Am Samstagnachmittag spielt der 1. FC Köln zum Debüt des neuen Cheftrainers Timo Schultz im Rhein-Energie-Stadion gegen Aufsteiger Heidenheim.
Emotionale Momente im GrüngürtelMehr als 1000 Fans beim Abschlusstraining des 1. FC Köln
Timo Schultz hat rechtzeitig zum ersten Pflichtspiel als Trainer des 1. FC Köln die Wucht seines neuen Vereins erlebt. Am Freitagnachmittag besuchten mehr als 1000 Fans der Kölner das Abschlusstraining im bitterkalten Franz-Kremer-Stadion, um der Mannschaft Schwung zu geben für das Heimspiel am Samstag gegen den 1. FC Heidenheim und die anstehenden Aufgaben der kommenden Wochen.
Zur Mitte der Einheit marschierten die Fans ins Stadion ein, sammelten sich auf der Haupttribüne und begleiteten das Training mit Gesängen und Sprechchören. Bengalische Feuer erleuchteten die Szenerie. „Geil, die können gerne immer kommen“, sagte Trainer Timo Schultz nach der Ansprache eines Fan-Vertreters.
Fans beschwören den Zusammenhalt
Der hatte die Mannschaft beschworen, sich nicht ablenken zu lassen. Der 1. FC Köln werde im neuen Fußballjahr trotz der zu erwartenden Rückschläge „doppelt und dreifach“ zurückschlagen. Die Fans stünden als Einheit hinter den Spielern, die sich nicht beirren lassen sollten von der öffentlichen Meinung. Es gelte, gemeinsam den Abstiegskampf anzunehmen, riefen die Fans der Mannschaft zu, schon am Samstag werde „ganz Deutschland“ erleben, zu was der 1. FC Köln in der Lage ist, wenn alle zusammenhielten.
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Der neue Trainer hatte noch am Donnerstag von seiner Vorfreude auf den Samstagnachmittag in Müngersdorf berichtet und an die „Bombenstimmung“ erinnert, die er bereits als Profi in Diensten des FC St. Pauli stets in Köln genossen habe. „Es war genau das richtige Zeichen. Motivierend und aufbauend“, kommentierte Schultz. Die Botschaft sei angekommen: „Es geht nur über den Zusammenhalt“, sagte der 46-Jährige.
Ein wenig untergegangen war, dass Mittelfeldspieler Luca Waldschmidt während der Einheit mit einem Golfwagen zu den Kabinen gefahren worden war. Ein Ausfall des Offensivspielers wöge schwer, schließlich wird Regisseur Mark Uth den Kölnern nach einer Verletzung aus dem Test gegen Rot-Weiss Essen (4:4) noch mehrere Wochen fehlen. Doch Schultz gab vorsichtig Entwarnung. Er habe zwar noch keine genaueren Informationen, jedoch den Eindruck, Waldschmidt habe nur einen Schlag abbekommen, ohne sich ernster verletzt zu haben.
Eine gute Nachricht also vor der Partie gegen den Aufsteiger, der in den ersten 16 Saisonspielen bereits 20 Punkte und damit doppelt so viele wie der 1. FC Köln gesammelt hat. Die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt (49) steht relativ ungefährdet auf dem neunten Tabellenplatz, doch für die Kölner geht es längst nicht mehr darum, die Gegner in Kategorien einzuteilen. Die Mannschaft steht vor 18 Endspielen, um am 18. Mai die Rettung feiern zu können. Ob der Kontrahent da aus der oberen oder unteren Tabellenhälfte stammt, spielt im Abstiegskampf eine nachgeordnete Rolle.
Thomas Kessler hofft, dass der Trainerwechsel die Stimmung aufgehellt hat. „Die Spieler hatten in der kurzen Winterpause etwas Zeit, ein paar Dinge revuepassieren zu lassen. Ich habe eine große Unzufriedenheit im Kader gespürt, was klar war nach zehn Punkten und zehn Toren aus 16 Spielen. Da können ein paar Tage auf der Couch helfen“, beschrieb der Leiter Lizenzspielbetrieb beim FC. Er habe in seiner Zeit als Profi die Erfahrung gemacht, dass ein Trainerwechsel einen Impuls geben könne, um die Stimmung zu verändern. Da genüge bereits die reine Veränderung. Timo Schultz habe in seinen ersten Tagen als Cheftrainer am Geißbockheim viele Einzelgespräche mit Spielern geführt, der Einfluss auf die Mannschaft sei bereits merkbar: „Ich sehe bei den Jungs das Funkeln in den Augen“, beschrieb Kessler.
Tatsächlich war in den Wochen vor der Trennung von Trainer Steffen Baumgart aus dem Geißbockheim zu hören, der Trainer sei in eine Negativspirale geraten und habe Schwierigkeiten, das Positive in den Auftritten seiner Mannschaft zu betonen. Geschäftsführer Christian Keller hatte am Mittwoch anlässlich des Mitgliederstammtischs im Ossendorfer Coloneum die Veränderungen in Baumgarts Verhalten beschrieben. Der Coach habe die Ansprache verändert, die Aufstellung, die Formation. Daraufhin habe er den Trainer gefragt, ob er noch überzeugt sei davon, den Weg mit der Kölner Mannschaft fortsetzen zu wollen. Nach der Niederlage bei Union Berlin hatte Baumgart seinem Chef dann mitgeteilt, dass es vorbei sei.
Der Trainerwechsel zum neuen Jahr bedeutet für die Kölner Mannschaft also vor allem in emotionaler Hinsicht einen Neubeginn. Körperlich sei er überzeugt von seinen Spielern, „die Mannschaft ist komplett intakt. Sie lebt, sie ist fit“, beschrieb Schultz: „Vielleicht können wir den einen oder anderen Spieler im Kopf besser erreichen, damit er aus dem Formtief kommt. Aber wenn ich sehe, wie die Jungs sich jeden Tag im Training präsentieren, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir hier auch Ergebnisse präsentieren.“
Thomas Kessler unterstützte das. „Der Fokus ist da, in den kommenden Monaten etwas erreichen zu können“, beschrieb der frühere Torwart. Die Überzeugung ist offenbar wieder sichtbar am Geißbockheim, und tatsächlich ging es auf dem Rasen deutlich lauter und gelöster zu. Der Trainingsbesuch der Fans am Freitag mit dem Treuebekenntnis der aktiven Szene dürfte diese jüngsten Entwicklungen noch verstärkt haben.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Köln: Schwäbe – Carstensen, Hübers, Chabot, Finkgräfe – Martel – Maina, Waldschmidt, Kainz – Thielmann, Selke; Heidenheim: Müller - Busch, Mainka, Gimber, Föhrenbach - Maloney - Dinkci, Pieringer, Beck, Beste – Kleindienst; Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin).