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Remis in Frankfurt in der AnalyseDer FC präsentiert sich stabil und reif

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Timo Horn klärt vor Frankfurts Rafael Santos Borre.

Frankfurt am Main – Das Wichtigste zuerst: Der 1. FC Köln hat allem Anschein nach ein neues Lieblings-Ergebnis. Zum dritten Mal in Folge trennte sich die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart mit einem 1:1 vom Gegner. Der hieß Eintracht Frankfurt und toppt das sogar noch. Zählt man den Europapokal hinzu, war es für die Hessen das fünfte 1:1 und das sechste Unentschieden in Serie. Die Punkteteilung beim wilden Ritt im Riederwald war unter dem Strich auch gerecht, der Weg zum Remis aber mitunter kurios. Hätte Anthony Modeste in der 55. Minute beim vermeintlichen Tor zum 2:1 durch Florian Kainz nicht hauchdünn im Abseits gestanden (was erst die lange Überprüfung durch den VAR bestätigte) oder hätte der eingewechselte Mark Uth kurz vor Schluss seine große Chance verwertet, wären die Kölner aller Voraussicht nach als Sieger vom Platz gegangen.

Im ersten Durchgang, der ab der 35. Minute eine ganz wilde Phase mit zahlreichen Nickligkeiten hatte, war der FC das deutlich bessere Team, nach der Pause hatte Frankfurt überwiegend mehr vom Spiel. Doch gegen Ende ging beiden Mannschaften sichtlich die Luft aus. Auf Steffen Baumgart traf das allerdings nicht zu, der leidenschaftliche Kölner Coach war jedenfalls kaum zu bändigen. Schiedsrichter Martin Petersen beruhigte ihn in der Nachspielzeit, indem er Baumgart noch die Gelbe Karte zeigte. Das wird ihn nicht groß jucken, der Trainer freute sich mehr über die Punkteteilung bei den so heimstarken Hessen, die allerdings in dieser Saison noch sieglos sind und ihren Ansprüchen bisher hinterherlaufen.

Die Tore

Das 1:0 für die Gäste in der 14. Minute ermöglichte Benno Schmitz, der einen langen Ball perfekt in den Sechzehner auf Jonas Hector spielte. Der FC-Kapitän legte diesen technisch stark auf den eingelaufenen Ellyes Skhiri ab, der den Ball flach in die lange Ecke schob.

Den Ausgleich kassierte der FC in der sechsten Minute der Nachspielzeit von Halbzeit eins. Jens Petter Hauge setzte Filip Kostic super in Szene. Der düpierte mit einem Übersteiger Benno Schmitz, flankte auf den goldrichtig stehenden Rafael Borré, der den Ball im flachen rechten Eck versenkte.

Moment des Spiels

Es war vielmehr eine Phase. Denn was war da bitteschön zwischen der 35. und dem Halbzeitpfiff los! Die Spieler lagen mehr auf dem Platz, als dass sie standen. Das bedeutete Schwerstarbeit für die medizinische Abteilung auf beiden Seiten. Erst prallte FC-Torwart Timo Horn mit dem eigenen Teamkollegen Luca Kilian zusammen, so dass dieser nicht weiterspielen konnte. Dann traf Dejan Ljubicic mit offener Sohle Djibril Sow.

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Kurz darauf prallten Martin Hinteregger und Tony Modeste zusammen, der mit einem Pfropfen in der Nase weiterspielte. Benno Schmitz erwischte dann Timothy Chandler so unglücklich am Kopf, dass dieser stark blutete und einen Turban verpasst bekam. In der 44. Minute köpfte Rafael Czichos aus der Nahdistanz den Ball an die Schläfe von Ellyes Skhiri, der dann ebenfalls behandelt werden musste. Es gab acht Minuten Nachspielzeit, in der der FC noch den Ausgleich kassierte und fast noch in Rückstand geriet. Unfassbar alles.

Spieler des Spiels

Es gibt nicht den Spieler des Spiels, sondern bei beiden Teams stachen zwei Akteure heraus. Trotz des Wechsel-Hickhacks zuletzt trumpfte Frankfurts Filip Kostic auf und war auf der linken Seite kaum zu stoppen. Auf Kölner Seite hielt Rafael Czichos die Abwehr mit Umsicht und Leidenschaft zusammen. Und dies ist besonders hervorzuheben, da der Routinier nach unglücklichen Aktionen zuletzt bei vielen umstritten war, nicht so allerdings bei Trainer Steffen Baumgart, der auf seinen Abwehrchef setzte und nicht enttäuscht wurde.

Das sagen die Trainer

Oliver Glasner (Eintracht Frankfurt): „Es war ein sehr wildes und mega intensives Spiel. Wir sind nicht glücklich mit den vielen Unentschieden. Köln ist besser ins Spiel gekommen. Keiner hat sich was geschenkt. Was mich ärgert, ist das billige Gegentor, das wir bekommen haben. In der zweiten Halbzeit ging es hin und her. In der Summe geht das 1:1 in Ordnung.“

Steffen Baumgart (1. FC Köln): „Es war ein sehr interessantes, hochklassiges Spiel. Beide Mannschaften haben auf Sieg gespielt. In der ersten Halbzeit hätten wir sogar mit 2:0 in Führung gehen können. Über das Gegentor habe ich mich geärgert. Aber wenn ich die letzte Chance von Mark Uth sehe, hätten wir noch was reißen können. Unter dem Strich bin ich zufrieden.“

Das sagen wir

Mit dem 1:1 kann der FC gut leben. Nach der Punkteteilung in Freiburg und der starken Leistung beim Unentschieden gegen Vizemeister Leipzig bewiesen die Kölner auch in Frankfurt, dass sie in ihrer aktuellen Verfassung nur schwierig zu bezwingen sind. Was die Spielstruktur angeht, wirkten die Kölner vor allem in der ersten Halbzeit reifer als die im Umbruch befindlichen Frankfurter.

Mit nunmehr neun Punkten nach sechs Spielen ist dem Baumgart-Team ein richtig guter Start in die neue Saison gelungen. Er kann sogar ein hervorragender werden, sollte der FC am kommenden Freitagabend seiner Favoritenrolle gegen Aufsteiger Fürth werden und den Aufsteiger bezwingen.

Es ist aus Kölner Sicht schön anzusehen, was ein guter Trainer aus einer kaum veränderten Mannschaft herausholen kann. Der FC erfreut endlich die Leute wieder. Auch wenn der FC in dieser Saison schon bessere Spiele bot, so wirkt er doch sehr gefestigt. Auf ein Gegentor folgt nicht mehr zwangsläufig der Einbruch, sondern die Kölner überstehen auch schwierige Phasen und kommen ins Spiel zurück.