AboAbonnieren

1. FC KölnLeere Tribünen, keine Punkte, dennoch Zuversicht

Lesezeit 5 Minuten
Neuer Inhalt

Stark am Ball: Kölns Neuzugang Ondrej Duda gab gegen Hoffenheim ein gutes Debüt für den FC.

  1. Der 1. FC Köln verlor vor leeren Tribünen äußerst unglücklich seinen Saisonauftakt gegen die TSG Hoffenheim.
  2. Die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol hat somit seit über einem halben Jahr kein Bundesliga-Spiel mehr gewonnen.
  3. Dennoch haben nicht nur die Kölner Verantwortlichen schnelle Hoffnung auf Besserung. Diese nähren vor allem die Neuzugänge.

Köln – Auch wenn die Leistung Anlass zur Hoffnung gab, ähnelten die Reaktionen der Spieler und Verantwortlichen des 1. FC Köln auch in der neuen Saison denen der letzten Monate. Der Frust überwog am Samstagnachmittag. Die Enttäuschung, dass es mal wieder nicht zu einem durchaus möglichen Sieg oder einem Punktgewinn gereicht hatte, sie war fast alle Protagonisten anzumerken.

Am deutlichsten brachte den Ärger Rafael Czichos auf den Punkt. Der Innenverteidiger rang nach der 2:3-Niederlage zum Ligaauftakt gegen die TSG Hoffenheim, die durch den dritten Treffer des überragenden Gästestürmers Andrej Kramaric erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit besiegelt worden war, um Fassung. „Das dritte Tor bekommen wir zu einfach, da waren wir nicht konsequent genug. Das war selten dämlich. Dadurch haben wir uns selbst um den verdienten Lohn gebracht“, sagte Czichos selbstkritisch. Der eingewechselte Dominick Drexler, der erst in der 86. Minute den zwischenzeitlichen Ausgleich aus kurzer Distanz erzielt hatte, haderte mit der fehlenden Konzentration seiner Mannschaft und der fehlenden Unterstützung der Fans.

Das könnte Sie auch interessieren:

Denn der 1. FC Köln hatte erst am Samstagabend während der „Tagesschau“ erfahren, dass er aufgrund der gestiegenen Inzidenzzahl in Köln erneut ohne Fans spielen muss (siehe Seite 3). „Als Spieler ist es schwierig zu akzeptieren, dass heute wieder keine Zuschauer im Stadion waren. Das Stadion ist so groß, 9000 Menschen können hier problemlos Abstand zueinander halten. Man blickt so langsam nicht mehr durch“, befand der 30-Jährige. Auch wenn es nur 9200 Heimfans in einem 50000 Zuschauer fassenden Stadion gewesen wären, so hätte diese Unterstützung dem FC in einer auf des Messers Schneide stehenden Partie sicherlich geholfen.

Gisdol kann Ergebnis nur schwer akzeptieren

Und so hieß es am Ende: Wieder kein Sieg, wieder Frust. Seit einem halben Jahr wartet der FC auf ein Erfolgserlebnis in der Bundesliga. Doch Drexlers Trainer war mit der Leistung seiner Mannschaft einverstanden. „Es fällt mir schwer, dieses Ergebnis zu akzeptieren“, sagte Markus Gisdol. Ein Remis wäre hochverdient gewesen, dies würden auch die ausgeglichenen Statistiken belegen. Zwar habe seine Mannschaft in der ersten Halbzeit zu wenig Druck nach vorne aufbauen können, doch nach der Pause sei hätten sich die Kräfteverhältnisse verschoben. „Ich hatte dann sogar das Gefühl, dass wir das Spiel noch komplett drehen können. Die Niederlage fühlt sich komisch an“, befand Gisdol, bemängelte aber auch das Abwehrverhalten vor dem späten 2:3. „Wir hätten nach dem 2:2 cooler bleiben müssen, wir hatten den Gegner ja da, wo wir ihn haben wollten.“

Neuzugänge Andersson und Duda machen Hoffnung

Der Kölner Coach sah allerdings auch einiges, was Mut macht. Zum Beispiel einen Spieler wie Neuzugang Ondrej Duda. Als Zehner vor Jonas Hector und Ellyes Skhiri überzeugte der 25-Jährige, der zuvor nur zwei Einheiten mit seinem neuen Team absolviert hatte, mit Tempo-Dribblings, Übersicht und öffnenden Pässen. In der 51. und 80. Minute bewies er zudem Torgefahr.

Neuer Inhalt

Sebastian Andersson traf bereits in seinem ersten Bundesligaspiel für die Kölner.

Noch effizienter war die zweite Neuverpflichtung Sebastian Andersson, der einen tollen Start in Köln hinlegte. Beim Treffer zum 1:1 in der 22. Minute bewies der Stürmer seine herausragende Kopfballstärke. Direkt nach der Pause hätte der Schwede erneut treffen können, scheiterte aber an TSG-Torwart Oliver Baumann. In der 86. Minute war Andersson dann wieder maßgeblich am 2:2 durch Drexler beteiligt, als er zuvor nach einem Freistoß von Salih Özcan an den Pfosten geköpft hatte. „Für mich persönlich ist es schön, in meinem ersten Spiel für den FC direkt getroffen zu haben. Aber da wir verloren haben, bin ich trotzdem enttäuscht“, sagte Andersson, der wie Duda ein Sonderlob vom Trainer erhielt. „Wir haben gesehen, dass die Spieler uns helfen können und auch werden. Beide hatten ein wirklich gutes Debüt. Es war aber schon erstaunlich, wie sie schon im Spiel drin waren“, sagte Gisdol, der in der Offensive ohne die Neuen aber auch aufgeschmissen gewesen wäre. Mark Uth (zurück zu Schalke) und Jhon Córdoba (Wechsel zu Hertha BSC) sind nicht mehr da, Ismail Jakobs und Florian Kainz verletzt.

Einwechslung von Sörensen macht Not offensichtlich

So wechselte Gisdol kurz vor dem 2:2 mit Rückkehrer Frederik Sörensen einen Innenverteidiger ein, der mit seiner Kopfballstärke helfen solle, die Partie noch zu drehen. Ein Stürmer war nicht mehr auf der Bank. „Das zeigt, dass wir personell nicht so gut aufgestellt sind. Ich hätte mir da die eine oder andere Option mehr gewünscht. Aber das wird sich in den kommenden Tagen ja ändern“, sagte Gisdol und bezog sich auf Neuzugang Toluwalase Arokodare (19), den 1,95-Meter-Stürmer, den der FC erst Freitag aus Lettland verpflichtet hatte und der Dienstag erstmal trainieren soll. Zudem hat der Trainer mit Dimitris Limnios (22) jetzt auch eine Alternative für Rechtsaußen im Kader. Am Montag wird der Grieche nach seiner Corona-Hängepartie endlich am Geißbockheim eintreffen.

Wieder Kölner Frust über den Videobeweis

Der Video-Assistent (VAR) und der 1. FC Köln – sie werden keine Freude mehr. Erneut haderte der FC mit ihm. Der Grund war das Verhalten von Schiedsrichter Daniel Siebert nach einem Zweikampf von Rafael Czichos und Christoph Baumgartner kurz vor der Pause. Czichos traf mit dem Schienbein die Wade des Hoffenheimers, der trat ihm auf den Fuß und kam schreiend zu Fall. Der Unparteiische zeigte erst keine Reaktion. Dann bekam Siebert ein Signal von Video-Referee Frank Willenborg aus Deutz. Der legte sich offenbar auch nicht fest, worauf Siebert die Bilder selbst studierte und auf Elfmeter für die Gäste entschied, den Kramaric zum 1:2 verwandelte. Eigentlich soll der VAR nur bei klaren Fehlentscheidungen einschreiten. Entsprechend groß war der Ärger der Kölner. „Für mich war es keine klare Fehlentscheidung, den Elfer nicht zu geben. Wieso der Videoschiri eingreift, verstehe ich nicht“, war Verteidiger Rafael Czichos bedient. (LW)