Köln – Spiel gedreht, Comeback-Sieg gefeiert und die internationalen Plätze weiter im Blick: Der 1. FC Köln bezwang am Samstagnachmittag nach einem 0:2-Rückstand den FSV Mainz noch mit 3:2. Matchwinner mit seinem Tor in der 82. Minute war der Ex-Mainzer Luca Kilian, den Trainer Steffen Baumgart mit einem Augenzwinkern jüngst als „Holzfuß“ titulierte.
Das Wichtigste zuerstNach dem Abpfiff stand Müngersdorf Kopf. Die FC-Fans feierten eine beeindruckende Aufholjagd ihrer Mannschaft. Und die Kölner Anhänger, unter ihnen erstmals seit über zwei Jahren auch wieder die aktive Fanszene, stimmten sich mit Gesängen schon mal auf das Derby am kommenden Samstag bei Borussia Mönchengladbach ein. Der 1. FC Köln hatte gegen Mainz große Moral und sein Trainer ein goldenes Händchen bewiesen. Nach einem 0:2-Rückstand wechselte Steffen Baumgart nach knapp einer Stunde gleich dreifach und den Sieg ein. Denn die ins Spiel gekommenen Salih Özcan, Dejan Ljubicic und Louis Schaub wurden noch zum entscheidenden Faktor. Mit nunmehr 43 Punkten nach 29 Spieltagen hat der FC nicht nur eine starke Bilanz vorzuweisen, die ihm nach den zwei vergangenen Zitter-Spielzeiten wohl nur Berufsoptimisten zugetraut hätten. Vielmehr haben die Kölner weiterhin Europa im Blick und Konkurrent Mainz vorerst abgeschüttelt.
Die ToreNach einem Ballverlust von Ondrej Duda und einem ungenügenden Abwehrverhalten von Jeff Chabot gingen die Mainzer in der 14. Minute durch Jonathan Burkardt in Führung, dessen Schuss Luca Kilian unhaltbar für Torwart Marvin Schwäbe ins eigene Tor abfälschte. Nach 55 Minuten erhöhten die Gäste auf 2:0: Karim Onisiwo wurde steil geschickt und traf aus spitzem Winkel zum 2:0. Nach einem Eckball von Mark Uth kam der FC in der 60. Minute zum Anschlusstor. Anthony Modeste verlängerte den Ball per Kopf ins Zentrum zu Ellyes Skhiri, der zum 1:2 einnickte. In der 78. Minute leitete Mark Uth nach einem Kölner Angriff das Leder geistesgegenwärtig zum eingewechselten Dejan Ljubicic weiter, der mit einem knallharten Schuss aus spitzem Winkel zum Ausgleich traf. Erneut nach einer Ecke von Uth fiel in der 83. Minute das Kölner Siegtor: Salih Özcan schraubte sich hoch und köpfte den Ball in Richtung linkes Toreck. Der Mainzer Keeper Robin Zentner parierte noch, doch Luca Kilian war zur Stelle und traf aus kurzer Distanz zum 3:2.
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Das war gutDie Moral der Kölner Mannschaft. Und der perfekte Dreifach-Wechsel von Steffen Baumgart, der mit seinem Umstellungen das Signal zur Kölner Aufholjagd gab. Ein optischer Hingucker war auch die bunte Choreographie der aktiven Fanszene zum Anpfiff, der ersten seit rund sechs Jahren wieder.
Das war schlecht
Bei allem Jubel zum Ende des Spiels: Fast eine Stunde lang präsentierte sich der FC wahrlich von keiner guten Seite und im Offensivspiel äußerst harm- und einfallslos. Die Probleme waren ja nicht neu, elf Treffer hatte das Team zuvor in den elf Spielen der Rückrunde erst erzielt. Doch am Samstag wollte über eine lange Zeit im Spiel nach vorne fast gar nichts gelingen. Zu umständlich, ideenlos und wenig durchdacht agierten die Hausherren. Die Offensivakteure Ondrej Duda und Florian Kainz waren überhaupt nicht im Spiel. Zudem machte sich auch das Fehlen des gesperrten Abwehrchefs Timo Hübers bemerkbar, sein Vertreter Jeff Chabot konnte ihn nicht ersetzen und sah mehrfach nicht gut aus.
Spieler des SpielsMark Uth. Zwar traf der Kölner nicht selbst, doch an allen drei FC-Treffern war der Offensivspieler beteiligt. In der ersten Halbzeit hatte Uth noch viel gehadert, doch er ließ sich nicht entmutigen und drehte nach der Pause auf.
Moment des SpielsDie 58. Minute, als Steffen Baumgart gleich dreifach wechselte. Der Kölner Trainer brachte für Duda, Kainz und Linksverteidiger Jannes Horn nach knapp einer Stunde Salih Özcan, Dejan Ljubicic und Louis Schaub. Die hatten entscheidenden Anteil an der Wende. Nicht einmal zwei Minuten nach den Wechseln fiel das Anschlusstor. Es war das Signal zur Aufholjagd. Und es brachte den Kölner den Glauben zurück. Den Glauben, dieses Spiel gegen abbauende Mainzer, die ihr drittes Auswärtsspiel innerhalb einer Woche absolvierten, noch drehen und gewinnen zu können.
Das sagen die TrainerSteffen Baumgart (1. FC Köln):„Die ersten 60 Minuten waren wir nicht gut im Spiel. Wir haben viele Fehler im Aufbauspiel gemacht. Mit dem Tor und den Wechseln kommen wir gut zurück. Es war wichtig, dass die Jungs weitergemacht haben. Nicht die bessere Mannschaft hat gewonnen, sondern die, die das eine Tor mehr geschossen hat. Wir freuen uns über den Sieg. Wir dürfen aber nicht die Augen verschließen vor den Fehlern, die wir gemacht haben. Wir müssen daran arbeiten, dass wir es besser machen. Salih Özcan war ein großer Faktor und ist derzeit für uns nicht zu ersetzen. Luca Kilian bleibt ein Holzfuß (lacht). Ich schulde der ganzen Mannschaft jetzt ein Essen, das hat er mit dem Siegtor jetzt geschafft.“
Bo Svensson (FSV Mainz 05)„Es ist sehr bitter für uns. Wir hatten das Spiel in der ersten Stunde gut im Griff. Nach dem dreifachen Wechsel haben wir schlecht verteidigt und den Gegner wieder ins Spiel gelassen. Dann war das Stadion wieder dabei, und es war schwierig für uns. Insgesamt wäre in der Woche mehr möglich gewesen.“
Das sagen wirAls der 1. FC Köln mit 0:2 in Rückstand geriet und wirklich nicht gut spielte, drohte dem Baumgart-Team ein Austrudeln der Saison. Das wäre zwar nicht weiter schlimm gewesen, denn auch 40 Punkte waren zuvor schon eine Ausbeute, die kaum jemand dem Bundesligisten nach 29 Spieltagen zugetraut hätte. Doch dass dieser 1. FC Köln nicht mehr mit der Mannschaft der Vorjahre zu vergleichen ist und andere Ambitionen hat, das zeigte sich nach rund einer Stunde. Das Team zeigte große Moral und Mentalität. Und es zeigte sich, dass der FC einen breiteren und besser besetzten Kader hat als in den Jahren zuvor. Denn Steffen Baumgart war mit einem Dreifach-Wechsel in der Lage, dem Spiel seiner Mannschaft von der Bank aus noch einmal den entscheidenden Impuls geben zu können. Fünf Spieltage vor Saisonende können die Kölner eine starke Saison nun noch krönen. Sie sind bereits seit geraumer Zeit aller Abstiegssorgen ledig und dürfen vielmehr Europa im Blick haben. Das Restprogramm (in Gladbach, gegen Bielefeld, in Augsburg, gegen Wolfsburg, in Stuttgart) ist auf den ersten Blick nicht das schwerste, auf jeden Fall lässt es Raum für Träumereien. Dem FC ist absolut zuzutrauen, dass er sich für das internationale Geschäft qualifiziert. Doch dafür muss auch vieles passen. Die Kölner müssen auf jeden Fall ihr Gesicht aus der letzten halben Stunde des Mainz-Spiels zeigen. Und nicht das aus den ersten 60 Minuten. Doch am Ende des Samstags überwog die Freude über die nächsten drei Punkte, die dafür sorgen sollten, dass der FC mit einer breiten Brust ins Duell beim Erzrivalen gehen kann.