Der FC verliert gegen die Bayern knapp mit 0:1. Dennoch stellt der FC-Trainer klar: „Wir waren chancenlos“ – und verweist auf eigene Fehler.
1. FC Köln in der AnalyseBaumgart flüchtet in ungeliebtes System – „Nehme ich auf meine Kappe“
Beim Schlusspfiff blieb es vergleichsweise still im Rhein-Energie-Stadion. Die Kölner Profis gingen rasch vom Platz, ohne Ovationen der Südtribüne entgegenzunehmen. Und das, obwohl sie ein achtbares Ergebnis gegen den Rekordmeister erreicht hatten: 0:1 (0:1) hatten sie die Freitagspartie des zwölften Spieltages verloren.
Zwar fielen der FC damit auf den letzten Platz zurück. Doch ein 0:1 gegen die Bayern bedeutet ein Resultat, mit dem man sich gerade im Vergleich zur Konkurrenz im Keller sehenlassen kann.
Harry Kane besorgte nach 20 Minuten das Tor des Abends. „Es war ein gutes Spiel für uns, eine fantastische Leistung von allen“, sagte der englische Superstar, der nun 18 Saisontore erzielt hat und damit doppelt so viele wie der 1. FC Köln.
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Steffen Baumgart: „Wir waren chancenlos“
Steffen Baumgart war einverstanden mit dem Ergebnis. „Über 90 Minuten gehen die Bayern als verdienter Sieger vom Platz. Wir waren chancenlos“, gab der Trainer zu.
Baumgart war über seinen Schatten gesprungen und hatte sich erstmals in seiner Kölner Zeit in einem Pflichtspiel für eine Dreier-Abwehrkette entschieden. Vor fast genau einem Jahr war der FC zum bislang einzigen Mal in vergleichbarer Formation aufgelaufen, damals stand es im Test gegen den VfB Stuttgart in Austin/Texas zur Halbzeit 0:4.
Es war klar, dass die neue Formation nicht sofort funktionieren würde, zumal unter dem Druck eines Spiels gegen den Rekordmeister. Weil in den vergangenen Tagen zudem die zentralen Figuren Eric Martel und Florian Kainz auf Reisen gewesen waren, stellte sich die Frage, wann genau die Kölner die Formation einstudiert hatten.
Wenig passte in der Startphase des 1. FC Köln zusammen
Entsprechend wenig passte in der Startphase zusammen. Es stimmten weder Abstände noch Abläufe. In der sechsten Minute klärte Timo Hübers Sanés Hereingabe an den eigenen Torpfosten. Kurz darauf tauchte Sané allein vor Marvin Schwäbe auf, weil die Kölner Dreierkette die Tiefe nicht abgesichert und die Abstände zu groß gelassen hatte. Doch der Kölner Keeper blieb lange stehen, machte dem Nationalspieler kein Angebot und parierte den Versuch eines Hebers.
In der 20. Minute verlor Florian Kainz dann tief in der Münchner Hälfte den Ball, als er einen Steilpass auf Linton Maina versuchte. Die Dreierkette hatte sich breit aufgestellt, insgesamt rückte Köln in dieser Phase viel zu weit auf. Die Bayern konterten schnell, gegen Eric-Maxim Choupo-Moting rettete Chabot noch auf der Linie. Doch Kane stand bereit für den Abstauber – 1:0 für die Gäste.
Zwei Minuten später tauchte Choupo-Moting wieder allein vor Schwäbe auf, und hätte der Kölner Keeper nicht wie schon beim 1:1 in Bochum einen herausragenden Abend erwischt, wäre der Rekordmeister in diesem Moment mit 3:0 in Führung gegangen – und noch vor der Halbzeitpause sogar mit 4:0. Doch wieder parierte Schwäbe. „Die Anfangsphase nehme ich komplett auf meine Kappe. Es war nicht umsetzbar, was ich mir vorgenommen hatte“, kommentierte Baumgart.
Köln hilft sich in einem System, das Steffen Baumgart grundsätzlich ablehnt
Im Verlauf des ersten Durchgangs fanden die Kölner besser zueinander, zumindest hatten die Münchner Schwierigkeiten, die nun etwas kompaktere Abwehr zu überspielen. Die Frequenz, in der Schwäbe retten musste, veränderte sich deutlich zugunsten der Gastgeber, die nun eine echte Fünferkette auf den Platz brachten und damit exakt die Version einer Dreierkette spielten, die Steffen Baumgart grundsätzlich so sehr ablehnt.
Zur zweiten Hälfte verteilte Baumgart ein paar Rollen neu. Jan Thielmann tauschte die Position mit Linton Maina und übernahm die rechte Seite, während Maina in vorderster Reihe auf seine Chance lauerte. Insgesamt zogen sich die Kölner tiefer zurück und fanden eine Kompaktheit, mit der sie gegen etwas lustlose Münchner relativ problemlos das 0:1 hielten. Comans Lattentreffer war der erste Kölner Schreckmoment in der zweiten Halbzeit, da waren schon knapp 80 Minuten gespielt.
Derart wenig Gefahr verbreiteten die Münchner, bei denen Thomas Tuchel vollends auf Wechsel verzichtete, dass Steffen Baumgart in den Schlussminuten zurückstellte auf sein favorisiertes System mit vier Verteidigern. Köln hatte sogar noch ein paar letzte Ansätze. Doch echte Torchancen sprangen dabei nicht mehr heraus.