Beim 1. FC Köln muss in der misslichen Lage der Zweck die Mittel heiligen.
FC-Kommentar nach Sieg im Keller-DuellSteffen Baumgart passt die Spielweise den Gegebenheiten an
Steffen Baumgart hatte sich zuletzt mit Vorwürfen konfrontiert gesehen, vor allem im Bundesliga-Überlebenskampf zu stur zu sein, zu lange an formschwachen Leistungsträgern festzuhalten und nicht auf die Talente des Klubs zu setzen. Diese Vorwürfe muss man nicht vollständig teilen, aber sie kamen nun mal auf – und das nicht nur in Fankreisen.
Die vergangenen Tage indes zeigten: Baumgart ist doch zu Kompromissen bereit und kann seine Idee von Fußball den tatsächlichen Gegebenheiten anpassen – auch wenn er selbst dieser Sichtweise wohl widersprechen würde, so gut kennen wir mittlerweile den Mann. Und diese Gegebenheiten heißen beim FC: Abstiegskampf pur mit einem Kader, der im Vergleich zur vergangenen Saison und erst recht zu der Spielzeit 2021/22, als noch Jonas Hector, Ellyes Skhiri, Anthony Modeste, Salih Özcan oder Ondrej Duda für die Kölner aufliefen, deutlich schwächer geworden ist.
Gegen Bayern hatte Baumgart in der ersten Halbzeit noch ein Experiment mit einer waghalsigen Dreierabwehrkette gewagt. Es ging schief, Baumgart reagierte mit taktischen Umstellungen richtig. Die Kölner waren fortan stabiler. Auch wenn sie davon profitierten, dass müde Bayern das 1:0 verwalteten, gab es eben keine krachende Pleite wie noch beim 0:6 in Leipzig. Im Keller-Duell in Darmstadt hieß die Devise: Safety first. Und eben kein kopfloses Anrennen ins Verderben. Das Spiel vor allem in der ersten Halbzeit war zwar für den neutralen Beobachter eine ziemliche Zumutung.
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Doch am Ende schaffte es der mit 1:0 siegreiche FC nach 20 vergeblichen Versuchen endlich mal wieder, zu Null zu spielen. Zudem fand er in der Pause die richtigen Worte und bewies Baumgart ein gutes Händchen mit den Hereinnahmen des agilen Luca Waldschmidt und von Max Finkgräfe. Der ist eines dieser FC-Talente, erst 19 Jahre alt. Es war eine mutige Entscheidung, die aufging und von der man sich in Zukunft noch mehr wünschen würde. Und genauso richtig war es, den seit Wochen formschwachen Kapitän Florian Kainz mal zur Pause auszuwechseln.
1. FC Köln: Der Trainer reagiert auf harten Abstiegskampf und seinen Kader
Denn mit dem Rücken zur Wand geht es für den FC erst einmal nur darum, Ergebnisse einzufahren, diese Losung hatte Baumgart jüngst selbst ausgegeben. Und eben nicht darum, Schönheitspreise zu gewinnen oder Lob zu erhalten, für das man sich nichts kaufen kann. Baumgart versuchte erst gar nicht, seine Taktik zu perfektionieren, sondern er ließ in den Tagen vor dem Spiel knallharten Abstiegskampf mit dem Hauptaugenmerk aufs Zweikampfverhalten trainieren. Und kündigte an: „Zuletzt hieß es ja, der Gegner wisse immer schon vorher, wie wir spielen. Das versuche ich jetzt etwas zu verändern.“
Gesagt, getan. Denn Baumgart hat erkannt: Seine Vorstellungen von mutigem, aggressivem Fußball kann er mit diesem Kader und in dieser Situation vorerst nicht umsetzen. Im Winter 2023/24 muss es beim FC erst einmal heißen: Der Zweck heiligt die Mittel. Und dies auch am Sonntag gegen Mainz. Das ist wieder so ein extrem wichtiges Spiel im Kampf gegen den Abstieg.