letzten Jahr erreicht haben, jedes Jahr versuchen, zu erreichen. Der Verein hat es verdient, dass es nicht jedes Jahr gegen den Abstieg geht, sondern auch mal um mehr. Ich möchte, dass wir in anderen Tabellenregionen mitspielen“, sagte Baumgart. Das Ziel trügen auch die Verantwortlichen mit. Es sei logisch, dass der finanziell nicht auf Rosen gebettete FC dafür auch andere Wege gehen müsse.
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Die von der Fifa verhängte Transfersperre gegen den Klub, auf dessen Aussetzung dieser noch hofft, habe bei seiner Entscheidung keine Rolle gespielt, stellte Baumgart klar. Auch Geschäftsführer Christian Keller zeigte sich erfreut: „Mit seiner klaren Handschrift hat Steffen unsere Mannschaft zu einem starken Kollektiv geformt, in dem ein großer Zusammenhalt und echter Teamgeist vorherrschen. All diese Punkte sprechen, ganz unabhängig von den erzielten Ergebnissen, für eine weitere Zusammenarbeit mit Steffen. Es ist deshalb nur folgerichtig, dass wir, wie im letzten Sommer vereinbart, per Handschlag verlängert haben.“
Und zwar erneut ohne Ausstiegsklausel. Von der hält Baumgart laut eigenen Worte ohnehin nicht viel, das betonte er erneut: „Es kann keiner kommen und ich bin weg. Wenn jemand kommt, muss er mit dem Verein reden, aber ich glaube nicht, dass der Verein mit sich reden lassen würde.“ Mit seiner Verlängerung bis 2025 ist Baumgart auf den Spuren von Peter Stöger, der mit vier Jahren und fünf Monaten oder 1616 Tagen im Amt Kölns Rekord-Trainer ist.
„Ob ein fünftes oder sechstes Jahr Sinn macht, muss man dann sehen“
Doch allzu weit nach vorne will der Ex-Stürmer nicht blicken. Wurde bei Baumgarts Verlängerung im vergangenen Jahr noch viel vom so genannten Freiburger Modell gesprochen – beim Sport-Club verlängert der seit 2012 im Amt befindliche Cheftrainer Christian Streich stets im Jahres-Rhythmus – klang das beim FC-Coach diesmal etwas anders. Der Freiburger Weg höre sich zwar gut an, aber: „Wenn ich überhaupt ins vierte Jahr mit dem FC gehe, dann mache ich drei Kreuze. Und ob dann ein fünftes und ein sechstes Sinn macht, das muss man dann sehen. Es braucht aber keiner Angst haben, dass ich mich verpinkele. Das Trainerteam bleibt in dieser Konstellation zusammen.“ Denn auch seine Assistenten haben verlängert, das ließ der Chefcoach durchblicken.
Ab dem 1. Juni 2023 wird Baumgart zudem FC-Mitglied und erhält die Nummer 72 – sein Geburtsjahr. Doch Mitglied war einst auch Peter Stöger. Heute ist er es nicht mehr. Das Profigeschäft kann wirklich schnelllebig sein. Baumgart weiß das und trägt dem Rechnung. Der Trainer denkt erst einmal kurz-, höchstens mittelfristig. Und an die nächste Aufgabe. Die da heißt am Freitag (20.30 Uhr) Hertha BSC. Gegen den Abstiegskandidaten will er mit dem FC den ersten Heimsieg seit drei Monaten einfahren und über die angepeilte 40-Punkte-Marke springen. Damit wäre schon mal ein weiteres Ziel geschafft.