Der Österreicher soll am Mittwoch vorgestellt werden – rechtzeitig vor dem Mitgliederstammtisch im Coloneum.
Favorit aus Österreich1. FC Köln offenbar einig mit neuem Trainer – Vorstellung am Mittwoch
Das Profil, mit dem der 1. FC Köln in den vergangenen Wochen nach einem neuen Trainer gesucht hat, galt bereits im vergangenen Winter: Man fahnde nach einem Mann, der die Kölner Spielidee nicht verändern, sondern vielmehr stärken und stabilisieren soll, erklärte Christian Keller, nachdem sich der Klub im Dezember von Steffen Baumgart getrennt hatte.
Keller hat für den 1. FC Köln eine Spielweise festgelegt, die im gesamten Leistungsbereich spätestens von der U17 an gespielt werden soll. Ein Effekt dieser Maßnahme ist, dass Nachwuchsspielern leichter in den Trainings- und Spielbetrieb der Profis eingebaut werden können. Schließlich kennen sie dann bereits den Spielstil sowie die dazugehörigen Trainingsinhalte.
Die Spielidee wird künftig nicht der Trainer mitbringen, sondern seitens des Vereins vorgegeben sein. Das soll den FC unter anderem davor schützen, dass wie in der Vergangenheit wechselnde Coaches jeweils den Kader nach ihren Vorstellungen umgestalten und damit neben allerlei Unruhe vor allem für finanzielle Verheerungen sorgen. Und zwar zweimal: Bei ihrer Ankunft ebenso wie zum Zeitpunkt ihres Abschieds, wenn der nächste kommt, der mit den Spielern nichts mehr anzufangen weiß, weil er eine andere Ausrichtung bevorzugt.
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Kellers Vorstellungen vom modernen, attraktiven und erfolgreichen Fußball decken sich in großen Teilen mit dem, was unter Steffen Baumgart in dessen ersten beiden Kölner Jahren gespielt wurde. Das war ein Zufall, schließlich kam Keller erst nach Köln, als Baumgart längst am Geißbockheim wirkte.
Es geht vor allem um grundsätzliche Prinzipien, also etwa darum, auf welcher Höhe des Spielfeldes sich die erste Pressinglinie befinden soll und wie nach Ballgewinnen reagiert wird. Die Niederschrift dieser Grundsätze füllt keine Enzyklopädie. Ist aber verbindlich auch für die tägliche Arbeit. Schließlich müssen die Inhalte, die man im Spiel sehen will, im Training erarbeitet werden.
Scoutingsysteme springen an
Nun ist durchaus messbar, wo eine Mannschaft zum Beispiel ihre entscheidenden Ballgewinne hat, die datenbasierte Suche nach Fußballtrainern ist internationaler Standard. Es war also keine Überraschung, dass der 1. FC Köln auf Gerhard Struber kam, den 47-jährigen Österreicher, der aus jenem Universum stammt, in dem Christian Kellers präferierter Fußball seit Jahren gelehrt und umgesetzt wird: Der Kölner Sportchef sprach selbst neulich vom „Red-Bull-Fußball“, und in der Akademie des Salzburger Sportgiganten begann im Jahr 2007 Strubers Trainerkarriere.
Strubers Jahre in der Jugendabteilung dürften Keller zu der Überzeugung gebracht haben, dass der Trainer auch das zweite entscheidende Merkmal auf der Kölner Liste erfüllt: Der FC will einen Cheftrainer, der in Strukturen arbeitet, die den Übergang aus dem Jugend- in den Erwachsenenbereich so einfach wie möglich gestalten.
Auch da gibt es Daten: In der vergangenen Saison trainierte Struber Österreichs Serienmeister Red Bull Salzburg. Zwar wurde er nach zwei sieglosen Spielen kurz vor Ende der Saison freigestellt. Allerdings war Salzburg damals Tabellenführer. Die Mannschaft spielte mit einem Durchschnittsalter von 22,1 Jahren und stellte damit die mit Abstand jüngste Formation der Liga. Allerdings ist Salzburg auch als Kaderschmiede bekannt, ein geringer Altersschnitt gehört bei Red Bull zum Markenkern.
Struber ließ aber auch schon unter ganz anderen Bedingungen die Jugend ran: Im Herbst 2019 heuerte ihn der FC Barnsley in der englischen Championship an, Zweite Liga. Struber übernahm auf dem letzten Tabellenplatz und schaffte noch den Klassenerhalt. Mit einer Mannschaft, die im Schnitt 22,6 Jahre alt war – das jüngste Team der Liga. Auch Strubers Punkteschnitt war beachtlich. In 34 Partien fuhr er 41 Zähler ein, mit dieser Bilanz wäre der 1. FC Köln in der vergangenen Saison Zehnter geworden.
Jahre vor seinem Engagement in Barnsley trainierte Struber das Red-Bull-Farmteam FC Liefering in der zweiten österreichischen Liga, auch dort spielte er mit einer jungen Mannschaft den Pressingfußball des RB-Kosmos. Schon damals meldeten die Scoutingsysteme des FC Barnsley, dass da einer war, mit dem man sich beschäftigen sollte. Anderthalb Jahre später kauften ihn die Briten aus seinem Vertrag beim Wolfsberger AC, mit dem Struber unter anderem in der Europa League ein sensationelles 4:0 bei Borussia Mönchengladbach gelungen war, was Strubers Zustimmungswerte in Köln erhöhen dürfte – trotz seiner Vergangenheit bei Red-Bull.
Am Mittwoch soll Strubers Verpflichtung offiziell verkündet werden und damit rechtzeitig vor dem Mitgliederstammtisch, den der 1. FC Köln am Abend im Coloneum in Ossendorf abhält. 1970 Mitglieder waren am Dienstagnachmittag angemeldet. Der Abschluss der Trainersuche wird Sportchef Christian Keller ein Argument liefern, um besser durch den Abend zu kommen.