AboAbonnieren

1. FC Köln im AufwindHärtetest bestanden, jetzt den guten Start vergolden

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Abgekämpft nach dem Abpfiff in Frankfurt: FC-Trainer Steffen Baumgart (l.) und Verteidiger Rafael Czichos

Köln – Der Abnutzungskampf zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln (1:1), der in Halbzeit eins zwischenzeitlich mal ausgeartet war, hinterließ seine Spuren. Völlig ausgepumpt und teilweise lädiert schlichen nach dem Abpfiff mehrere Spieler auf beiden Seiten vom Platz.

Drei von ihnen hatten den Schlusspfiff gar nicht mehr auf dem Rasen erlebt: Die Kölner Luca Kilian und Benno Schmitz mussten wegen Kopfverletzungen ausgewechselt werden. Für Frankfurts Erik Durm war die Partie bereits nach elf Minuten vorbei, der Weltmeister trug eine Gehirnerschütterung davon. Als besonders resistent und tapfer erwies sich Eintrachts Timothy Chandler, der nach dem Zusammenprall mit Schmitz in der 38. Minute eine klaffende Wunde davongetragen hatte. Die wurde in der Pause genäht, mit einem Turban spielte der Verteidiger durch. Brummschädel, wohin man blickte.

Auch Kölns Trainer Steffen Baumgart hatte sich wieder mal verausgabt. In der Nachspielzeit sah er die Gelbe Karte wegen Meckerns – und muss nun ein Fass Kölsch zahlen, der interne Trainer-Strafenkatalog sieht das so vor. Baumgart wird das Bier gerne spendieren und gab sogar launig zu: „Die Karte hatte ich mir redlich verdient.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Doch ob der Coach auch mit dem Endergebnis und der Punkteteilung einverstanden ist, konnte er nicht so richtig beantworten: „Grundsätzlich bin ich zufrieden mit dem Spiel. Ob auch mit dem Ergebnis, das fragen sie mich mal in zwei Tagen.“

Sieg war erneut zum Greifen nah

Denn beim dritten Kölner 1:1 in Folge war der Sieg erneut zum Greifen nah. Diesen hatte diesmal der eingewechselte Mark Uth in der Nachspielzeit auf dem Fuß, doch sein Schuss wurde noch im letzten Moment geblockt. Zudem haderten die Gäste mit der Entscheidung des Video-Schiedsrichters, der das vermeintliche 2:1 durch Florian Kainz (54.) wegen einer minimalen Abseitsstellung zuvor von Anthony Modeste wieder einkassiert hatte. Es war wohl Modestes Schulter, die hauchdünn zu weit vorne war. Eine Zentimeter-Entscheidung.

Und sicherlich vom Zeitpunkt etwas unglücklich war es auch, dass die Kölner nach der frühen Führung durch ein sehenswert herausgespieltes Tor von Ellyes Skhiri (14.) in der sechsten Minute der Nachspielzeit der ersten Halbzeit noch den Ausgleich durch Rafael Borré kassierten.

Die Kölner wussten also nicht wirklich, wie sie das Ergebnis einordnen sollten. Das war auch schon beim 1:1 in Freiburg so, als der FC in der 89. Minute durch ein Eigentor den Ausgleich geschluckt hatte. Und in der vergangenen Woche beim 1:1 gegen Vizemeister RB Leipzig vergab Ondrej Duda in der Nachspielzeit die riesige Chance zum Sieg. „Wenn ich die letzte Chance von Mark sehe, dann hätten wir in der letzten Sekunde auch heute etwas reißen können“, sagte Baumgart nach dem Abpfiff in Frankfurt.

Doch mit den gezeigten Leistungen können die Kölner absolut zufrieden sein. Dank der mutigen Spielidee und viel Trainings-Arbeit ist der FC mittlerweile in der Lage, fußballerisch auch gegen Top-Teams mitzuhalten. Mehr noch: In Frankfurt war der FC sogar das dominantere Team. Die Kölner hatten mehr Ballbesitz (54 Prozent zu 46), mehr Torschüsse (14 zu zehn), eine höhere Passquote (76 Prozent zu 63), gewannen mehr Zweikämpfe (55 Prozent zu 45) und liefen etwas mehr als der Gegner (117 Kilometer zu 116).

Auch Baumgarts Umstellungen fruchteten erneut. Uth saß zum ersten Mal seit seiner Rückkehr auf der Bank – obwohl er fit war. Baumgart trocken: „Wir spielen nur mit Elf. Für Mark war halt heute kein Platz.“ Dann schob er hinterher, dass er mit Sebastian Andersson gegen den physisch starken Martin Hinteregger eine andere Präsenz haben wollte. „Das hat sich bewahrheitet, es waren viele rassige Zweikämpfe dabei. Mark wäre in diesem Spiel zu Beginn nicht der Richtige gewesen. Deshalb habe ich vor dem Anpfiff mit ihm gesprochen.“

Vor 33.000 Fans gegen Fürth

Neun Punkte haben die Kölner jetzt auf dem Konto. Am Freitag können sie ihren guten Start mit einem Sieg im Heimspiel gegen Aufsteiger Fürth vergolden. „Unser Start mit neun Punkten ist in Ordnung. In dem einen oder anderen Spiel hätten wir verlieren können, aber auch Punkte mehr mitnehmen können“, befand Jonas Hector und machte klar: „Am Freitag wollen wir unser Heimspiel gewinnen.“a

Vor 33000 Zuschauern (das Kölner Gesundheitsamt entschied, dass 8000 Fans mehr ins Stadion dürfen als zuletzt) ist der FC jedenfalls eindeutiger Favorit. Sollte ein Sieg gelingen, hätte sich das Team vorerst im oberen Tabellendrittel festgesetzt. Und das wiederum hätten vor der Saison und nach zwei Fast-Abstiegen wohl nur Berufsoptimisten für möglich gehalten.