1. FC Köln in TschechienJonas Hector und Kristian Pedersen fallen verletzt aus
Uherske Hradiste – Nach dem Abschlusstraining am Mittwochabend in Uherské Hradiště suchte Peter Schäferhoff sofort das Gespräch mit Cheftrainer Steffen Baumgart. Der langjährige Teamarzt des 1. FC Köln hatte schlechte Nachrichten, und der Kölner Coach wirkte sichtlich geknickt: Aus der Einheit vor dem so wichtigen Conference-League-Spiel der Kölner am Donnerstag (18.45 Uhr, RTL+) beim tschechischen Vertreter FC Slovácko waren zuvor mit Kapitän Jonas Hector und Kristian Pedersen gleich zwei Spieler vorzeitig ausgestiegen. Wenig später wurde aus dem ersten Schreck bittere Gewissheit: Beide Spieler fallen mit sehr großer Wahrscheinlichkeit aus. Baumgart steht somit kein etatmäßiger Linksverteidiger mehr zur Verfügung.
Der frühere Nationalspieler Hector war nach knapp 40 Minuten von den Physiotherapeuten Christian Osebold und Marvin Kreuzwieser in die Katakomben gebracht worden. Der 32-Jährige hatte im Trainingsspiel von Teamkollege Eric Martel einen Tritt auf das linke Sprunggelenk erhalten und eine offene Wunde davongetragen. Der Kapitän wurde auf dem Platz behandelt, Martel erkundigte sich sofort nach ihm, doch an ein Weitermachen war nicht zu denken. Doppelt bitter: Wenig später musste mit Pedersen auch der zweite Linksverteidiger passen. Der Däne laboriert an einer Entzündung im Sprunggelenk.
Schmitz Kandidat für die linke Seite
„Aktuell sieht es so aus, dass Jonas und Kristian am Donnerstag nicht dabei sein werden. Stand jetzt gehen wir davon aus, dass wir was Neues machen müssen. Ich habe die Situation, dass zwei Linksverteidiger nicht da sind. Jetzt muss sich einiges in der Aufstellung ändern, da werde ich mir aber noch Gedanken machen müssen“, sagte Baumgart später und stellte schon einmal eine Systemumstellung in Aussicht: „Wahrscheinlich werden wir jetzt ganz anders auftreten.“ Der Trainer schilderte kurz, wie es zur Verletzung von Hector, dessen Wunde geklebt wurde, gekommen war: „Jonas und Eric wollten beide zum Ball. Das sind Sachen, die im Fußball passieren.“ Der Kölner Trainer muss nun noch mehr improvisieren. Möglich ist, dass er Benno Schmitz von der rechten Abwehrseite auf die linke zieht.
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Die Ausfallliste beim FC wird somit immer größer. Mit Dejan Ljubicic, Jan Thielmann, Jeff Chabot, Sebastian Andersson, Tim Lemperle und Mathias Olesen fehlten Baumgart bereits fünf Profis. Und jetzt bricht mit Hector der Führungsspieler weg. Und das in einem Spiel, in dem für den FC auf der europäischen Bühne um alles geht. Köln und Slovácko haben nach vier Partien jeweils vier Punkte auf dem Konto und liegen auf Platz drei beziehungsweise vier hinter Nizza (5) und Partizan Belgrad (8). Das Hinspiel in Köln gewann der FC 4:2. Sollte der FC nicht verlieren, hätte er am letzten Spieltag gegen Nizza (3. November) definitiv noch die Chance auf das Weiterkommen, dann sehr wahrscheinlich als Gruppenzweiter, der in eine Zwischenrunde einzieht.
Baumgart versuchte zwar, nach dem Schock nach vorne zu schauen, haderte aber auch mit der neuen Situation: „Hast du Scheiße am Fuß, hast du Scheiße am Fuß. Dass das die Stimmung trübt, ist natürlich klar. Das war auch bei mir so. Jetzt gilt es, einen klaren Kopf zu kriegen.“
Auf die Unterstützung von Kölner Fans müssen Baumgart und Co. in Tschechien doch nicht ganz verzichten. Eigentlich dürften sie nach den Ausschreitungen in Nizza keine Tickets erwerben, doch Hunderte haben sich dennoch nach Tschechien aufgemacht. Der FC verkaufte keine Karten an seine Anhänger, trotzdem werden mindestens 500 zur Partie erwartet, die die Karten bereits vor dem ersten Gruppenspiel über den Gastgeber bezogen. Baumgart rechnete sogar mit noch mehr Kölnern: „Offiziell sind keine da, inoffiziell dann 1000.“
Am Tag vor der Partie im weit abgeschiedenen Uherské Hradiště, einer 25 000-Einwohner-Stadt in der Mährischen Slowakei, ging es allerdings noch sehr beschaulich zu. Durchaus malerisch ist der historische Kern des Ortes im Südosten Tschechiens, an ein anstehendes wichtiges Europapokalspiel erinnerte fast nichts. Kurz vor dem Abschlusstraining im 1926 errichteten Stadion Miroslava Valenty, das bei internationalen Spielen nur 7200 Zuschauern Platz bietet, bereiteten sich auf dem Rasen TV-Techniker auf die Partie vor. In der Stadionkneipe Pivnice Krcel prosteten sich Einheimische zu. Auch wenn die Flutlichtmasten sogar wie überdimensionale Herzen aussahen, hatte das Kölner Team spätestens nach dem bitteren Abschlusstraining für diese Art der Fußball-Romantik wenig Sinn.