AboAbonnieren

FC am Ende der TransferphaseFreude über Soldo, Andersson lehnte 20 Angebote ab

Lesezeit 5 Minuten
Soldo_GBH

Nikola Soldo am Freitag am Geißbockheim 

Köln – Um elf Uhr am Freitagvormittag war alles erledigt und Nikola Soldo Spieler des 1. FC Köln. Der Innenverteidiger unterschrieb einen Vertrag bis 2025 und soll nicht nur die aktuelle Personalnot in der Kölner Innenverteidigung lindern. Sondern auch langfristig eine Verstärkung sein.

Vor 21 Jahren kam Soldo in Stuttgart zur Welt, sein Vater Zvonimir spielte damals beim VfB und wechselte später als Trainer zum 1. FC Köln, 2009 war das, wenn auch nur für anderthalb Jahre. Nun ist die nächste Generation am Geißbockheim angelangt. „Ich freue mich sehr, dass der Wechsel zustande gekommen ist. Es war immer mein Ziel, einmal in Deutschland zu spielen, eine der größten Fußball-Ligen der Welt, wo mein Vater zehn Jahre gespielt hat. Er hat mir viel über den FC erzählt. Ich weiß, dass der 1. FC Köln ein Klub mit großer Tradition und sehr leidenschaftlichen Fans ist. Ich kann es kaum erwarten, ins Training einzusteigen und alle Trainer und Mitspieler kennenzulernen“, sagte der Defensivmann.

Thomas Kessler reiste nach Zagreb

Der Wechsel hatte sich ein wenig gezogen, da der Vertrag zwar noch vor Ende der Transferfrist am Donnerstag um 18 Uhr geschlossen worden war, aber mit der aufschiebenden Bedingung eines bestandenen Medizinchecks. Für die orthopädische Prüfung war Thomas Kessler mit FC-Arzt Peter Schäferhoff eigens nach Zagreb gereist. Den kardiologischen Teil der Untersuchung konnte Soldo erst am Freitagmorgen in Köln hinter sich bringen. Wenig später verkündeten der FC und Lokomotive Zagreb den Wechsel.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Er ist ein sehr spielstarker Innenverteidiger, der gut im Aufbau ist. Der das Spiel gut lesen kann, gut antizipiert und auch das Spiel eröffnen kann. Gegen den Ball hat er stärken am Mann, ein sehr solides Kopfballspiel“, beschrieb Christian Keller am Mittag. Allerdings skizzierte der Sportchef auch die Lernfelder des neuen Mannes. „Die kroatische Liga ist deutlich weniger intensiv. Weniger Sprints, weniger Tempoläufe. Er wird sich an die Intensität gewöhnen müssen.“ Insgesamt sind die Kölner glücklich mit ihrem Zugang. „Wir hatten auch persönlich einen sehr guten Eindruck von ihm. Er ist ein sehr aufgeräumter junger Mann, sehr freundlich. Ein Nebenkriterium war, dass er fließend Deutsch spricht. Das wird die Integration erleichtern“, erklärte Keller.

Die zunächst kolportierte Ablösesumme war offenbar fantasiert, „wir holen sicherlich nicht am Deadline-Day einen Spieler für 1,8 Millionen Euro“, erklärte Keller. Und selbstverständlich hatte auch Zvonimir Soldo eine Rolle gespielt beim Wechsel seines Sohnes. „Nikola hat gefragt, ob er seinen Vater mitbringen solle. Wir haben gesagt: Bring alle mit, auch die Mama, auch den Bruder. Die Mama war dann zwar nicht dabei, aber es ist immer besser, wenn sich die Familie untereinander austauschen kann. Es ist ein großer Schritt für ihn, da sollten alle überzeugt sein“, beschrieb Keller.

Dringend benötigte Alternative

Am Samstagmorgen wird Soldo am Geißbockheim trainieren, anschließend reist er seinen neuen Kollegen nach Wolfsburg nach, um das Spiel im Stadion zu verfolgen – noch von der Tribüne aus. Allzu lange soll die Eingliederung in den Spieltagskader jedoch nicht mehr dauern, bekräftigt Keller. „Er wird das Niveau schnell haben müssen, denn Luca Kilian und Timo Hübers können nicht 17 Spiele in zweieinhalb Monaten machen.“

Sebastian Andersson (31) dagegen wird den Kölnern vorerst nicht mehr zur Verfügung stellen. Der Schwede spielte in der Kölner Saisonplanung zunächst keine Rolle mehr, hatte sich zuletzt aber über Trainingsleistungen empfohlen. Nun aber traf der Schwede eine überraschende Entscheidung – und ließ sich am Freitag in Kopenhagen am Knie operieren.

Zweieinhalb Jahre lang habe Andersson einen Riss im Meniskus durch die Karriere geschleppt, der ihm immer wieder Probleme bereitet habe. Nun entschied er sich zur Operation, die ihn den Rest der Hinrunde kosten wird.

Für die Kölner ist das ärgerlich, denn in den vergangenen Tagen erreichten zahlreiche Angebote das Geißbockheim, darunter durchaus lukrative – und zwar für Spieler wie abgebenden Verein. Offenbar gab es sogar Klubs, die Andersson die Operation in der WM-Pause hätten vornehmen lassen. Doch Andersson wollte nicht – und der 1. FC Köln hatte keine Handhabe: „Es ist eine medizinische Indikation, da können wir einem Arbeitnehmer nicht vorschreiben, krank zu arbeiten“, sagte Keller.

Andersson_Baumgart

Sebastian Andersson mit Steffen Baumgart 

Mit dem Hinweis auf das Alter der Verletzung stellte Keller klar, dass der 1. FC Köln im Sommer 2020 einen vorgeschädigten Spieler verpflichtete und mit einem hochdotierten Dreijahresvertrag ausstattete – nachdem man mehr als sechs Millionen Euro Ablöse an Union Berlin bezahlt hatte. Gleich in seiner ersten Trainingswoche in Köln war der Schwede in einen Trainingsunfall mit Salih Özcan verwickelt, das Knie war damit offenbar endgültig ruiniert, obgleich Andersson zuletzt mehr oder weniger schmerzfrei trainieren konnte.

Für Keller und die Kölner Kasse ist der Ärger groß, doch der Sportchef wollte nicht klagen. „Sebastian hat hier einen Arbeitsvertrag. Ich werde hier niemals einen Spieler rausmobben, der sich korrekt verhält. Das mag kurzfristig helfen, langfristig bringt es aber nichts. Das holt dich ein, denn die anderen Jungs bekommen das auch mit.“

VfL Wolfsburg: Casteels - Baku, Lacroix, van de Ven, Paulo Otavio - Guilavogui, Arnold - Marmoush, Kruse, Kaminski - L. Nmecha; 1. FC Köln: Schwäbe - Schindler, Kilian, Hübers, Hector – Skhiri - Thielmann, Ljubicic, Kainz – Adamyan, Tigges.