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Komplizierte FinanzenFC kämpft um Verbleib von Abwehr-Talent Luca Kilian

Lesezeit 5 Minuten
FC Kilian Jubel gegen Mainz

Luca Kilian, hier beim Jubel nach seinem Tor gegen Mainz, hat sich als Verstärkung für die FC-Abwehr etabliert.

Köln – Europa ist nicht gleich Europa. Doch die Frage, ob der 1. FC Köln in der neuen Saison in der Conference League (sicher) oder in der Europa League (nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich) antritt, war den Anhängern nach dem Platzsturm in Anschluss an das Heimspiel gegen Wolfsburg erst einmal egal. Die Freude über die Qualifikation für internationale Spiele musste raus, trotz der 0:1-Schlappe gegen Wolfsburg. Mannschaft, Trainerteam und Verantwortliche reagierten etwas differenzierter. Nicht ohne Grund.

Am letzten Spieltag steht noch im Raum, in welchem Wettbewerb die Kölner antreten werden. Union Berlin ist im Rennen um die Europa League im Vorteil, hat zwei Punkte mehr auf dem Konto und am Samstag ein Heimspiel gegen den geretteten VfL Bochum zu bestreiten, während die Mannschaft von Steffen Baumgart beim noch um den Klassenerhalt kämpfenden VfB Stuttgart gefordert ist.

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Tausende FC-Fans stürmten nach dem Spiel gegen Wolfsburg den Platz im Kölner Stadioin.

Für den 1. FC Köln ist jedwede Europapokal-Teilnahme ein riesiger Erfolg nach zwei Zitter-Spielzeiten. Doch sollte es in die Conference League gehen, hätte das Auswirkungen auf die Basisplanung des FC, der finanziell klug wirtschaften muss. Zumindest vorerst müsste der FC mit rund zehn Millionen Euro weniger kalkulieren. Denn im jüngsten Uefa-Wettbewerb werden nicht nur Prämien ausgeschüttet, die rund 20 Prozent niedriger sind als in der Europa League, sondern der Start in der Gruppenphase ist im Gegensatz zur Europa League in der Conference League nicht garantiert, alle Vereine müssen durch das Nadelöhr Playoffs.

Da der FC in der Saison 2017/18 in der Europa League am Start war, dürften die Kölner, die mit einem Klub-Koeffizienten von 14,714 von der Uefa auf Platz 103 geführt werden, zu den gesetzten Klubs gehören und einem stärkeren Gegner aus dem Weg gehen.

Türoff sieht „kritischen Punkt"

„Der kritische Punkt würde für uns das Überstehen der Playoffs für die Conference-League-Gruppenphase sein“, sagt FC-Geschäftsführer Philipp Türoff dieser Zeitung, fügt aber an: „Wenn wir uns für die Gruppenphase qualifizieren, helfen uns beide Wettbewerbe finanziell weiter. Und sportlich werden die Fans in beiden auf ihre Kosten kommen und Heim- und Auswärtsspiele zu Fußballfesten machen. Dem internationalen Ruf des FC tun beide Wettbewerbe gut.“

Dass im Fall der Teilnahme an der Conference League automatisch weniger Mittel für den Kader zur Verfügung stünden, lässt sich laut Türoff „nicht direkt ableiten“. Da kommt dann der Transfermarkt ins Spiel. „Wir arbeiten mit einer vagen Annahme, welche Erlöse der Transfermarkt bringen muss, um uns wirtschaftlich zu stabilisieren. Mögliche Einnahmen aus einem europäischen Wettbewerb verringern natürlich den Druck, Transfereinnahmen in der geplanten Größenordnung erzielen zu müssen und stärkt so in Transfergesprächen unsere Verhandlungsposition. Und natürlich fallen mit solchen Mitteln auch die Verhandlungen zu Vertragsverlängerungen etwas leichter“, sagt Türoff.

Kellers Herkulesaufgabe

Trotz der überraschend starken Saison hat der neue Sport-Geschäftsführer Christian Keller eine Herkulesaufgabe vor sich. Damit wird er nicht zum Spaßverderber im Europa-Rausch, sondern er orientiert sich an Fakten. Keller machte bereits klar: „Um die aufgebauten Belastungen zurückzuführen, werden wir uns zukünftig in allen Bereichen einschränken müssen. Das betrifft allen voran den Personalaufwand für die Lizenzspielerabteilung, der wie bereits angekündigt um 20 Prozent reduziert werden muss (von 58 auf 46 Millionen Euro, d. Red.). Gleichzeitig sind wir auf nennenswerte Transfererlöse angewiesen.“

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Der 1. FC Köln schleppt noch Altlasten mit sich und hat weiter mit den Auswirkung der Pandemie zu kämpfen. Ein gutes Beispiel, wie schwierig sich die finanzielle Situation des FC gestaltet, ist die Situation von Luca Kilian. Der 22-jährige Innenverteidiger, den der FC bis zum 30. Juni dieses Jahres vom FSV Mainz 05 ausgeliehen hat, erwies sich als Top-Verstärkung. Trainer Steffen Baumgart galt schon während der gemeinsamen Zeit beim SC Paderborn als Förderer des ehemaligen BVB-Spielers. Beim FC kam Kilian in 30 von bisher 33 möglichen Saisonspielen zum Einsatz und bildete mit Timo Hübers (25) ein starkes Innenverteidiger-Duo, das auch eine vielversprechende Perspektive hat.

Option für Luca Kilian läuft am 15. Mai aus

Beim Leih-Deal sicherte sich der FC eine Kaufoption in Höhe von rund zwei Millionen Euro. Nach Informationen dieser Zeitung läuft diese Option aber bereits in wenigen Tagen aus – konkret einen Tag nach dem letzten Bundesliga-Spieltag am 15. Mai. Kilian will beim 1. FC Köln bleiben, der Verein will den Spieler halten. Doch noch hat der Liga-Siebte die Option nicht gezogen. Er will wohl noch den letzten Spieltag abwarten. Zudem gehört es zum Berufsrisiko eines Profis dazu, dass sich ein Spieler verletzen kann.

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FC-Verteidiger Luca Kilian (am Ball) im Duell mit Wolfsburgs Jonas Wind

Doch der FC tut sich offenbar schwer, die vereinbarten zwei Millionen Euro auf einen Schlag zu bezahlen. Angeblich sollen die Verantwortlichen bei den Mainzern vorstellig geworden sein, mit dem Wunsch, in Raten zahlen zu können. Türoff kommentiert das nicht. Die Rheinhessen hätten davon nichts, denn sollte der FC die Option nicht ziehen, wäre die Ablöse des Spielers ab Montag frei verhandelbar – und sie wäre gewiss höher als die vereinbarten zwei Millionen. Oder Kilian käme nach Mainz zurück, sein Vertrag beim MSV läuft noch bis zum Sommer 2024.

Mainzer Heidel gibt sich entspannt

Das sagt auch der Mainzer Sportvorstand Christian Heidel dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wir sind da entspannt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Der FC kann Luca zu den vereinbarten Konditionen verpflichten – oder er kommt zu uns zurück. Dann würden wir gemeinsam einen neuen Versuch in Mainz starten. Der Spieler hat sich sehr gut entwickelt. Das Leihgeschäft war ein Win-Win-Deal. Ich kann verstehen, dass Luca nach dieser Saison gerne in Köln bleiben möchte, auf der anderen Seite können auch wir natürlich einen guten, jungen Verteidiger gebrauchen.“ Keller hat Heidel kontaktiert, doch nur für den FC drängt die Zeit.