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Prestin will Vorstand stürzenEine Weltmeisterin und viel FC-Prominenz für das „Team Zukunft“

Lesezeit 5 Minuten
Das Team „FC-Zukunft“ mit Dieter Prestin, Stefan Jung und Sonja Fuss (v.l.)

Das Team „FC-Zukunft“ mit Dieter Prestin, Stefan Jung und Sonja Fuss (v.l.)

Dieter Prestin präsentiert sein Team, mit dem er den Vorstand des 1. FC Köln stürzen will – Peter Neururer als Berater

In den vergangenen Wochen ist aus dem „Team Prestin“, als das die Opposition um Doublesieger Dieter Prestin Anfang des Jahres gestartet war, das Team „FC-Zukunft“ geworden. Man wollte nicht alles auf Prestin fokussieren; schließlich steht der zwar zur Verfügung, um in einem Vorstand des 1. FC Köln das Ressort Sport zu verantworten. Doch für ein Präsidium braucht es drei Kandidaten.

Am Montag stellte Prestins Initiative im „Hotel Lindner“ in der Kölner Innenstadt daher Personal und Konzept vor, mit dem man die Mitglieder des 1. FC Köln überzeugen will, eine außerordentliche Versammlung einzuberufen und den amtierenden Vorstand abzuwählen. Und tatsächlich gelang Prestin ein Coup: Sonja Fuss, zweimalige Weltmeisterin und ehemalige Profispielerin beim 1. FC Köln, ist bereit, sich seinem Vorstandsteam anzuschließen. „Ich sitze hier, weil ich überzeugt bin, dass wir überzeugen können“, sagte Fuss: „Ich kenne Dieter schon sehr lange. Seine Art zu netzwerken hat mich beeindruckt.“

Weltmeisterin Sonja Fuss und Stefan Jung wollen sich im Vorstand des 1. FC Köln engagieren.

Weltmeisterin Sonja Fuss und Stefan Jung wollen sich im Vorstand des 1. FC Köln engagieren.

Prestin freute sich über die Frau im Vorstandsteam: „Sonja hat überragende Kompetenzen. Als sie dazukam, gab es noch mal Veränderungen am Konzept, auf die wir als Männer gar nicht gekommen waren.“ Fuss, wie Prestin Doublesiegerin, wenn auch nicht mit dem 1. FC Köln, gab sich kämpferisch. „Für mich fühlt es sich an, als wären wir zu Boden gegangen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit uns wieder nach oben kommen.“

Angesichts ihrer Vita voller Titel wäre Fuss eine gute Kandidatin gewesen, um die Aufmerksamkeit weg von Prestin zu lenken und hin zu den Inhalten, und tatsächlich präsentierte sie einige interessante Ansätze. Doch in der sechsten Minute der Pressekonferenz hatte ein weiteres Mitglied des Teams „FC-Zukunft“ den Raum betreten: Leicht verspätet, aber leibhaftig: Peter Neururer, der in der Phase seiner kurzfristigen Bundesliga-Engagements in den Achtzigern und Neunzigern einst auch in Köln Station gemacht hatte. 26 Jahre ist das her.

Und so wurde Neururer nach vorn gebeten. „Ich war von Kindesbeinen an kein Schalker oder Bochumer, sondern der größte FC-Fan, den man sich vorstellen konnte“, hob der 69-Jährige an. Prestin habe ihn angerufen und ihm Fragen zum 1. FC Köln gestellt. „Ich glaube, dass ich dem Verein mit meinen Kenntnissen und Netzwerken helfen kann“, erklärte Neururer. Der 1. FC Köln habe unter Steffen Baumgart erfolgreich und attraktiv gespielt, doch habe es keine Langfristigkeit gegeben. Es müsse ein Konzept her, daher empfehle er, künftig von den U17-Junioren bis zu den Profis ein Leitbild zu entwickeln, nach dem gespielt werde, „wie bei Ajax Amsterdam“. Neururer hätte auch sagen können „wie beim 1. FC Köln“, denn die Kölner mögen abgestiegen und mit einer Transfersperre belegt sein. Doch an Konzepten herrscht kein Mangel – und ein einheitlicher Fußballstil ist lange beschlossen. Auch fehle Kompetenz an der Spitze des Nachwuchs-Leistungszentrums, befand Neururer, und nannte Florian Wirtz' Verlust an Bayer 04 Leverkusen als Beleg dafür.

Wir schimpfen uns mitgliederzentriert, aber ich habe mich nie informiert und abgeholt gefühlt. Die agierenden Personen leben in einem Elfenbeinturm und haben den Kontakt zu den Mitgliedern verloren
FC-VorstandsbewerberStefan Jung

Neururer solle künftig die Sportkompetenz in der FC-Führung stärken. Prestin gab gleich ein Beispiel: Die Ex-FC-Stars Tony Woodcock (69) und Roger van Gool (74), die ebenfalls Teil des „Zukunft“-Teams sein sollen, werden dem FC ihre Netzwerke in England und Schottland sowie Belgien und den Niederlanden zugänglich machen. Prestin seien von dort bereits „drei, vier Spieler angeboten worden, die in der Winterpause eventuell zum FC kommen würden. Peter hat gecheckt, dass das Jungs sind, die uns helfen würden“, erklärte Prestin.

Peter Neururer hat am Montag erklärt, dem Vorstandsteam um Dieter Prestin beratend zur Seite stehen zu wollen.

Peter Neururer hat am Montag erklärt, dem Vorstandsteam um Dieter Prestin beratend zur Seite stehen zu wollen.

Ein Vorstand, der mit seinem sportlichen Beraterteam Transfers einfädelt – das wäre tatsächlich eine Neuerung und stünde eigentlich einer Aussage entgegen, die Prestin wenig später traf: „Von uns will niemand ins operative Geschäft eingreifen“, sagte der 67-Jährige, dem wichtig war, sich für den Fall eines Vorstandswechsels startbereit zu präsentieren: „Wir sind so gut aufgestellt, dass wir in kürzester Zeit übernehmen könnten.“

Dieter Prestin stellte sein Team vor und machte das Konzept öffentlich, mit dem er den 1. FC Köln nachhaltig zum Erfolg führen will.

Dieter Prestin stellte sein Team vor und machte das Konzept öffentlich, mit dem er den 1. FC Köln nachhaltig zum Erfolg führen will.

Prestins Mitstreiter Stefan Jung wurde grundsätzlich, beschrieb den Vorstand um Werner Wolf als gescheitert: „Wir schimpfen uns mitgliederzentriert, aber ich habe mich nie informiert und abgeholt gefühlt. Die agierenden Personen leben in einem Elfenbeinturm und haben den Kontakt zu den Mitgliedern verloren“, sagte Jung, der auch für mehr Investitionsfreude stehen will dank Geldgebern, die sich engagieren, ohne Mitsprache zu fordern: „Einfluss sollen ausschließlich die Mitglieder haben. Dabei orientieren wir uns auch an erfolgreichen internationalen mitgliederzentrierten Klubs“, sagte Jung und nannte als Beispiel Real Madrid.

Zunächst sei ihre Initiative auf das Jahr 2025 ausgelegt gewesen, wenn turnusmäßige Vorstandswahlen anstehen. Doch „die aktuellen Entwicklungen haben nichts anderes zugelassen. Wir sind davon ausgegangen, dass diese Aneinanderreihung von Managementfehlern mit Abstieg und Transfersperre Folgen haben würde, und wenn schon nicht der Vorstand zurücktritt, der Mitgliederrat eine Außerordentliche Mitgliederversammlung ansetzt. Doch was ist passiert? Mal wieder nichts“, befand Jung.

FC-Vorstand erwartet ein schwieriger Mitgliederstammtisch im Coloneum

Man wollte die aktuelle Klubführung nicht an den Pranger stellen, erklärte Prestin, wenngleich festzustellen war: Der Extrakt seines Zukunfts-Konzepts, komprimiert auf 21 Powerpoint-Folien, war letztlich nichts, das Wolf und seine Leute zusätzlich in Sorge versetzen müsste. Wenngleich der Auftritt der Opposition nichts an der Bilanz des amtierenden Präsidiums ändert, das sich am Mittwoch anlässlich des Mitgliederstammtischs auf kritische Fragen einstellen muss.

Eine Beobachtung war also unnötig, dennoch hatte sich ein Gesandter des 1. FC Köln ins „Hotel Lindner“ gewagt – Mediendirektor Michael Rudolph, der gerade in seine letzte Woche beim FC einbiegt. Allerdings kam der 48-Jährige nicht weit. Noch im Flur stoppte ihn Dieter Prestin persönlich. Und schickte ihn wieder fort.