Köln – Ein wenig Anspannung hatten die Kölner offenbar doch gespürt nach den jüngsten Niederlagen, selbst wenn sie zuletzt viel Energie darauf verwandt hatten, Stärke zu zeigen. Doch ihre Sorgen zu gestehen, fiel ihnen am Sonntagnachmittag plötzlich leicht. Denn der 1. FC Köln hatte nach drei Pflichtspielpleiten in Folge wieder ein Spiel gewonnen und mit dem 3:2 (0:1) über den FC Augsburg 49 000 Zuschauer im Rhein-Energie-Stadion in Euphorie versetzt.
Den frühen Rückstand durch Niederlechner (14.) hatte Steffen Tigges kurz nach der Pause ausgeglichen. Denis Huseinbasic war nach einer Stunde die 2:1-Führung gelungen, die Caligiuri zwar noch egalisiert hatte. Erneut Tigges hatte jedoch neun Minuten vor Schluss zum Sieg getroffen und damit auch die jüngsten Zweifel an sich und der Kölner Offensive vorerst zerstreut. „Wir waren in der zweiten Halbzeit so viel besser, haben die Zuschauer mitgenommen und auch beim 2:2 nicht aufgesteckt. Es freut mich, dass wir die Ergebniskrise erst einmal beendet haben“, stellte Tigges fest.
„Situation war angespannt“
Auch der Trainer war froh, der aufziehenden Krise entgangen zu sein. „Die Situation war ein bisschen angespannt, umso wichtiger war der Sieg – und umso wichtiger waren die Antworten der Jungs“, kommentierte Steffen Baumgart. Der Coach hatte seine Mannschaft einmal mehr umgebaut. Kilian, Huseinbasic, Duda, Maina und Tigges begannen statt Soldo, Pedersen, Adamyan, Dietz und Kainz. Mark Uth war nach langer Verletzungspause auch am Sonntag noch nicht bereit für die Startelf, der Chef des Kölner Angriffs saß zunächst als Top-Option seines Trainers auf der Bank. Die beste Nachricht zum Anpfiff: Kapitän Jonas Hector durfte nach der missglückten Entsendung ins offensive Mittelfeld wieder auf der Linksverteidiger-Position beginnen.
Wie schon beim 0:2 in Belgrad am Donnerstag begann der FC mit drei Paaren vor der Viererkette. Köln spielte engagiert und hatte viel Ballbesitz, was eine Form der Überlegenheit zur Folge hatte, für die man sich gegen Augsburg jedoch nicht viel kaufen kann. Und tatsächlich fing sich der FC bald den in dieser Saison üblichen frühen Gegentreffer: Keine Viertelstunde war gespielt, als Winther einen weiten Ball in den Kölner Strafraum spielte, wo Luca Kilian den Kontakt zu Niederlechner verloren hatte, der nach überaus hübscher Ballmitnahme zur Führung traf.
Schlimmer hätte es nicht kommen können für die Kölner, die sich erst am Donnerstag die Zähne an einem Gegner ausgebissen hatten, der eine frühe Führung mit allen Mitteln verteidigt hatte.
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Augsburg spielte außerordentlich hart; Schiedsrichter Felix Zwayer verpasste es in dieser Phase, klare Grenzen zu setzen. Etwa bei Gruezos Foul gegen Duda, das als Tätlichkeit hätte beurteilt werden können, aber gänzlich ungeahndet blieb. Zur Halbzeit führte Augsburg mit weniger als 30 Prozent Ballbesitz und einer Passquote von 59 Prozent 1:0. Nichts daran kam überraschend, es war der erwartete Verlauf gegen die bayrischen Schwaben, die zuletzt ausgiebig gepunktet hatten und auch am Sonntagnachmittag ihre Qualitäten zeigten.
Zur zweiten Hälfte schickte Baumgart zwar dieselben Spieler zurück auf den Rasen. Doch Müngersdorf erlebte nun eine vollends veränderte Mannschaft. Der FC spielte aggressiver, körperlicher, mit Tempo und Zutrauen. Bevor die Augsburger die neuen Verhältnisse verarbeitet hatten, gelang Tigges der Ausgleich: Maina raste die linke Bahn hinunter, Tigges vollführte einen perfekten Laufweg in den Rücken seines Gegenspielers und drückte Mainas Flanke ins Tor.
Die Kulisse kommt
Der FC war nun auch dank der Kulisse klar im Vorteil. Eine Stunde war gespielt, als ein eigentlich verunglückter Ball in den Augsburger Strafraum trudelte, wo Tigges mit viel Körper Platz schaffte für Denis Huseinbasic, der sein zweite Bundesligator erzielte. Müngersdorf bebte. Doch Augsburg kam noch einmal zurück: Iago flankte von links, Niederlechner legte mustergültig auf Caligiuri ab, der zum 2:2 traf.
Es war ein bitterer Rückschlag gegen den Angstgegner, der nach den jüngsten Niederlagen schwere Folgen hätte haben können. Doch der FC kämpfte weiter, wechselte mutig und erhöhte noch einmal den Druck – bis Mark Uth in der 81 Minute ein überragendes Dribbling in den Strafraum trug, Tigges an den Ball kam und zum 3:2 vollendete. Es war der Lohn einer Energieleistung. Augsburgs Coach Enrico Maaßen zeugte dem Gegner allen Respekt. „Wenn du so viel hier reinfeuerst, gewinnst du verdient“, sagte der 38-Jährige und verwies auch auf die Kölner Verpflichtung unter der Woche im internationalen Wettbewerb, die ohne erkennbare Energieverluste geblieben war.
Der 1. FC Köln baute damit seine Führung in einer speziellen Statistik aus: Keine Mannschaft punktet nach Rückstanden so stark wie Köln. Steffen Baumgart lobte zwar die Comeback-Qualitäten seiner Spieler. „Wir können es wahrscheinlich nicht anders. Es zeichnet die Jungs aus, dass sie dranbleiben und auch nach einem 2:2 noch auf Sieg spielen“, sagte der Trainer, musste aber doch seufzen, als er zugab: „Ich wäre froh, wenn wir es nicht bräuchten.“