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1. FC Köln im DilemmaSchwierige Suche nach dem perfekten Abschied

Lesezeit 4 Minuten
Timo Horn und Jonas Hector werden in der neuen Saison nicht mehr für den 1. FC Köln spielen.

Timo Horn und Jonas Hector werden in der neuen Saison nicht mehr für den 1. FC Köln spielen.

Timo Horn wird den FC im Sommer verlassen, doch ist offen, ob er einen letzten Einsatz im Köln Trikot erhält.

Der 1. FC Köln hat mit dem Sieg über Hertha BSC am vergangenen Freitag auch sein letztes Saisonziel erreicht und nach dem vollendeten Klassenerhalt auch die Marke von 40 Punkten überschritten. Dennoch werden die Kölner diese Saison nicht austrudeln lassen, im Gegenteil will Baumgart die zwei verbleibenden Spiele mit voller Energie angehen. Und es gibt gute Gründe dafür, die Spannung noch eine Weile zu halten. Denn für die Kölner wird es in den kommenden Wochen auch darum gehen, ihren Ruf als tadellose Sportsleute zu bestätigen. Der Trainer hat da keine Sorgen. Er sei „Fan dieser Mannschaft“, sagt Baumgart, „über die Leistung müssen wir eigentlich nie diskutieren.“

Tatsächlich wird der FC bereits am Samstag (15.30 Uhr) in Bremen noch einmal in den Abstiegskampf eingreifen. Denn der SV Werder ist zwei Spieltage vor Schluss noch nicht rechnerisch gerettet. Nun ist es aus Sicht einer Profi-Mannschaft nicht der Rede wert, bis zum letzten Bundesligaspiel volle Leistung zu bringen, zumal für eine Mannschaft, die von Steffen Baumgart angetrieben wird.

Baumgart: Timo hätte es verdient

Allerdings steckt der Coach in einem Dilemma: Denn nach mehr als 20 Jahren im Verein wird Timo Horn den 1. FC Köln nach dem 34. Spieltag verlassen. Doch wird es schwierig sein, dem langjährigen Kölner Stammtorwart ein letztes Spiel im FC-Trikot zu verschaffen. „Bremen ist noch im Abstiegskampf. Wenn es also noch ein Abschiedsspiel für Timo geben sollte, dann könnte das nur gegen Bayern München sein. Wenn es dann aber noch um die Deutsche Meisterschaft geht, weiß ich nicht, ob das das richtige Signal wäre“, erklärt Baumgart. Bereits gegen Hertha BSC hätte es die theoretische Möglichkeit gegeben, Horn in der Schlussphase einzuwechseln. Doch auch die Berliner stecken noch im Abstiegskampf, da geht es um die Integrität des Wettbewerbs. „Timo hätte es verdient“, stellt Baumgart zwar fest, „aber ihn einzuwechseln, wäre mir zu viel Zirkus gewesen. Selbst bei einem 5:2 ist aus meiner Sicht nicht alles sicher. Für mich ist ein Spiel dann nicht vorbei“, sagt der 52-Jährige.

Ich spiele nicht für Dortmund oder gegen die Bayern. Mir geht es darum, zwei Spiele zu gewinnen. Das ist unser Ziel
Steffen Baumgart

Die Dinge liegen eindeutig: Zwar würde Baumgart seiner ehemaligen Nummer 1 gern einen großen Abschied auf dem Rasen bescheren. Doch will er gleichzeitig am letzten Spieltag die maximale Herausforderung und gegen einen FC Bayern spielen, der noch Punkte braucht, um Deutscher Meister. „Mir wäre es lieb, wenn es bis zur letzten Minute um alles geht“, gesteht Baumgart. Ob am Ende Dortmund Meister wird oder der FC Bayern, habe für ihn keine besondere Bedeutung, sagt er. Beide Kontrahenten hätten dann schließlich 33 Spieltage Zeit gehabt, sich in Position zu bringen, da sei er nicht bereit, das „Zünglein an der Waage“ zu geben: „Ich spiele nicht für Dortmund oder gegen die Bayern. Mir geht es darum, zwei Spiele zu gewinnen. Das ist unser Ziel. Was drumherum passiert, ist nicht unsere Aufgabe.“

Der Trainer möchte die Situation allerdings nicht zerreden. Zu viel Konjunktiv ist grundsätzlich nichts für Steffen Baumgart, daher lässt er sich auch nicht auf Gedankenspiele ein für den Fall, dass die Bayern am letzten Spieltag schon als Meister nach Köln fahren. „Wäre, wenn, aber, hier, Sonne heute, morgen Regen, übermorgen was anderes – also: alles gut, Leute, so einen Blödsinn machen wir nicht“, sagt Baumgart, um dann doch noch konkret zu werden: „Im Moment sieht es nicht danach aus, dass Timo einen Einsatz kriegt. Alles andere wird die Zeit bringen. Da gibt es mehrere Varianten. Es ist ja nicht so, dass wir das einfach abhaken und uns keine Gedanken machen.“

Die Wertschätzung ist nach wie vor groß für Horn, der im Herbst 2021 wegen einer Verletzung aus der Kölner Startelf fiel und darüber seinen Platz an Marvin Schwäbe verlor – nach neun Jahren als Kölner Stammkeeper. „Wir wissen, was Timo für diesen Verein geleistet und was er innerhalb der Mannschaft für einen Charakter eingebracht hat. Für einen Torwart, der über lange Zeit die Nummer 1 war, ist das keine einfache Situation. Doch er hat sie sehr gut und professionell angenommen, und ich könnte ihn auch einsetzen“, sagt Baumgart. Es wäre wohl keine konkrete Schwächung, Horn für Schwäbe aufzustellen. Doch könnte die Partie gegen den FC Bayern eine zu große Bedeutung haben. Es gehe um „die Frage, welches Zeichen man nach außen setzt“, sagt Baumgart: „Und ich glaube nicht, dass es das richtige Zeichen wäre.“