Sinsheim – Der Stadionsprecher war begeistert, „gut voll“ sei das Stadion, sagte er und bedankte sich kurz vor dem Schlusspfiff bei rund 14.000 Zuschauern, was für Erheiterung im mit rund 4000 Kölnern gefüllten Gästeblock sorgte. Es war der einzige heitere Moment auf Kölner Seite am Freitag, an dessen Ende ein 0:5 (0:1) stand und damit die erste Niederlage seit dem 2:3 beim FC Bayern am zweiten Spieltag.
Es war ein schlimmer Abend beim Angstgegner, bei dem FC mal wieder unterging. 0:4, 0:6, 1:3, 0:3 und jetzt 0:5: So endeten die letzten fünf Gastspiele der Kölner im Kraichgau. „Die Hoffenheimer haben uns heute einmal vorgeführt, das muss man so akzeptieren. Heute haben wir richtig auf den Sack bekommen, jetzt heißt es Mund abputzen und weiter geht’s“, sagte Timo Horn, und Rafael Czichos, als Abwehrchef und Kapitän heillos überfordert, fügte an: „Wir haben zu viele Fehler im Spiel nach vorne gemacht und waren immer einen Schritt zu spät in den Zweikämpfen. Dann kannst du hier nichts gewinnen, dafür ist Hoffenheim zu spielstark.“
Jonas Hector war krank
Steffen Baumgart hatte seine Mannschaft kurzfristig verändern müssen, weil sich Jonas Hector am Vormittag krankgemeldet und umgehend die Heimreise angetreten hatte. Für den Kapitän rückte Noah Katterbach erstmals in dieser Saison in den Kader. Die Flügel verteidigten Kingsley Ehizibue und Benno Schmitz, Ehizibue auf der sehr ungewohnten linken Seite.
Im Zentrum startete wie angekündigt Salih Özcan für den verletzten Ellyes Skhiri, vor dem Anpfiff gab sich Baumgart gewohnt ungerührt: „Wir sind hier, um zu gewinnen“, sagte der Kölner Trainer. Doch aus dem ersten Sieg nach zuletzt vier Niederlagen in Hoffenheim wurde nichts.
Czichos mit dem Fehler
Es begann schon wenig aussichtsreich für Köln. In der achten Minute versuchte sich Rafael Czichos in Bedrängnis an einem Diagonalball, den auf diesem Planeten nur sehr wenige Verteidiger verlässlich zum Mitspieler bringen. Der Ball rutschte ihm ab und wurde zur perfekten Flanke für Andrej Kramaric, doch Horn hielt den satten Volleyschuss des Kroaten mit ausgestrecktem Arm, eine fantastische Parade.
Es war zunächst eine öde Partie in der mauen Atmosphäre der Prezero-Arena, in der vor allem die Kölner zu hören waren – neben den mitgereisten Fans vor allem Steffen Baumgart, der jedoch deutliche Probleme hatte, seine Elf zu erreichen und in den Wettkampfmodus zu versetzen.
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Eine halbe Stunde war gespielt, als Kramaric einen Pass in die Tiefe spielte. Ihlas Bebou war über die rechte Kölner Abwehrseite in den Strafraum gelaufen, Schmitz sah ihn zwar, folgte aber nicht. So konnte Meré nicht eingreifen, weil Bebou aus seinem Rücken einlief, den Ball mit Tempo an Horn vorbei legte und zum 1:0 für die Gastgeber traf. Meré beklagte sich anschließend bei Schmitz – und hatte Recht damit.
Den FC schien die Länderspielpause einen großen Teil seiner Geschlossenheit gekostet zu haben, die Mannschaft erinnerte nur sehr entfernt an den Auftritt beim 3:1 über die Fürth. Die Kölner spielten mutlos, standen zeitweise deutlich zu tief – zudem fehlten ohne Skhiri und Hector brauchbare Bälle aus der Tiefe. Nichts gelang. Auch Steffen Baumgart kann also nicht zaubern.
Schneller Doppelschlag der Hausherren
Stattdessen sorgte die TSG mit zwei schnellen Treffern gleich nach der Pause früh die Entscheidung. Zunächst setzte sich Baumgartner auf dem Flügel gegen Özcan durch, Hoffenheim kombinierte ungestört im Kölner Strafraum, Bebou traf aus dem Fünfmeterraum (49.). Zwei Minuten später verlor Czichos den Ball im Aufbau, Kramaric kam an den Ball und David Raum einsetzte, dessen Pass Baumgartner ins Tor drückte. Der Abend war gelaufen.
Baumgart wechselte dreimal; für Meré, Kainz und Andersson kamen Kilian, Duda und Schaub. Köln fand dennoch keinen Weg zurück in die Partie. So erlebten die Zuschauer, wie Baumgart mit Rückständen umzugehen pflegt: Der Trainer änderte auch im Angesicht der sicheren Niederlage nichts an der Ausrichtung – und kassierte in der 74. Minute das 0:4 durch Geiger, ehe Posch sogar auf 5:0 (87.) erhöhte.
Für die TSG war es ein Befreiungsschlag. Die Kölner dagegen werden die Tage vor dem Derby gegen Leverkusen nutzen müssen, um wieder zueinander zu finden. „Wir müssen schon analysieren – und das wird nicht einfach, weil es weh getan hat“, schloss Baumgart.
TSG Hoffenheim: Baumann - Posch, Grillitsch, Akpoguma - Kaderabek (36. Richards), Samassekou, Geiger (81. Bruun Larsen), Raum (81. Skov) - Baumgartner (73. Rudy) - Bebou (73. Rutter), Kramaric.
1. FC Köln: Timo Horn - Schmitz, Mere (56. Kilian), Czichos, Ehizibue (75. Katterbach) - Salih Özcan - Thielmann (79. Lemperle), Uth, Kainz (56. Schaub) - Modeste, Andersson (56. Duda). - Schiedsrichter: Reichel (Stuttgart).- Tore: 1:0 Bebou (31.), 2:0 Bebou (49.), 3:0 Baumgartner (51.), 4:0 Geiger (74.), 5:0 Posch (87.)
Zuschauer: 14309