Köln – Nach über zwei Jahren Abstinenz und dem Wegfall der Restriktionen ist die aktive Fanszene des 1. FC Köln beim Heimsieg gegen den FSV Mainz 05 (3:2) ins Rhein-Energie-Stadion zurückgekehrt. Und wie: Mit ihrer Choreographie auf der Südtribüne, der ersten seit Jahren, sorgte sie nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch bei allen FC-Protagonisten für Gänsehaut-Momente.
„Heute mit allen meinen Freunden feiern, bis es kein Morgen gibt“ und „Steh ich beim FC in der Kurve. Der FC ist das Einzige, was zählt“ stand auf riesigen Bannern. „Jetzt habe ich wirklich gesehen, was Köln ist. Wie der Verein tickt. „Das ist Wahnsinn. Wie die Fans uns immer nach vorne gepeitscht haben, unglaublich“, sagte der Österreicher Dejan Ljubicic, der nach seiner Einwechslung zum 2:2 getroffen hatte, zur einzigartigen Stimmung im Rhein-Energie-Stadion. Und Siegtorschütze Luca Kilian befand: „Bei der Choreo hatte ich Gänsehaut. Als wir auf den Platz gelaufen sind, hat sich an meinem Körper alles zu Berge gestellt.“
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Trainer Steffen Baumgart wich am Spieltag sogar von seinem eigenen Ablaufplan ab. In der Regel kommt er als letzter Kölner aus der Kabine, diesmal war er der erste. Der Coach wollte sehen und genießen, was die Fans inszenierten. Schon in den vergangenen Wochen hatte Baumgart die Rückkehr der aktiven Fanszene herbeigesehnt, jetzt wurde er nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil: „Es hat sich gelohnt, dass ich mir das angeguckt habe. Wenn die Jungs nach zwei Jahren wieder im Stadion sind und man dann so ein Spiel hat, kann man nicht mehr wollen. Der Rahmen hat absolut gepasst“, sagte Baumgart.
Bei aller Freude über die Stimmung, wissen die Kölner Verantwortlichen natürlich auch, dass dem Klub für das massive Abbrennen von Pyrotechnik auf der Südtribüne nicht nur eine DFB-Strafe droht, sondern eine Geldstrafe die Folge sein wird. Auf das Thema Pyrotechnik ging der Verein nicht explizit ein, dennoch wird mit den Ultras darüber diskutiert werden müssen, wie FC-Vizepräsident Carsten Wettich in einer Stellungnahme andeutete: „Wir freuen uns sehr über die Rückkehr der aktiven Fanszene ins Rhein-Energie-Stadion. Die Choreo und die bedingungslose Unterstützung haben unser Team gepusht und zu einem besonderen Fußballnachmittag in Müngersdorf beigetragen. Wir möchten den Dialog zu allen Fanthemen rund um den FC, nach zwei Jahren mit großen Einschränkungen während der Corona-Pandemie, gerne wieder intensivieren." Und in diesem Dialog wird auch der Einsatz von Pyrotechnik zur Sprache kommen.
Der aktuelle Vorstand hatte Anfang 2020 mit der Abschaffung der so genannten „Choreo-Klausel“ erst dafür gesorgt, dass die Ultras überhaupt wieder derartige Inszenierungen in Erwägung ziehen und umsetzen. Die Regel besagte, dass der Anmelder die Verantwortung für jegliche Verstöße während einer Choreographie übernehmen muss. Deshalb hatte die aktive Fanszene auch im März 2020 ebenfalls im Heimspiel gegen Mainz eine Choreo geplant, doch die Pandemie machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Zwei Jahre später sorgte die Choreo dann mit Verspätung für große Emotionen. Und der Sieg mit den Fans im Rücken für Träume. Wie bei Mark Uth: „Wir sind sehr, sehr nah dran an Europa“, sagte der Offensivspieler der Sportschau. „Wir wollen die Spiele gewinnen. Ich will jetzt nichts ausrufen, ansonsten bekomme ich wieder die Breitseite vom Trainer. Aber wir träumen alle davon. Ich will unfassbar gerne nach Europa.“