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Nach Sieg im Keller-DuellKölner fühlen sich „erleichtert, aber bei weitem nicht erlöst“

Lesezeit 5 Minuten
01.12.2023, Hessen, Darmstadt: Fußball: Bundesliga, Darmstadt 98 - 1. FC Köln, 13. Spieltag, Merck-Stadion am Böllenfalltor. Kölns Davie Selke (l) und Kölns Torschütze Luca Waldschmidt jubeln über das Tor zum 0:2. Foto: Uwe Anspach/dpa - WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. +++ dpa-Bildfunk +++

Der eingewechselte Luca Waldschmidt (r.) brachte Schwung, Stürmer Davie Selke mit seinem Goldenen Tor den Kölner Sieg.

Der FC überzeugt nicht wirklich, holt aber einen extrem wichtigen 1:0-Sieg in Darmstadt. Neuer Anlauf bei Freiburgs Yannick Keitel?

Es war lausig kalt an diesem winterlichen Abend in Darmstadt; das Spiel zuvor war ebenso lausig, aber immerhin erfolgreich aus Kölner Sicht gewesen. Der Reporter des TV-Senders Dazn wollte Steffen Baumgart nach der Analyse des 1:0-Siegs beim Aufsteiger mit den Worten „dann sind Sie entlassen“ eigentlich nur in die warmen Katakomben schicken, da entgegnete der Trainer des 1. FC Köln: „Ich hoffe nicht.“

Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass auch beim Spiel am Böllenfalltor Baumgarts Job nicht zur Disposition stand, selbst im Fall einer Niederlage wäre es für den Coach nicht eng geworden, dies hatte Sport-Geschäftsführer Christian Keller vor dem Anpfiff noch einmal deutlich gemacht. Durch seine Spontanität hatte der Coach aber dann doch noch für ein Schmunzeln gesorgt. Zuvor war während der 90 Minuten plus Nachspielzeit wahrlich nicht vieles unterhaltsam gewesen.

Eine weitere Pleite wäre für den FC ein Schlag ins Kontor gewesen, der die Krise am Geißbockheim noch einmal verschlimmert hätte. Der Druck vor dem Heimspiel am kommenden Sonntag gegen den weiteren Mitkonkurrenten FSV Mainz 05 wäre noch einmal größer geworden, und dieser Druck kann eine mit dem Rücken zur Wand stehenden Mannschaft schon mal lähmen.

Doch so weit kam es aus Kölner Sicht zum Glück nicht. Dank des Treffers von Davie Selke (60.) gewannen die Gäste 1:0. Es war ein verdienter Sieg des aktiveren Teams. Gegner Darmstadt, so viel gehört auch zur Wahrheit, wies an diesem Abend aber kein Bundesliga-Format auf. Es ist das Ergebnis, das in dieser kritischen Situation hilft. Und es war aus FC-Sicht auch das Beste an diesem Abend.

1. FC Köln: Eingewechselter Luca Waldschmidt bringt endlich Schwung

Immerhin hatte sich der FC nach einer von beiden Seiten ganz schwachen ersten Halbzeit, in der beide Mannschaften nicht einen einzigen Schuss auf das Tor abgegeben hatten (das gab es zuvor in 108 Spielen in dieser Saison noch nie), und Umstellungen (vor allem die Hereinnahme des agilen Luca Waldschmidt zahlte sich aus) gesteigert. Es war der erste Auswärtssieg und der zweite überhaupt in der Saison, mit dem der FC Darmstadt überholte und bis Sonntag definitiv Tabellen-15. bleibt.

Und den Kölnern bleibt ein negativer Vereinsrekord erspart. Erstmals nach 20 Spielen, seit dem 0:0 im Derby am 2. April gegen Gladbach, hatten die Kölner wieder zu Null gespielt. Ein Spiel mit einem weiteren Gegentor hätte die Einstellung des Negativ-Rekords aus dem Jahr 2020 bedeutet. Baumgart zeigte sich in Darmstadt deshalb erfreut, dass seine Mannschaft endlich wieder „wenige Torchancen“ zugelassen habe, selbstverständlich habe auch der Sieg nach einem „hart umkämpften Spiel mit wenig Highlights“ sehr gutgetan, doch der 51-Jährige sagte auch, was jeder gesehen hatte: „Aus meiner Sicht war es kein gutes Spiel.“

Während Torschütze Selke nachher von einer „großen Erlösung“ sprach, wollte Baumgart diesen Begriff nicht verwenden. „Eine gewisse Erleichterung ist da, eine Erlösung bei weitem nicht. Wer das Spiel gesehen hat, der weiß schon, dass vieles noch nicht da ist, wie wir uns das vorstellen“, sagte der Trainer. Innenverteidiger Timo Hübers sprach von einem „Brustlöser“ und einem „süßen Sieg“, doch auch er ordnete den knappen Erfolg richtig ein: „Wir haben ehrlich gesagt noch nicht viel erreicht.“ Denn klar ist: Sollte der FC gegen Mainz nicht gewinnen oder sogar verlieren, dann ist er nicht wirklich einen Schritt weitergekommen.

Sportchef Keller hofft auf Transfers: Stürmer, Sechser, Innenverteidiger

Von den Kölner Neuzugängen des Sommers spielte zu Beginn in Darmstadt nur der nachverpflichtete Rückkehrer Dominique Heintz. Luca Waldschmidt zeigte nach seiner Einwechslung zur zweiten Halbzeit dann, was ihn ihm steckt, vielleicht auch über einen längeren Zeitraum stecken könnte. Leart Paqarada wurde nicht eingewechselt, Faride Alidou und Jacob Christensen gehörten nicht mal dem Kader an. Und Rasmus Carstensen, ein weiterer Neuzugang, fiel kurzfristig wegen einer Arm-Verletzung aus. Das Transfer-Zeugnis fällt bisher nicht gut aus. Der 1. FC Köln will und muss im Winter personell nachlegen. Der FC wüsste auch, was er tun müsse, sagte Keller und sprach über den Bedarf: „Wir wussten auch im Sommer schon, dass es uns guttun würde, wenn wir unsere Achse noch mal zusätzlich stabilisieren würden – mit einem weiteren Stürmer, einem Sechser und einem Innenverteidiger.“ Doch Keller fügte ebenfalls hinzu: Zum einen habe der FC finanziell „extrem limitierte Möglichkeiten“, zum anderen steht noch das Cas-Urteil aus, das alle Pläne torpedieren könnte.

Freiburgs Yannik Keitel offenbar erneut im Visier des 1. FC Köln

Doch die Planungen laufen natürlich. Nach Informationen dieser Zeitung kommt die Personalie Yannik Keitel zur Wiedervorlage. Der FC hatte bereits Ende der vergangenen Saison sein Interesse am defensiven Mittelfeldspieler des SC Freiburg bekundet, doch der frühere U21-Nationalspieler zog damals einen Verbleib im Breisgau vor. Er wolle sich bei seinem Heimatklub langfristig durchsetzen und seinen Vertrag verlängern, hieß es. Doch beides ist bisher für ihn nicht eingetreten. Für den 23-jährigen, der 66 Profispiele für den SCF vorweisen kann, verläuft die Saison bisher enttäuschend. Seit Anfang Oktober hat Keitel kein Bundesligaspiel mehr bestritten, ihn plagen hartnäckige Adduktorenprobleme. Mit seiner Dynamik könnte er aber sehr gut zum Spielstil von Baumgart passen. Einen festen Wechsel könnte sich wohl selbst der FC leisten, da Keitels Vertrag bereits nach dieser Saison ausläuft. Gegen diesen spricht indes, dass der SC Freiburg einen kleinen Kader hat, mit dem er in der Europa League überwintert.