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Glückliches 1:0 in UlmFC gewinnt trotz enttäuschender Leistung – und träumt weiter vom Aufstieg

Lesezeit 5 Minuten
Kölns Timo Hübers (l) in Aktion gegen Ulms Semir Telalovic (r).

Beim Tabellenvorletzten SSV Ulm erkämpfen sich Timo Hübers (m.) und der 1. FC Köln einen wichtigen Dreier im Kampf um den Aufstieg.

Der 1. FC Köln müht sich beim Aufsteiger aus Ulm zu einem Sieg. Abgesehen vom Ergebnis zeigten die Geißböcke aber einen Auftritt zum Vergessen.

Das Wichtigste zuerst

Der 1. FC Köln kann noch 1:0 gewinnen. Zum achten Mal in der laufenden Zweitliga-Saison schaffte die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber am Samstag diesen kleinsten aller Siege. Gegner war diesmal der Tabellen-Vorletzte SSV Ulm, der bis zur 86. Minute das 0:0 hielt, ehe Luca Waldschmidt mit einem schönen Linksschuss den Kölner Sieg besorgte.

Es war ein zäher Auftritt der Kölner Mannschaft, die erstmals seit Oktober wieder mit einer Vierer-Abwehrkette begann und über den Großteil der Spielzeit nicht so aussah, als gehe da ein Konzept auf. Stattdessen fiel dem FC wenig ein gegen eine zwar körperlich starke, fußballerisch jedoch arg limitierte Ulmer Mannschaft. Die Kölner Fans im ausverkauften Donaustadion waren zeitweise empört, und Waldschmidts später Siegtreffer konnte sie nur zum Teil besänftigen.

Köln hatte zwar einige Abschlüsse und eine frühe Kopfballchance durch Waldschmidt. In der zweiten Hälfte lief jedoch kaum mehr etwas. Stattdessen traf Batista-Meier in der 51. Minute den Außenpfosten, eine Viertelstunde später lief Telalovic allein auf Marvin Schwäbe zu, verfehlte das Tor jedoch deutlich. Ulms Trainer Thomas Wörle sprach später von der „Chance des Spiels“, und tatsächlich wäre es wohl schwierig geworden für die Kölner nach zuvor drei Spielen ohne Sieg.

Bitter für die Ulmer, für den FC dagegen ein womöglich richtungsweisender Erfolg: Mit den drei Punkten eroberte sich die Mannschaft zumindest vorerst die Tabellenführung zurück und bleibt neun Spieltage vor Saison-Ende stabil im Rennen um die Aufstiegsplätze.

Das Tor

In der 86. Minute ging Köln mit der einzigen sauber herausgespielten Situation der zweiten Halbzeit in Führung: Max Finkgräfe, zuvor viel zu passiv auf der linken Seite der Viererkette, stieß tief in die Hälfte der Gastgeber vor und passte auf Jan Thielmann, dessen perfekt temperierter Querpass zu Luca Waldschmidt kam, der aus 14 Metern mit links sauber einschob. „Das Tor war wichtig für uns alle. Man hat gesehen, wie wir zusammengehalten haben. Das war auch das Motto, das über dem Spiel stand: Diesen extremen Zusammenhalt zu haben und den Widerständen zu trotzen“, sagte Waldschmidt später.

Der Angreifer hatte zuletzt kaum gespielt und beim 2:0 im Hinrundenspiel gegen Ulm seinen bis dahin letzten Ligatreffer erzielt. Nun bedeutete sein Tor drei Punkte. „Es waren sehr, sehr schwierige Wochen, das kann ich nicht wegreden. Aber wenn man es immer wieder versucht, wird man am Ende belohnt“, sagt er.

Das war gut

Eigentlich nur das Wetter und die daraus resultierende schöne Stimmung im ausverkauften Donaustadion. Viele FC-Fans hatten den Spielbesuch mit einem Wochenend-Trip verbunden und genossen den Frühlingstag – und obgleich das Spiel überwiegend eine Zumutung war, blieben am Ende drei Punkte und weiterhin die Aussicht, den Aufstieg tatsächlich zu schaffen.

Das war schlecht

Eigentlich alles außer dem Wetter. Die Idee, in der neuen, alten Formation mehr Offensivschwung zu erzeugen, war nach wenigen Minuten begraben. Der Rest war ein überwiegend ungerichtetes Hin und Her auf schwer bespielbarem weil extrem hartem Boden.

Spieler des Spiels

Luca Waldschmidt, der seiner Serie enttäuschender Auftritte im Kölner Trikot am Samstag ein weiteres Kapitel hinzuzufügen schien. Zunächst vergab er eine gute Kopfballchance kläglich. Dann versuchte er es trotzig mit einem Abschluss nach dem anderen und gab nach jedem Fehlversuch dasselbe traurige Bild ab, wie er da haareraufend im Sonnenschein stand.

Dann aber unternahm er einen letzten Versuch, einen Ersatz gab es ohnehin nicht für ihn in diesem letzten Kölner Aufgebot. Mit seinem achten Schussversuch des Tages traf er zum Sieg, ein gutes Beispiel dafür, dass es immer eine gute Entscheidung ist, die Hoffnung nicht aufzugeben.

Moment des Spiels

Wahrscheinlich die 78. Minute, als Jan Thielmann ziemlich jämmerlich den Ball verlor und Telalovic den Ball aus neun Metern frei über das Tor schoss. Es war eine Phase, in der Kölner nach schwachem Start in die zweite Halbzeit kurz davor schien, die Partie endgültig aus der Hand zu geben. Von einem Rückstand hätte sich die Mannschaft wohl nicht mehr erholt. Stattdessen blieb es beim 0:0, keine zehn Minuten später entschied Waldschmidt die Partie.

Das sagen die Trainer

Gerhard Struber (1. FC Köln): „Wir sind richtig happy. Wir wussten, dass der Gegner mit dem Rücken zur Wand steht. Die Platzqualität war nicht so einfach. Wir haben nach der Pause ein bisschen Glück gebraucht, aber nie den Glauben verloren. Es war ein verdienter Sieg, weil wir es über beide Halbzeiten besser gemacht haben als der Gegner. Die Mannschaft hat die Viererkette sehr ordentlich umgesetzt. Wir waren unberechenbarer als zuletzt.“

Thomas Wörle (SSV Ulm): Wir sind gut reingekommen, hatten eine Doppelchance nach einem Ballgewinn. Köln hat danach das Spiel über den Ballbesitz kontrolliert, wir haben ein paar gefährliche Momente überstehen müssen. Die zweite Halbzeit war unsere Halbzeit, wir haben viel Druck gemacht und den Kampf angenommen. Köln hatte über lange Zeit keinen wirklichen Abschluss. Wenn wir das verdiente Tor machen, gewinnen wir das Spiel, da bin ich mir sicher. Leider machen wir es nicht, und dann gibt es die eine Situation, die uns alles nimmt. Köln nutzt es eiskalt aus und entscheidet mit einer Aktion das Spiel. Das tut unfassbar weh.

Das sagen wir:

Rund ums Ulmer Stadion war allenthalben zu hören, dass schon am nächsten Tag niemand mehr darüber sprechen werde, wie dieses Ergebnis nun zustande gekommen sei. Tatsächlich war die Partie eine zum Vergessen, doch das Ergebnis lässt die Kölner weiter vom Aufstieg träumen. Wir nachhaltig ein solcher Sieg ist, wird sich bald erweisen müssen. Die Frage wird sein, wie weit die Kölner mit Leistungen wie der am Samstag kommen werden. Die Partie am kommenden Samstagabend daheim gegen Darmstadt 98 wird bereits die nächste schwierige Prüfung sein.