Mit veränderter Formation, angepasster Ausrichtung und einem neuen Torhüter gelingt den Kölnern vor knapp 70.000 Zuschauern der zweite Pflichtspielsieg in Folge.
FC gewinnt 1:0 in BerlinStrubers Maßnahmen bringen den Erfolg zurück
Dominique Heintz humpelte mit einem Eisbeutel am Sprunggelenk aus dem Innenraum des tosenden Olympiastadions. Immerhin war es nur der rechte Fuß, den Herthas Angreifer Florian Niederlechner in der ersten Halbzeit erwischt und dabei Heintz’ „ganzen Knöchel und die Wade auseinandergenommen“ hatte, wie der Verteidiger später berichtete.
Halb so schlimm, der „Zauberfuß“ sei schließlich der linke, wie Heintz lächelnd hinzufügte, und an diesem Abend durfte sich der kantige Abwehrspieler tatsächlich rühmen für sein Spiel mit Ball. In der 31. Minute hatte Heintz mit Links den perfekten Pass in Tim Lemperles Lauf gespielt. Der Stürmer war durchgesprintet und hatte per Rechtsschuss zum 1:0 getroffen, das der Endstand sein sollte. „Es war perfektes Timing: perfekter Laufweg, perfekter Ball. Timmi macht ihn überragend. Im Fußball reicht dann manchmal auch ein gutes 1:0“, fasste Heintz zusammen.
68.763 Zuschauer hatten eine Partie erlebt, die Schwierigkeiten gehabt hatte, dem gewaltigen Rahmen gerecht zu werden. Nach dem 3:0 im Pokal über Holstein Kiel hatten die Kölner erneut eine Dreierkette als Mittel der Verteidigung gewählt und mit den beiden Außenspielern sowie zwei defensiv ausgerichteten Akteuren im Mittelfeld einen Siebener-Block aufgebaut, gegen den für die Berliner nichts zu machen war. „Wir haben eine stabile, erwachsene Leistung gezeigt, das sah sehr gut aus heute“, befand Heintz. Zehn Minuten vor Schluss war der Routinier vom Platz gegangen. „Ich habe richtig Schmerzen gehabt. Wenn man gegen so eine Mannschaft nicht mehr 100 Prozent auf dem Platz ist, muss man wissen, wann es reicht“, erklärte Heintz.
Die Umstellungen in der Schlussphase hatten noch einmal Anflüge von Gefahr aufkommen lassen, doch die Hertha war am Samstag nicht in der Lage gewesen, den Kölnern wirklich zuzusetzen. „Wir haben es geschafft, dem Gegner die gefährlichen Räume zu nehmen und hatten eine gute Ausgewogenheit zwischen hohem Anlaufen und tiefem Verteidigen. Am Ende war es eine sehr gelungene Präsentation der Jungs: Sehr reif, sehr erwachsen und gut in unseren Prinzipien verdient gewonnen“, fasste Trainer Gerhard Struber zusammen.
Kölns Trainer betonte die zu Beginn seiner Amtszeit formulierten Kölner Prinzipien auffallend deutlich, doch tatsächlich ist vom Spektakelfußball der ersten Saisonphase vorerst wenig übrig. Die Radikalität ist verschwunden aus den Auftritten, was die beiden jüngsten Pflichtspiele zu zwar zähen, aber erfolgreichen Angelegenheiten gemacht hat. Der Mannschaft haben die Auftritte geholfen. „Das sieht jeder in der Mannschaft so, dass wir uns damit wohlfühlen. Wir waren sehr stabil. Wir sind noch am Anfang des Systems. Wenn wir jetzt noch in die Feinheiten gehen, passt das sehr gut zu unserer Mannschaft“, sagte Heintz in Berlin.
Linton Maina gab sich dann auch durchaus hoffnungsfroh, dass Köln sich nicht für den Rest der Saison auf fußballerische Ödnis einstellen muss. „Es war nicht unser bestes Spiel. Aber wir haben stabil gestanden, das ist zurzeit das Wichtigste. Wenn man punktet, wird es auch mit dem Ball wieder einfacher. Ich glaube, das kommt alles wieder“, sagte der Offensivmann, der hart gearbeitet hatte, aber nur selten torgefährlich geworden war.
Neben dem Spielsystem hat Struber auch sein bedingungsloses Bekenntnis zur Jugend überprüft. In Berlin spielte nicht nur erneut der 31-jährige Dominique Heintz. Auch Marvin Schwäbe stand wie im Pokal auf dem Platz. Der 29-Jahre alte Torhüter bekam zwar erneut wenig zu tun und zeigte seine bekannten Schwächen bei der Flankenkontrolle. Doch darum geht es in diesen Tagen nur am Rande. „Marvin hat uns immer wieder gezeigt, dass er Ausstrahlung hat, Erfahrung mitbringt und auch eine Führungsqualität, auf die wir in unserer jetzigen Situation zählen können“, erklärte Struber. „Es hilft uns sehr, wenn die Jungs ihrer Verantwortung der Führung nachkommen.“ Es sei wichtig gewesen, der Mannschaft „die Stabilität zu geben, die notwendig war nach diesen letzten Wochen“. Schwäbe selbst sprach von einem „Arbeitssieg von der ersten Minute an“.
Klarheit am Freitagnachmittag
Struber habe den Torhütern in Einzelgesprächen am Freitagvormittag mitgeteilt, dass Schwäbe vorerst Kölns Nummer eins sein würde. „Mich freut enorm, dass ich wieder auf dem Platz stehen darf und ich hoffe, dass es so weitergeht“, sagte der Torhüter, der sich vorgenommen hat, in der kommenden Woche mit Jonas Urbig „zu quatschen“, es sei ja alles sehr kurzfristig gewesen: Wie es dem jungen Kollegen gehe, könne er sich allerdings denken: „Natürlich ist er unzufrieden damit, dass kann ich gut nachvollziehen.“ Für Struber war es nach den Rückschlägen in der Liga ein Neustart. „Der Mix aus den jungen, unbekümmerten und gleichzeitig ein bisschen mehr Seniorität, das hilft uns in der Gesamtheit, um auf diesem Level Spiele zu gewinnen.“
Berlin: Ernst - Kenny, Leistner (52. Klemens), Marton Dardai, Zeefuik - Sessa (46. Thorsteinsson), Karbownik (67. Lum) - Cuisance, Maza (89. Schuler), Scherhant - Niederlechner (67. Prevljak); Köln: Schwäbe - Pauli, Hübers, Heintz (79. Olesen) - Thielmann, Martel, Huseinbasic, Pacarada - Ljubicic (73. Waldschmidt), Lemperle (68. Downs), Maina (80. Kainz); Schiedsrichter: Osmers (Hannover); Tor: 0:1 Lemperle (31.); Zuschauer: 68 763.