Die Menschheit hat sich zuletzt ungewöhnlich oft mit exponentiellen Wachstumsraten befassen müssen, in der Regel im bedrohlichen Kontext der Pandemie. Allerdings gibt es auch erfreuliche Verdopplungsraten: Im DFB-Pokal etwa verdoppelt sich mit jeder Runde das Preisgeld. Der 1. FC Köln hätte allein deshalb gern weiter an diesem Wettbewerb teilgenommen, und gegen den Hamburger SV, einen sehr konventionellen Zweitligisten, war die Chance absolut gegeben, zumal in einem Heimspiel.
Doch einmal mehr stürzten die Kölner schon vor dem Viertelfinale aus dem Wettbewerb. Dabei wären die Aussichten sogar auf das Halbfinale und mehr gar nicht schlecht gewesen angesichts der Liste prominenter Mannschaften, die bereits auf der Strecke geblieben sind.
Verspielte Einnahmen, verspielte Fan-Träume
Der 1. FC Köln verspielte am Dienstag jedoch nicht nur die Aussicht auf dringend benötigte Einnahmen. Den Fans des Traditionsklubs, der den Pokal zwar viermal gewann, nun aber seit 30 Jahren auf eine Finalteilnahme wartet, wurde einmal mehr ein Anlass zum Träumen genommen. Dabei lebt der Verein seit Jahrzehnten überwiegend nach dem Prinzip Hoffnung – und das erstaunlich gut. Fahrlässigkeit im Umgang mit den Träumen seiner Anhänger ist daher das Letzte, was sich der Klub leisten sollte.
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Das Aus daheim gegen einen Zweitligisten, so kurios es letztlich zustande kam, bedeutet einen schweren Schlag für die Kölner und ihren Trainer Steffen Baumgart, der so gut in die Rolle des Hoffnungsträgers gewachsen war. Das Aus ist auch Baumgarts Niederlage. Mit der Rotation wollte der Trainer erneut eine Maßnahme präsentieren, die den Zusammenhalt des Kaders stärkt. Einen weiteren Grund für seine Extremrotation gab es nicht – der 1. FC Köln ist nicht international vertreten, niemand muss geschont werden. Erst recht nicht in einem Spiel, das derart wichtig ist für die Perspektive des Vereins. Es war ein riskantes Vorgehen, der Einsatz war hoch. Umso schmerzhafter die unnötige Niederlage.
Die Kölner müssen nun dringend zusehen, sich rasch vom Pokaldrama zu erholen. Schon am Wochenende steht die Partie in Bochum an, und Baumgart sollte seine Leute so schnell wie möglich daran erinnern, dass sie zwar im Pokal nun alles verloren haben. Es in der Bundesliga aber noch einiges zu gewinnen gibt. Wenn auch keine Titel.