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„Lasse mir Timo nicht zerreden“Beierlorzer stellt sich vor FC-Keeper Horn

Lesezeit 4 Minuten
Beierlorzer_in_Mainz

FC-Trainer Achim Beierlorzer verteidigte Torwart Timo Horn nach dessen Patzer.

Köln – Profi-Fußball ist eine ziemlich ernste Angelegenheit. Erst recht im Abstiegskampf der Bundesliga. Aber nach dem Kellerduell am Freitagabend zwischen dem FSV Mainz 05 und dem 1. FC Köln (3:1), da konnte und durfte auch mal kurz gelacht werden.

Es ereignete sich während der Pressekonferenz. Ein Journalist wurde angerufen. Er fand sein Handy nicht so schnell, und in voller Lautstärke ertönte die Melodie von „Moviestar“. „Ist das ein Klingelton? Das ist ja Wahnsinn“, fragte der Mainzer Trainer Sandro Schwarz in die Runde und lachte sich vor laufenden Kameras scheckig. Auch sein Kölner Pendant Achim Beierlorzer musste schmunzeln.

„Moviestar“ ist ein Popsong des schwedischen Sängers Harpo aus dem Jahr 1975. Das Nummer-Eins-Lied handelt von einem erfolglosen Schauspieler, der sich selbst als Filmstar sieht. Das hat natürlich nichts mit Achim Beierlorzer zu tun, der 51-Jährige ist kein erfolgloser Trainer, Starallüren sind dem früheren Pädagogen völlig fremd. Aber ein bisschen mehr Erfolg in Form von Punkten hätte auch er bestimmt gerne.

Diskussionen um Mainzer Handspiel

Und so haderten die Kölner. Nicht nur über die eigene Leistung, sondern auch über den Videobeweis. Da fühlten sie sich wie in einem schlechten Film. Als der Gast mit 1:2 zurücklag, wehrte der Mainzer Moussa Niakhaté nach einer Flanke von Kingsley Schindler den Ball im Strafraum deutlich mit seinem ausgestreckten linken Arm ab. Schiedsrichter Frank Willenborg gab zunächst keinen Elfmeter. Dann schaltete sich der Videoassistent ein, Willenborg sah sich die Bilder auf dem Monitor an und gab zum Entsetzen und Unverständnis der Kölner keinen Strafstoß.

Während der gut aufgelegte Sandro Schwarz von einem Handspiel aus „kurzer Distanz“ und unterhalb der Schulter sprach („deshalb kein klarer Elfmeter“), war bei Beierlorzer und FC-Sportchef Armin Veh Schluss mit lustig. „Aus kurzer Distanz? Was ist denn Distanz? Drei Meter? Fünf Meter? Das Problem ist: Es ist die Entscheidung eines Menschen. Der Schiedsrichter geht raus, schaut es sich extra noch mal an – und dann fühlt es sich für uns noch beschissener an“, sagte Beierlorzer verärgert.

Und Sportchef Veh zürnte: „Wenn es keinen Videobeweis gäbe und man es nicht sehen würde, dann wäre das okay. Aber wenn der Schiedsrichter rausgeht, es sich anschaut und dann keinen Elfmeter gibt, ist das für mich unfassbar. Was soll ich da noch sagen? Aber ich darf ja eh nichts sagen, sonst zahle ich sofort wieder eine Strafe, weil ich angeblich unsportlich bin. Jetzt erlebe ich diese Szene hier, muss ruhig sein und sagen: Alles ist gut. Hut ab!“

Leistung des FC reichte nicht aus

Für den FC war die Szene auch ein Déjà-vu der unschönen Art. In der Abstiegssaison 2017/18 hatten die Kölner nach einem unberechtigten Elfmeter gegen sich mit 0:1 in Mainz verloren. Schiedsrichter Felix Brych war auf eine Schwalbe reingefallen. Jetzt war der FC in der Karnevalshochburg erneut in Aschermittwoch-Stimmung. Das lag aber auch an den eigenen Unzulänglichkeiten.

Die Niederlage sei total unnötig, sagte Beierlorzer und nahm auch seine Mannschaft in die Pflicht: „Ein ganz großes Aber ist, dass wir die Zweikämpfe liga-adäquat annehmen müssen. Das haben wir heute in einigen Situationen nicht gemacht. Jetzt müssen wir am Dienstag im Pokal neu beginnen.“ Der Coach weiß: Der Druck nimmt zu. Beim Viertligisten Saarbrücken ist das Weiterkommen Pflicht, am Sonntag im Derby in Düsseldorf muss der FC punkten. Ansonsten wird es langsam ungemütlich am Geißbockheim, auch für Beierlorzer. „Wir müssen es so schnell wie möglich lernen, solche Spiele für uns zu entscheiden, sonst werden wir bis zum Schluss unten drin stehen. Wir haben es uns selbst eingeschenkt“, sagte Veh.

Beierlorzer bekennt sich zu Horn

FSV-Torwart Robin Zentner ließ sich nur einmal einen Gegentor einschenken, als er gegen den besten Kölner Simon Terodde keine Chance hatte (14.). Ansonsten wirkte der 24-Jährige schier unüberwindbar für den FC, vor allem Louis Schaub fand nach der Pause in Zentner zweimal seinen Meister. „Wir hatten mit Robin einen überragenden Torhüter“, befand Schwarz.

Das konnten die Gäste nicht von sich behaupten. Das 2:1 nach einem Weitschuss von Robin Quaison (57.) kann Timo Horn an einem guten Tag schon mal verhindern, von denen der FC-Keeper zuletzt immer weniger hatte. Das 3:1 von Levin Öztuntali (82.) ging auf seine Kappe, das sah er auch so: „Der dritte darf in die kurze Ecke nicht rein, scheiße. Dann war das Spiel gelaufen. Den kreide ich mir auf jeden Fall. Das zweite Tor, unfassbare Schusstechnik. Unglücklich, dass so ein Ball reingeht.“

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Die Kölner Verantwortlichen hüteten sich, eine Torwart-Diskussion vom Zaun zu brechen. „Ich werde sie ganz sicher nicht anheizen“, sagte Veh. Die Leistung von Horn zu bewerten, sei auch nicht seine Aufgabe, sondern die des Trainers. Und der stellte am Sonntag klar, dass Horn seine klare Nummer Eins sei. Beierlorzer konnte die Kritik an Horn nicht verstehen: „Ich weiß, dass es diese Diskussion unter Fans gibt. Ich kann sie aber nicht nachvollziehen. Und bei uns im Verein gibt es diese Diskussion auch nicht. Wir haben einen guten Torhüter. Ich lasse mir Timo nicht zerreden.“