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Kommentar

FC-Kommentar
Baumgarts Aussagen haben eine neue Qualität

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Kölns Trainer Steffen Baumgart während des Bundesligaspiels in Darmstadt. Der FC gewann 1:0, zufrieden mit der Leistung war der Coach indes nicht wirklich.

Kölns Trainer Steffen Baumgart während des Bundesligaspiels in Darmstadt. Der FC gewann 1:0, zufrieden mit der Leistung war der Coach indes nicht wirklich.

Der Kölner Trainer fürchtet im dritten Jahr seines Wirkens am Geißbockheim um sein Projekt und trägt den Sparkurs des Klubs nicht mehr vorbehaltlos mit.

Steffen Baumgart ist ein emotionaler, bisweilen impulsiver Mensch. Einer, der geradeaus ist und offen seine Meinung sagt. Doch das, was er am Dienstag öffentlich äußerte, war im Grundsatz sicherlich nicht aus der Hüfte geschossen. Vielleicht war es an diesem konkreten Tag nicht geplant, aber es war wohlüberlegt. Seine Aussagen hatten eine neue Qualität und gaben einen Einblick in den Gemütszustand des Kölner Trainers.

Baumgart hatte die Spekulationen um einen Abgang von Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic zum Anlass genommen, den Kölner Sparkurs zu kritisieren. Er ist offenbar gefrustet und enttäuscht über den Weg, den die Vereinsführung eingeschlagen hat. Baumgart kritisierte, dass es aufhören müsse, dass der Verein weiter die besten Spieler verkaufen, um Geld einzusparen. Vielmehr bräuchte der Kader Verstärkungen. Auch wenn er keinen seiner Sätze adressierte, so richteten sich seine Aussagen an Sport-Geschäftsführer Christian Keller und auch an den Vorstand („Wenn kein Geld das ist, muss welches besorgt werden“).

Zuvor hatte sich Baumgarts stets loyal gezeigt. Er hatte – zumindest öffentlich – immer Verständnis für den Sparkurs gezeigt und alles mitgetragen. Doch er hat zuletzt auch vernommen, dass der Vorstand in seinem letzten Brief an die 133.000 Mitglieder lediglich in zwei Sätzen über den Trainer sprach, die nun nicht gerade nach einem Treue-Schwur klangen. Baumgart hat zudem die aktuellen Worte von Sportchef Christian Keller registriert, der erstmals in einer deutlichen Form die schwächer werdenden Leistungen der Vorwochen kritisiert hatte. Alles verbunden mit einer öffentlichen Rückendeckung, aber die Aussagen hatten eine andere Tonalität.

1. FC Köln: Unbestritten ist der Kader des Bundesligisten schlechter geworden

Baumgart fürchtet in seiner dritten Saison beim FC offenbar um sein Projekt. Er ist nervöser als jemals zuvor in seiner Kölner Zeit. Der Coach hat sicherlich auch eigene Fehler gemacht und Angriffsfläche geboten. Aber vollkommen unbestritten ist, dass der Kader des Bundesligisten deutlich schwächer geworden ist, als zu seinem Amtsbeginn. Sollte er sogar weiter geschwächt werden, dann wäre für Baumgart eine Grenze erreicht.

Der populäre Trainer, das Gesicht des Klubs, spielte zuvor immer den Blitzableiter, übernahm stets für so vieles Verantwortung. Doch dazu ist er offenbar nicht mehr permanent bereit. Seine Worte sind eine Botschaft und Warnung zugleich an die Verantwortlichen. Ihr Weg ist für Baumgart allem Anschein nach zu ambitionslos, aber nicht alternativlos. Den Sparkurs jedenfalls trägt er nicht mehr vorbehaltlos mit.

Die Bosse haben die Worte des Coaches registriert, werden sie aber nicht kommentieren. Sie betonen unisono, weiterhin uneingeschränkt hinter dem Trainer zu stehen. An diesen Aussagen werden sie sich messen lassen müssen. Ob Baumgart indes im kommenden Sommer seinen 2025 auslaufenden Vertrag noch einmal verlängern wird, steht auf einem anderen Papier. Man darf dem 51-Jährigen getrost abnehmen, dass er am liebsten mit dem FC seine ehrgeizigen Ziele erreichen möchte. Doch der Coach glaubt nicht, dass es mit der aktuellen Strategie möglich ist.

Sollte es irgendwann mal für Baumgart in Köln nicht weitergehen, müsste er sich um seine Zukunft jedenfalls keine Gedanken machen. Ob das auch für den FC gilt, dahinter stehen zumindest Fragezeichen.