Der Trainer des 1. FC Köln will eine Entwicklung des Klubs sehen. Ein Verkauf von Dejan Ljubicic zählt nicht dazu.
„Nicht immer die Besten abgeben“Baumgarts Botschaft an die Verantwortlichen des 1. FC Köln
Steffen Baumgart reagiert nun wirklich nicht auf jedes Transfergerücht. Muss er auch nicht, will er auch nicht. Doch nach dem Training am Dienstag nahm der Cheftrainer des 1. FC Köln überraschenderweise Medienberichte zum Anlass, um erstmals öffentlich den rigiden Sparkurs der Verantwortlichen infrage zu stellen.
Auslöser waren Berichte von „Bild“ und „Sky“, wonach Dejan Ljubicic ein Verkaufskandidat in der Winter-Transferperiode sei, um dringend benötigtes Geld für andere Neuzugänge einzunehmen. Ein Weggang des defensiven Mittelfeldspielers, dessen Vertrag 2025 ausläuft, wäre in der Tat keine allzu große Überraschung. Schon im vergangenen Sommer wollte der Österreicher zum VfL Wolfsburg wechseln und sein Gehalt deutlich aufbessern, doch der FC legte sein Veto ein.
1. FC Köln: Steffen Baumgart gegen einen Verkauf von Ljubicic im Winter
Sollte in der sportlichen Führung der Kölner diesbezüglich ein Umdenken stattgefunden haben, dann ohne Baumgart. Denn für den Trainer steht ein Verkauf des Österreichers nicht zur Disposition. „Aus meiner Sicht: nein. Wenn unsere Verstärkung sein soll, dass wir einen unserer besten Spieler der letzten zwei Jahre abgeben, dann weiß ich auch nicht. Dann habe ich damit ein Problemchen. Das möchte ich nicht“, wurde Baumgart deutlich.
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Ljubicic läuft zwar seit geraumer Zeit und aus diversen Gründen seiner einstmals starken Form hinterher, doch Baumgart weiß um das Potenzial des Nationalspielers: „Unsere Aufgabe kann es ja nicht sein, einen unserer besten Spieler abzugeben, um dann den ein oder anderen holen zu können, der uns vielleicht besser macht. Es muss der Weg sein, dass wir mit Ljubicic trotzdem die ein oder andere Verstärkung kriegen.“
Steffen Baumgart geht es beim 1. FC Köln um Grundsätze
Baumgart ging es allerdings nicht nur um die Personalie Ljubicic. Sondern auch um Grundsätzliches. Allem Anschein nach hält er wenig von der Kaderplanung der vergangenen Jahre am Geißbockheim. Unbestritten ist, dass der Coach zum Amtsbeginn mit Spielern wie Jonas Hector, Ellyes Skhiri, Anthony Modeste oder Salih Özcan einen deutlich besseren Kader zur Verfügung hatte als aktuell. Und offenbar hat der ehrgeizige Baumgart ein Problem mit der Transferstrategie und der rigiden Sparpolitik.: „Es kann nicht sein, dass wir immer wieder die besten und teuersten Spieler abgeben. Wir können nicht sagen: Wir geben unseren besten Motor ab, wollen aber trotzdem ein Formel-1-Rennen gewinnen.“
Baumgarts Botschaft: Der Verein entwickelt sich nicht so weiter, wie er sich das gewünscht hatte. Der Coach will einen Fortschritt sehen – und keine Stagnation oder sogar Rückschritte: „Ich habe vor drei Jahren gesagt: Ich will mit diesem Klub was erreichen.“ Doch statt weiter nach oben geht der Trend in die falsche Richtung. Nach Platz sieben inklusive Europapokal-Teilnahme in Baumgarts Debütsaison folgte ein solider Platz elf. In dieser Saison geht es für den im Tabellenkeller stehenden FC allerdings allein ums Überleben in der Bundesliga.
Steffen Baumgart beklagt beim 1. FC Köln Substanzverlust
Der 51-Jährige sagt, er wisse zwar, dass dem verschuldeten Verein auf eine gewisse Art und Weise finanziell die Hände gebunden seien. Doch der Sanierung alles unterzuordnen, das ist offenbar auch nicht Baumgarts Ding: „Mein Ziel kann nicht sein, jedes Jahr Substanz zu verlieren und jedes Jahr gegen einen Berg anzulaufen. Das funktioniert auf Dauer nicht. Also müssen wir Lösungen finden.“
Zwar sei der Klub mittlerweile wieder finanziell besser aufgestellt, aber Baumgart sprach auch deutlich vom Substanzverlust in der Mannschaft und rechnete vor: „Als Trainer muss ich sagen, dass in den letzten Jahren acht Stammspieler gegangen sind. Das kann auf Dauer nicht unser Weg sein. Wenn wir den Verein dahin bringen wollen, wohin er gehört, nämlich nicht ans Tabellenende, dann müssen wir umdenken. Wir dürfen nicht unsere besten Spieler abgeben, sondern müssen zu diesen Spielern sehr gute Jungs hinzuholen.“
In der vergangenen Transferperiode gelang das bisher nicht. Kein einziger der Sommer-Transfers, die aber sicherlich nicht an Baumgart vorbei getätigt wurden, erwies sich bisher als echte Verstärkung. Neuzugänge wie Jacob Christensen und Faride Alidou spielen aus unterschiedlichen Gründen bisher gar keine Rolle, der vermeintliche Hector-Nachfolger Leart Pacarada war zuletzt auch außen vor. Was die reinen Ablösen angeht, gab der FC von allen Bundesligisten am wenigsten aus.
Den Kölnern fehlen seit Jahren die Mittel, um in einem größeren Stil auf dem Transfermarkt tätig zu werden. Schuld daran seien die Corona-Pandemie und „Altlasten“, wie Sport-Geschäftsführer Christian Keller und der Vorstand mantraartig betonen. Baumgart möchte, dass sich die Zustände ändern. „Ich sage es ganz höflich: Wenn kein Geld da ist, muss welches besorgt werden. In dieser Stadt, in diesem Verein muss es möglich sein, anders zu agieren als so, wie wir es momentan machen.“
Doch woher soll das Geld kommen, wenn man laut Baumgart keine Leistungsträger mehr verkaufen will? Bekanntlich haben die FC-Verantwortlichen kein Interesse daran, sich für Investoren oder Partner zu öffnen. Oder muss bei der Sanierung umgedacht und weniger getilgt werden? Dann dauert die Gesundung länger als geplant. So viele Wege, an frisches Geld zu kommen, gibt es eben nicht.
Cas-Urteil könnte zusätzlich Probleme für 1. FC Köln bedeuten
Baumgart verbindet die Personalie Ljubicic mit der Hoffnung, dass der FC den Kader bereits im Winter verstärkt, statt ihn weiter zu schwächen – wenn er dies aufgrund des ausstehenden Cas-Urteils überhaupt darf.
Auch wenn der Coach seine Worte nicht an seinen Vorgesetzten Keller adressiert, so nahm er ihn in die Pflicht: „Ich habe das bisher noch nicht so deutlich gesagt, aber es darf nicht sein, dass wir unsere besten Spieler abgeben, um uns dann verstärken zu wollen. Wo ist da die Verstärkung? Ich will mich gerne über Neuzugänge im Winter unterhalten, die notwendig sind, aber nicht mit dem Kompromiss, einen unserer Spieler abzugeben, der sich mit am besten entwickelt hat. Wir haben in den letzten drei Sommern genug wichtige Spieler verloren. Wenn wir etwas aufbauen wollen, können wir nicht jedes Mal die besten Spieler abgeben.“