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Florian Kainz im Interview„Ich bin froh, mit Steffen Baumgart arbeiten zu können“

Lesezeit 6 Minuten
Kainz_Tor

Florian Kainz zählt in dieser Saison zu den Stützen der Kölner Offensive.

KölnHerr Kainz, haben Sie den Sieg gegen Augsburg nach drei Niederlagen zuvor auch als eine Art Befreiung wahrgenommen?

Ja, der Sieg hat allen sehr gut getan. Wir wissen, dass Fußball ein extrem schnelllebiges Geschäft ist. Nach drei Niederlagen kann die Stimmung öffentlich schon mal umschlagen – insbesondere in Köln. Aber es waren eben auch drei Niederlagen innerhalb nur einer Woche. Es war nicht so, dass wir vorher über mehrere Wochen keine guten Ergebnisse, keine guten Spiele abgeliefert und eine schlechte Stimmung hatten. Ganz im Gegenteil. Aber die Situation vor dem Augsburg-Spiel war schon angespannt. Es kamen zuletzt auch Verletzungen dazu. Als Mannschaft sollten wir aber mit Kritik umgehen können und nicht nach Ausreden suchen. Das bringt nichts. Die richtige Antwort müssen wir auf dem Platz geben – das hat die Mannschaft getan.

Ihr Team hat erneut ein Spiel gedreht. Gibt das noch einmal einen Push für die kommenden Aufgaben?

Ich glaube gar nicht, dass wir diesen Push überhaupt benötigen, da wir insgesamt gesehen gut dastehen. Natürlich müssen wir gewisse Sachen abstellen, vor allem die individuellen Fehler in der Anfangsphase, die zu oft zu Gegentoren geführt haben. Aber genau das haben wir angesprochen, daran arbeiten wir. Am Freitag in Mainz müssen wir von Anfang an konzentriert sein, das Spiel wird ganz sicher nicht leichter als das gegen Augsburg. Die Gegner kennen unsere Spielweise mittlerweile besser. Es liegt oft an uns, das Spiel zu machen, wir haben deutlich mehr Ballbesitz. Das ist anders als früher.

Sind die Ansprüche in Köln nach der vergangenen Saison gestiegen?

Ja, vor allem in der Conference League. Dort stehen wir nach den zwei Niederlagen nicht so da, wie es sich vor allem die Fans erwünscht haben. Da nimmt man den gestiegenen Anspruch in Köln schon wahr. Aber der ist bei uns in der Mannschaft ja ebenfalls gestiegen: Wir wollen auch die K.o.-Phase erreichen. Trotzdem sollten wir die Entwicklung der Mannschaft positiv betrachten und im Hinterkopf haben, wo wir herkommen und vor nicht allzu langer Zeit mal standen.

Der FC hat nach zehn Saisonspielen 19 Tore erzielt und damit vier mehr als vor einem Jahr, als Tony Modeste für Köln stürmte. Wie konnte der FC den Abgang kompensieren?

Es zeigt sich, dass wir mittlerweile in der Lage sind, fast jeden Spieler zu ersetzen. Tony war ein sehr wichtiger Spieler auf und neben dem Platz, auch Salih Özcans Abgang war schmerzhaft. Aber jetzt springen andere ein. Mit unserem breiter aufgestellten Kader können wir das auffangen, mehrere Spieler haben zudem einen Schritt nach vorne gemacht. Der Trainer spricht es immer wieder an: Bei uns gibt es keine Starspieler, sondern es zählt nur das Kollektiv. Und deshalb funktioniert es auch. Es ist keiner beleidigt, auch wenn er nicht spielt. Jeder gibt Gas.

Der Faktor Baumgart also?

Der Trainer hat es von Anfang an geschafft, alle mitzunehmen: Mannschaft, Verein, Fans, Medien. Es ist beeindruckend, das bei einem großen Klub zu schaffen. Er hat ein sehr gutes Verhältnis zur Mannschaft. Er schafft den Spagat: Er ist nah bei den Spielern, aber dennoch der Chef, der klare und manchmal auch harte Entscheidungen trifft. Steffen Baumgart ist ein sehr prägender Trainer für meine Karriere. Ich bin froh, dass ich mit ihm zusammenarbeiten kann.

Sie kommen bisher auf insgesamt zehn Torbeteiligungen und gehören zu den zehn besten Flankengebern Europas. Was haben Sie verändert?

Sicher profitiere ich auch von unserem Spielsystem. Wir spielen viel über die Flügel und oft mit zwei Stürmern. Es ist schon unser Ansatz, mit Flanken Druck zu erzeugen. Den beherzige ich. Davon hat auch Tony Modeste mit seiner enormen Kopfballstärke profitiert.

Klingt ziemlich bescheiden. Sind Sie mit sich gar nicht so zufrieden?

Doch, ich bin zufrieden mit meinen Leistungen und werde daran arbeiten, dass ich weiter viele Score-Punkte sammle. Ich bin fit, spiele viel und übernehme bei Elfmetern Verantwortung. Mittlerweile zähle ich zu den erfahrensten FC-Profis und sehe mich auch als Führungsspieler.

In der kommenden Woche werden Sie 30 Jahre alt. Fühlen Sie sich in der Form Ihres Fußballer-Lebens?

Ja, das ist die beste Phase meiner Karriere. Das hat natürlich auch damit zu tun, da wir als Mannschaft erfolgreich sind und mit diesem Trainerteam arbeiten.

Ihr Vertrag läuft bis 2024. Können Sie sich vorstellen, Ihre Karriere beim FC auch zu beenden, oder streben Sie eine neue Herausforderung an?

Das kann ich mir absolut vorstellen – auch wenn sich im Fußball vieles sehr schnell verändern kann. Ich bin glücklich, dass ich hier bin. Auch meine Familie fühlt sich in Köln richtig wohl, mein Sohn ist hier geboren. Der FC bedeutet mir viel, ich habe einiges miterlebt: 2. Bundesliga, Aufstieg, eine schwere Verletzung, Abstiegskampf, Relegation, Qualifikation für Europa: Das ist ganz schön viel für knapp vier Jahre. Der FC ist ein cooler Verein. Und wenn wir so erfolgreich sind wir jetzt, macht es noch mal mehr Spaß.

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Florian Kainz mit Kapitän Jonas Hector und Steffen Baumgart

Sie sprachen Ihre schwere Verletzung an: Nach der Knie-OP im Sommer 2020 waren Sie 203 Tage außen vor. Hatten Sie Angst um Ihre Karriere?

Das war eine ganz schwierige Zeit. Ich war davor richtig gut drauf. Aber ich war damals erst 27 Jahre alt, es war meine erste große Verletzung. Ich blieb positiv. Auch, weil die Reha in Köln gut verlief und ich in besten Händen war.

Die Belastung bis zur WM-Pause ist immens. Wie kommen Sie damit klar?

Sie ist hoch, aber wir haben hier eine gute Belastungssteuerung mit Regeneration und Rotation. Was die Laufleistungen angeht, zählen wir immer zu den besten Teams der Liga. Wir haben dennoch nahezu keine Muskelverletzungen. Daran zeigt sich, dass bei uns viel funktioniert.

Haben Sie überhaupt Lust, die WM in Katar groß zu verfolgen?

Nicht wirklich. Ich muss ehrlich sagen, dass ich nichts von der Winter-WM halte. Österreich hat sich auch nicht qualifiziert. Mein Interesse wird sich in engen Grenzen halten.

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Sie sind seit einem Jahr nicht mehr für Österreich berufen worden, weder von Ex-Trainer Franco Foda noch von Ralf Rangnick. Warum nicht?

Das weiß ich nicht. Es gab keine Gespräche – auch noch nicht mehr Herrn Rangnick. Deshalb kann ich wenig dazu sagen. Jeder kann das so bewerten, wie er will. Österreich hat viele gute Spieler.