Dieter Prestin will, dass sich beim 1. FC Köln einiges ändert. Einen Umsturz hat der langjährige FC-Profi nicht im Sinn, aber offenbar viele Ideen für Reformen.
Nach heftiger Kritik an FC-BossenDieter Prestin fühlt sich „vom großen Zuspruch bestärkt“
Dieter Prestin hat sich am Dienstag von seinem zweiten Wohnsitz in Oberbayern nach Köln aufgemacht. Es ist eine Autofahrt von knapp 600 Kilometern, auf der man sich viele Gedanken machen kann. Gedanken in erster Linie um den 1. FC Köln.
Der ehemalige Bundesligaspieler des Vereins, der zwischen 1975 und 1987 316 Pflichtspiele für den Klub bestritt und 1978 das Double feierte, wollte in seiner Heimat Köln ursprünglich den Höhepunkt des Karnevals genießen. Und eigentlich auch traditionell auf der Karnevalssitzung des Bundesligisten am Dienstagabend im Hotel Maritim zu Gast sein.
Doch die aktuellen Entwicklungen führten dazu, dass Prestin umplante. Er wird jetzt auch Termine und Gespräche wahrnehmen, die sich einzig um den 1. FC Köln und seine Zukunft drehen. Am Dienstagabend war der gebürtige Hürther zu Gast beim Talkformat „Loss mer schwade“ (diesmal in Dormagen), der Karnevalssitzung blieb er fern. Und das hatte seinen Grund.
Denn in einem Interview mit der „tz“ aus München hatte der 67-Jährige zu einem Rundumschlag gegen die Verantwortlichen des 1. FC Köln ausgeholt. „So, wie der Klub aktuell dasteht, habe ich fast den Glauben an meinen 1. FC Köln verloren. Ich habe Angst, dass der Verein ins Niemandsland abrutscht“, sagte Prestin. Den Umgang der Bosse mit der Transfersperre sei „an Arroganz nicht zu überbieten“ gewesen. „In der Chefetage mangelt es absolut an Fußballkompetenz – sowohl im Vorstand, als auch bei den Beratern.“ In der freien Wirtschaft wäre das Problem relativ schnell gelöst worden, sagte Prestin. „Hier sind die Schuldigen – und weg damit. Aber so etwas gibt es in Köln nicht.“
1. FC Köln: Prestin bleibt bei seiner Kritik und Gesprächsbereitschaft
Eigentlich hatten Prestin und Präsident Werner Wolf ein gemeinsames Treffen für den 9. Februar vereinbart, in dem der Ex-Profi sein Anliegen und sein 40-seitiges Konzept für die Zukunft des Klubs vortragen wollte. Doch nach Prestins Vorpreschen und dem frontalen Angriff sagte der FC-Präsident ab (wir berichteten). „Ich stehe nach wie vor einem Treffen mit Herrn Wolf offen gegenüber, schließlich habe ich es nicht abgesagt. An meinem Standpunkt und meinen Forderungen hat sich aber nichts geändert. Ich bin überaus angetan von dem immensen Zuspruch, der mich in den letzten Tagen erreicht hat. Damit hatte ich so nicht gerechnet. Der große Zuspruch bestärkt mich, mein Vorhaben durchzuziehen. Ich möchte die vielen Leute, die ebenfalls meiner Meinung sind, nicht im Stich lassen und bin bereit, im Fall der Fälle Verantwortung zu übernehmen“, sagt Prestin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Der Kritik, dass sein Vorpreschen taktisch unklug, eher stillos und deshalb die Absage von Werner Wolf absehbar war, kann der frühere Abwehrspieler nichts abgewinnen. „Einer muss mal den Anfang machen. Wir kommen auch nur weiter, wenn Klartext geredet wird. Denn Fakt ist, dass es so beim 1. FC Köln nicht weitergehen kann. Es müssen eklatante Veränderungen her – da geht es vor allem um die fehlende Sport-Kompetenz in der Führung, um Satzungsfragen, die Nachwuchsförderung und die allgemeine Kommunikation mit den Fans.“
Prestin spricht sich für die Installation eines Sport-Vorstands aus, der über der Geschäftsführung und dem Trainer steht und der über „große Kompetenz und beste Drähte“ verfüge. Zudem kritisiert der Ex-Profi die Strukturen des Klubs, sieht die Satzung und insbesondere die Kontrollgremien und deren Zusammensetzung als problematisch an.
Prestin hat „ein Team von fünf, sechs Persönlichkeiten“ zusammengestellt
Prestin hat ein Konzept erarbeitet, in dem er festgehalten hat, was seiner Ansicht nach in Zukunft verändert werden müsste. „Mein ganzes Konzept ist ein Blick in die mittelfristige Zukunft, in die nächsten fünf Jahre“, sagt der frühere Verteidiger, wird aber noch nicht konkret. Er habe allerdings bereits ein „Team von fünf, sechs Persönlichkeiten, die aus dem Sport, der Wirtschaft und der Juristerei kommen“ zusammengestellt, das diese Kompetenz mitbrächte.
„Sie sehen: Wir meinen das absolut ernst. Mein Ziel ist es aber nicht, selbst Präsident zu werden“, stellt der bekannte Sportversicherungsmakler klar. Es sei auch möglich, den Verein in anderer Funktion nach vorn zu bringen. Von seinem Fachwissen, seinem Netzwerk und seiner Erfahrung könne der FC profitieren, ist sich der Ex-Spieler sicher.
Prestin signalisiert weiterhin Gesprächsbereitschaft: „Ich plane keinen Umsturz. Ich will meinem Herzensverein helfen. Und am besten geht das immer noch im Dialog.“ Die Frage ist indes, ob die Kölner Vereinsführung diese Gesprächsbereitschaft doch noch zeigt.