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Nach VerletzungenDer 1. FC Köln sucht seine Chance auf dem Transfermarkt

Lesezeit 4 Minuten
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Steffen Baumgart kümmert sich um den verletzten Benno Schmitz. 

Köln – Das Bulletin aus dem Lazarett des 1. FC Köln am Montag fiel ernüchternd aus: Mehrere Profis werden Trainer Steffen Baumgart vorerst fehlen. Benno Schmitz und Jeff Chabot erlitten beim 0:0 am Sonntag gegen den VfB Stuttgart jeweils Verletzungen im Sprunggelenk. Chabot wurde bereits am Montagmorgen operiert, bei Schmitz entschieden sich die Ärzte für eine konservative Behandlung. Bei Mittelfeldspieler Eric Martel wurde zudem ein Mittelhandbruch diagnostiziert. Ob der 20-Jährige operiert wird, ließen die Ärzte am Montag zunächst offen.

Besser erging es Timo Hübers: Stuttgarts Luca Pfeiffer hatte den Kölner Abwehrchef brutal auf den Knöchel getreten und dafür die Rote Karte gesehen. „Ich habe Riesenglück gehabt, das war schon fies. Für mich war es ein bisschen emotional, weil ich schon mehrere Verletzungen hatte. Deswegen war ich nicht so begeistert“, beschrieb der Kölner Abwehrchef, der in seiner Karriere bereits zwei Kreuzbandrisse zu überstehen hatte.

Keller muss umdenken

Christian Keller hatte vor der Partie am Sonntag angedeutet, keine Transfers mehr zu tätigen. Mit den Verletzungen sei jedoch eine neue Situation entstanden: „Wir werden den Transfermarkt in den nächsten Tagen sondieren und schauen, ob wir uns in der Defensive noch einmal sinnvoll verstärken werden“, teilte der Sportchef am Montag mit. Für die Position des linken Innenverteidigers steht Kristian Pedersen bereit, der allerdings als Linksverteidiger stärker ist. Ein weiterer Innenverteidiger ist Bright Arrey-Mbi (19), die Leihgabe aus München konnte die Kölner allerdings bislang nicht nachhaltig überzeugen.

Hinten rechts wird es nun kritisch, da neben Benno Schmitz nur noch Kingsley Schindler zur Verfügung steht und Kingsley Ehizibue zuletzt mehrfach seinen Wechselwillen hinterlegt hat und vor dem Abschied nach Italien steht.

Ehizibue stand in Köln ohnehin nicht mehr allzu hoch im Kurs. Der 27-Jährige kam zwar immer wieder zum Einsatz, zuletzt in der Conference League in Fehérvár. Doch gilt er als viel zu teuer für einen Ersatz-Rechtsverteidiger mit limitierten Fähigkeiten. Sein auslaufender Vertrag wäre ohnehin kaum verlängert worden, daran ändert auch Schmitz’ Verletzung nichts. Daher darf er nach wie vor gehen.

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Schindler dürfte kaum als Ersatz eingeplant sein, zumal er zuletzt eher rechts offensiv eingesetzt wurde als in der Abwehrkette. Bedarf bestand auf der rechten Abwehrseite also ohnehin, nun sind die Kölner möglicherweise gezwungen, einen Transfer vorzuziehen, den sie erst im kommenden Jahr geplant hatten. Christian Keller wird versuchen, einen Rechtsverteidiger zu finden, der auch als rechter Innenverteidiger auflaufen kann. Das dürfte so kurz vor Ende der Transferphase am 1. September jedoch nicht einfach werden. Die Lage ist schwierig.

Keine Anpassung im Angriff

Im Angriff werden die Kölner keine Anpassung mehr vornehmen. Er vertraue seinem Kader, sagte Steffen Baumgart am Sonntag. Gegen den VfB offenbarte der FC jedoch an beiden Enden seines Spiels Defizite: Weil vorn die Präzision fehlte und zu viele Bälle verloren gingen, trat hinten die Kölner Konteranfälligkeit zutage. Marvin Schwäbe rettete seine Mannschaft wieder einmal mehrfach vor einem Rückstand. „Wir können uns bei Marvin bedanken, hatten riesiges Glück. Der Punkt ist okay“, resümierte Timo Hübers, der angesichts einer halben Stunde in Überzahl aber auch konstatierte: „Wir haben ein bisschen zu wenig daraus gemacht. Ich kann aber nicht aus dem Stehgreif sagen, warum wir nicht über die letzte Linie gekommen sind.“

In der Schlussphase versuchten es die Kölner mit Flügelspiel und kamen auch in gute Positionen für ihre Flanken. Doch fehlten Glück und Präzision – und ein kopfballstarker Abnehmer im Zentrum. Wegen der Verletzungen hatte Baumgart seine Wechselmöglichkeiten früh aufgebraucht und konnte Steffen Tigges (24) nicht mehr bringen. So bleibt der Zugang aus Dortmund in dieser Saison bei nur 55 Einsatzminuten. Nach seiner schweren Fußverletzung im vergangenen Jahr ist der 1,93 Meter große Mittelstürmer noch immer vor allem Hoffnungsträger, obgleich ihn die FC-Verantwortlichen gern bereits dauerhaft auf dem Platz hätten. Dasselbe gilt für Sargis Adamyan, der wegen seines Engagements für die armenische Nationalmannschaft entscheidende Teile der Sommervorbereitung verpasste und nun versucht, bei laufendem Spielbetrieb in Form zu kommen. Der 29-Jährige zeigte zuletzt Ansätze seines fußballerischen Könnens. Mit dem Zweiersturm Adamyan/Tigges, Mark Uth dahinter sowie Kainz und Thielmann auf den Flügel sehen sich die Kölner grundsätzlich gut aufgestellt. Doch weil zur Formschwäche der Stürmer noch Uths Verletzung gekommen ist und der zuletzt hervorragende Florian Kainz am Sonntag nach Schonung verlangte, fiel die Offensive gegen Stuttgart dürftig aus, zumal Ondrej Duda offenbar nicht in der Lage ist, der Spieler zu sein, der er in Steffen Baumgarts Fußball sein muss, wenn er spielen will.

Das Spiel funktioniert

Die Kölner Spielweise ist nach wie vor intakt. Der Siebte der Vorsaison hat bislang die meisten erfolgreichen Pressing-Situationen der Liga, keine Mannschaft attackiert den Gegner so oft in dessen Hälfte wie der FC. Allerdings hat Baumgarts Mannschaft die drittschlechteste Schussbilanz der Liga, nur 29 Prozent der Kölner Abschlüsse gehen aufs Tor. Der Aufwand des Kölner Spiels ist nach wie vor enorm, auch die Laufleistungen stimmen. Allerdings sagte Baumgart am Sonntag, dass „die Qualität“ in manchen Situationen fehle: „So gut sind wir noch nicht.“