Das Fifa-Urteil gegen den 1. FC Köln beschäftigt den Klub. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat die Abläufe rekonstruiert.
Das Beste aus 2023Transfer-Sperre: So kam es zum Fifa-Urteil gegen den 1. FC Köln
Am 29. März 2023 konkretisierte sich ein Unheil, das dem 1. FC Köln bereits seit Januar 2022 gedroht hatte. Damals hatte der Klub den 16-jährigen slowenischen Junioren-Nationalspieler Jaka Cuber Potocnik unter Vertrag genommen, der einen Tag zuvor bei Olimpija Ljubljana fristlos gekündigt hatte.
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In den folgenden Monaten war es mehrfach zum Austausch zwischen Köln und den Münchner Eignern Olimpijas gekommen. Die entscheidende Wendung nahm die Sache am 30. August 2022, als Ljubljanas Klubspitze nach Köln reiste, um einen Vergleich zu schließen. Der Versuch scheiterte, es kam zum Prozess, den Köln verlor.
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Das Urteil: eine Geldstrafe sowie vier Monate Sperre gegen Potocnik. Außerdem wurde der FC mit einer einjährigen Transfersperre belegt. Diese Strafe wurde im Frühjahr ausgesetzt. Im September folgte die Anhörung vor dem Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ rekonstruiert die Abläufe.
Dienstag, 1. Juni 2021Jaka Cuber Potocnik unterschreibt den ersten Profivertrag seines Lebens. Im Alter von 15 Jahren verpflichtet er sich Olimpija Ljubljana bis zum 30. Juni 2024. Weil er minderjährig ist, unterschreibt auch seine Mutter. Im ersten Jahr erhält der Spieler 1200 Euro monatlich, zudem einen Mietzuschuss sowie Essensgeld. Eigentümer des Vereins ist der serbisch-amerikanische Geschäftsmann Milan Mandaric, ein schillernder Investor, der bereits in den USA, England, Frankreich und Belgien in zahlreichen Fußballklubs gewirkt hat. Mehrfach stand Mandaric im Zentrum staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen und wurde im Jahr 2007 wegen eines Korruptionsvorwurfs vorübergehend festgenommen. Verurteilt wurde der mittlerweile 84-Jährige jedoch nie.
Oktober 2021Potocnik spielt für Sloweniens U17-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation. In drei Partien, darunter ein 4:0-Sieg über Nachbar Österreich, erzielt der Mittelstürmer drei Tore. der Spielervermittler Andy Bara, der maßgeblich an der Kaderplanung von Dinamo Zagreb beteiligt ist, verfolgt eine der Partien. Bara holte schon den spanischen Nationalspieler Dani Olmo aus Barcelona nach Zagreb und transferierte ihn später zu RB Leipzig. Er lotste auch Josko Gvardiol von Zagreb nach Leipzig und vermittelte ihn dann weiter zu Manchester City. Und als eben jener Bara Jaka Potocnik spielen sah, legte er sich fest: Das ist einer.
Bara habe Potocnik daraufhin wie üblich in Zagreb parken wollen, um später das große Geld mit dem Stürmer zu machen. Hat ja schon oft genug funktioniert, und Bara steht tatsächlich in dem Ruf, nicht die Caritas zu sein. Aber einen Blick für Spieler zu haben. Bara soll mit einem Dinamo-Strippenzieher wie gewohnt am Telefon ausgemacht haben, dass er Potocnik nach Zagreb holt. Zweieinhalb Millionen Euro werde das kosten. Ja, werde man dann so machen, hieß es angeblich aus Zagreb. Aber dann sei der 1. FC Köln aufgetaucht. Erste Avancen aus dem Nachwuchs-Leistungszentrum des FC habe Olimpijas Klubführung noch per Whatsapp zurückgewiesen. „Das gibt Ärger“, soll es geheißen haben damals. 2,5 Millionen Euro – dieser Betrag wird im Streit zwischen Köln und Ljubljana immer wieder eine Rolle spielen.
Sonntag, 23. Januar 2022Ein halbes Jahr nach Vertragsschluss schreibt Potocniks Mutter eine Mail an den Verein, den mittlerweile der Münchner Unternehmer Adam Delius für fünf Millionen Euro erworben hat. Tina Potocnik erinnert den Klub an mündliche Absprachen: Demnach sei ihrem Sohn zugesichert worden, dass ihm dreimal pro Woche ein eigener Trainer zur Verfügung stehe. Außerdem weist sie darauf hin, dass beim Vertragsschluss eine Ausstiegsklausel für einen Wechsel ins Ausland über 100 000 Euro besprochen worden sei. „Vielleicht ist es ein Fehler, das nicht schriftlich festgehalten zu haben“, schreibt sie. Außerdem erinnert sie an das Versprechen, dass ihr Sohn mit den Profis trainieren und spielen solle. Das sei nicht geschehen; der nun 16-Jährige sei auch nicht mit ins Trainingslager der ersten Mannschaft gereist. Tina Potocnik setzt dem Verein eine Frist von einer Woche, die Absprachen schriftlich zu fixieren und zu erfüllen.
Montag, 24. Januar 2022 Der Verein antwortet: Man sei sich des Talents und des Potenzials des Spielers absolut bewusst und setze auf ihn. Die Nebenabreden werde man respektieren. Schriftliche Anpassungen des Vertrags lehnt man jedoch ab.
Sonntag, 30. Januar 2022 Eine Woche nach ihrer Beschwerde kündigt Tina Potocnik den Vertrag ihres Sohnes fristlos per Mail.
Montag, 31. Januar 2022Der 1. FC Köln hält ein Meeting ab. Teilnehmer sind unter anderem die Geschäftsführer Alexander Wehrle und Philipp Türoff. Ebenfalls zugegen sind Justiziar Oliver Zierold sowie Jörg Jakobs, der seit der Entlassung von Horst Heldt den Sport verantwortet, aber kein Geschäftsführer ist.
Chancen und Risiken werden abgewogen, Jakobs unterstreicht noch einmal die sportliche Qualität des Spielers, sodass man sich trotz der rechtlichen Bedenken für Potocnik entscheidet. Man rechnet mit einer Geldstrafe, die Rede ist von maximal 300.000 Euro. Wer sich diesen Betrag ausgedacht hat, gehört zu den Legenden des Desasters um Potocniks Verpflichtung. Aus den Fifa-Statuten ergibt sich die Summer jedenfalls nicht.
Am selben Tag lädt der 1. FC Köln einen von den Geschäftsführern sowie Tina Potocnik unterschriebenen Vertrag bis 2024 ins Transfer-Management-System (TMS) der Fifa hoch. Bis zum Ende der Saison wird Potocnik 1000 Euro monatlich verdienen, im zweiten Vertragsjahr 1500, im dritten 2000. Das ist kaum mehr, als Potocnik zuvor in Slowenien bekam – und als es später zum Prozess kommt, nennt der 1. FC Köln die Summen dann auch als Beleg dafür, dass Potocnik „nicht wegen des Geldes“ nach Köln gewechselt sei.
Sondern wegen der besseren Bedingungen in der Jugend-Akademie. Was interessant ist, denn der 1. FC Köln feiert zwar regelmäßig Erfolge mit seiner Jugendabteilung. Doch die Bedingungen sind schlecht, Christian Keller formulierte es im „Kölner Stadt-Anzeiger“ so: „Manche Räume hier sind wirklich beschämend. Ob ein Spieler sich gut entwickelt, hängt zwar nicht von einer schönen Kabine ab, sondern davon, wie inhaltlich gearbeitet wird. Doch ein wichtiges Thema ist auch, wie man die inhaltliche Arbeit durch eine geeignete Infrastruktur unterstützt. Und hier ist die Infrastruktur nicht unterstützend. Sie ist belastend, miserabel.“
Sonntag, 6. Februar 2022 Der 1. FC Köln lädt Unterlagen ins Transfersystem der Fifa hoch, um die internationale Freigabe des Spielers zu erhalten. Olimpija Ljubljana verweigert die Freigabe. Man habe einen gültigen Vertrag. Die Fifa gewährt später eine vorläufige Spielgenehmigung.
Mittwoch, 20. April 2022 Der 1. FC Köln bittet Ljubljana um eine Rechnung über die Ausbildungsentschädigung, die Ljubljana als Potocniks Jugendverein zusteht. Olimpija lehnt ab. Man wolle Potocniks Wechsel nach Köln nicht legitimieren.
Montag, 25. Juli 2022Olimpija reicht Klage ein. Ljubljana präsentiert einen „Letter of Interest“, mit dem ein Vermittler, offenbar Andy Bara, das Interesse des kroatischen Klubs Dinamo Zagreb ausrichtet, Potocnik für 2,5 Millionen Euro unter Vertrag zu nehmen. Olimpija fordert eine Kompensationszahlung, „die mit dem Marktwert des Spielers korrespondiert“. Man fordert also keine 2,5 Millionen Euro, sondern erklärt, es gebe Bereitschaft eines anderen Vereins, diese Summe zu bezahlen.
Der 1. FC Köln präsentiert ein Schreiben des ehemaligen Olimpija-Präsidenten Mandaric, in dem dieser die angeblichen Versprechen bestätigt. Die Kölner teilen zudem mit, sie hätten im Dezember 2021 einen ersten Kontakt mit Potocnik gehabt. Grundsätzlich dürfen Vereine nach den Fifa-Regularien Spieler anderer Klubs erst ansprechen, wenn der Vertrag des Spielers in den folgenden sechs Monaten abläuft. Offenbar deshalb teilt der FC mit, man habe erst Kontakt gehabt, als Potocniks Vertrauen zu Olimpija zerstört war. Allerdings: Aus dem Anstiftungstatbestand kommen die Kölner da schon längst nicht mehr raus. Es ist klar: Wenn die Fifa urteilt, dass Potocnik ohne rechtlichen Grund gekündigt hat, wird der FC bestraft. Dünnes Eis.
Für Vereine, die Spieler mit ungeklärtem Vertragsstatus verpflichten, sieht der Fußball-Weltverband drastische Strafen vor. Die Fifa mag eine zu Recht umstrittene Organisation sein. Allerdings reagiert man in Zürich allergisch, wenn große Vereine den kleineren die Talente wegnehmen. Artikel 17, Abs. 4 des Fifa-Reglements soll Vereine dringend davon abhalten, Spieler mit ungeklärter Vertragslage unter Vertrag zu nehmen. Die Fifa ist da eindeutig: Verträge werden nicht gebrochen – und jeder hat stets sein Geld zu kriegen. Und bezahlt wurde Potocnik in Ljubljana.
Dienstag, 30. August 2022Olimpija-Präsident und -Mehrheitsgesellschafter Adam Delius sowie Vizepräsident Christian Dollinger reisen per Zug aus München nach Köln und treffen Christian Keller im Geißbockheim. Keller bietet die angeblich festgeschriebene Ablöse, die jedoch nicht im Fifa-Standardvertrag des Spielers hinterlegt ist. Angeblich stellt Keller zudem die Ausbildungsentschädigung sowie eine Beteiligung an künftigen Transfers des Spielers in Aussicht. Dollinger und Delius reisen ohne Einigung zurück nach München.
Keller ließ die Chance auf eine außergerichtliche Einigung aus einem ehrenwerten Grund verstreichen: Man sei sich seiner Position sicher gewesen, habe allenfalls mit einer Geldstrafe gerechnet, hieß es aus dem Geißbockheim. Und man könne unmöglich Leuten Geld geben, von deren Anspruchsgrundlage man nicht ansatzweise überzeugt ist.
Mittwoch, 14. September 2022Völlig aus der Luft gegriffen scheint der Protest aus Ljubljana dann allerdings nicht gewesen zu sein. Die Fakten jedenfalls überrollen den FC: Nach letzten Kontakten über die Anwälte verstreicht eine letzte Frist ohne neues Angebot aus Köln. Die Kammer aus drei Fifa-Richtern übernimmt. Den Vorsitz hat der Niederländer Frans de Weger, ein weltweit beachteter Sportrechtler.
Mittwoch, 1. Februar 2023 Das Urteil steht, die Richter haben einstimmig entschieden: Potocnik hat demnach den Vertrag ohne Grund gekündigt. Der FC hat zudem nicht beweisen können, den Spieler nicht zum Vertragsbruch angestiftet zu haben. Der Spieler muss 51.750 Euro Geldstrafe plus Zinsen zahlen. Außerdem wird Potocnik für vier Monate gesperrt. Dem 1. FC Köln wird für zwei aufeinanderfolgende Transferperioden untersagt, neue Spieler zu registrieren.
Ljubljanas Antrag auf Zahlung der Ausbildungsentschädigung wird zurückgewiesen, weil die Fifa-Kammer nicht zuständig sei. Im Grundsatz wird der Anspruch aber bejaht. Verantwortliche beim 1. FC Köln verstehen das später nach der Zustellung falsch und behaupten, Ljubljana habe „verloren“.
In ihrer Begründung stellt die Kammer nicht weiter infrage, ob es das Versprechen gegeben habe, Potocnik kurzfristig zum Erstligaprofi zu machen. Die vorläufige Nicht-Berücksichtigung sei für einen 16-Jährigen aber kein Anlass zur fristlosen Kündigung.
Dass Olimpija Ljubljana die schriftlich hinterlegten Bestandteile des Vertrags bis zum letzten Tag erfüllt habe, spreche vielmehr für eine „positive Einstellung“ des Klubs. Die zeitlichen Abläufe legten nahe, der Spieler und seine Repräsentanten hätten es darauf angelegt, den Vertrag zu kündigen, um sich einem „prominenten Verein wie dem 1. FC Köln“ anzuschließen
Mittwoch, 29. März 2023Die Fifa stellt dem 1. FC Köln das Urteil samt Begründung zu. Da die Fifa-Rechtsprechung keine mündlichen Verhandlungen vorsieht, werden Urteile und Begründungen in der Regel zeitlich getrennt zugestellt. Dass nach der für Anfang Februar in Aussicht gestellten Entscheidung viel Zeit verging, ehe das Urteil vorlag, hatte bei den Verantwortlichen von Olimpija in München bereits Hoffnung geschürt: Wenn der kleine Klub gegen den großen verliert, würde schließlich niemand nach den Gründen fragen. So aber sagt man in München bereits seit Anfang März: Wir haben gewonnen. Und behält recht.
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Während diverse Medien bereits detailliert berichten, ist der 1. FC Köln vollends überrascht – sowohl von der Zustellung als auch vom Inhalt des Urteils. Der Verein schweigt, ehe am Abend um 20.18 Uhr eine Pressemitteilung verschickt wird, die man seit Wochen hätte vorbereiten können: Man werde Berufung einlegen und beantragen, die Strafe zunächst auszusetzen.
Donnerstag, 30. März 2023 Der 1. FC Köln hat zum Pressegespräch geladen. Da im Geißbockheim kein Raum zur Verfügung steht, äußert sich Christian Keller am Rande des Trainingsplatzes unter freiem Himmel. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat am Abend zuvor Ljubljanas Vizepräsident Christian Dollinger erreicht und ein ausführliches Gespräch geführt, aus dem die Zeitung zitiert. Keller nennt die Aussagen des Anwalts „eine Riesenscheiße“. Das Treffen habe etwa nicht, wie von Dollinger berichtet, im Juli stattgefunden. Sondern im August. Außerdem habe das Gespräch deutlich länger gedauert als dargestellt. Dollinger räumt das später ein. Er habe sich beim abendlichen Gespräch mit dem Reporter geirrt.
Die Gäste hätten sich nach dem Termin in Köln zudem für „das großartige Gespräch und die Gesprächsatmosphäre schriftlich bedankt“, berichtet Keller. Offenbar nimmt er dabei Bezug auf eine Mail seiner Anwälte vom 7. September an FC-Justiziar Oliver Zierold, in der sie ausrichteten, Delius bedanke sich zwar für das „gute Gespräch“, werde allerdings für den Fall, dass er bis Ende der Woche kein „faires“ Angebot erhalte, die Klage forcieren. Eine Fristsetzung mit einer klaren Drohung also, die sich eine Woche später dann auch realisiert.
Keller nennt das Votum eine „Farce“; das Fifa-Tribunal habe „ein absurdes Urteil ohne Grundlage getroffen“. Dann beginnt es stark zu regnen.
17. April 2023Der 1. FC Köln reicht seine Beschwerde beim Internationalen Sportgerichtshof (Cas) in Lausanne ein. Im Verfahren gegen Ljubljana vor dem Fifa-Tribunal hatten die Anwälte der Münchner Kanzlei Lentze Stopper den FC vertreten, die bereits die Rückkehr von Anthony Modeste aus China in den Jahren 2018 und 2019 begleitet hatten. Nun allerdings haben die Kölner eine Kanzlei in der Schweiz beauftragt, die große Erfahrung mit Verfahren vor dem Cas hat. Der Klub ist gut aufgestellt und bestens vorbereitet, als es im Herbst zur Anhörung kommt. Doch die Rechtsposition bleibt wacklig.
25. April 2023Der Cas bestätigt den Eingang der Beschwerden gegen das Fifa-Urteil: Der 1. FC Köln fordert den Cas auf, die vom Fußball-Weltverband FIFA verhängte Transfersperre von zwei Transferperioden oder einer Saison aufzuheben und festzustellen, dass der Verein den Spieler Jaka Cuber Potocnik nie zum Vertragsbruch angestiftet hat. Die Slowenen verlangen laut Cas vom FC eine „erhöhte Entschädigungszahlung“ in Höhe von 2.507.200 Euro plus 69.972,60 Euro als Ausbildungsvergütung.
26. Mai 2023Der Cas setzt das Urteil gegen den 1. FC Köln aus. FC-Geschäftsführer Christian Keller zeigt sich erleichtert: „Jetzt können wir im Rahmen unserer durch die wirtschaftliche Konsolidierung begrenzten Möglichkeiten auf dem Transfermarkt aktiv werden. Gleichzeitig wissen wir, dass die Strafsuspendierung nur ein erster Schritt zur Verhinderung der Transfersperre ist. Wir werden deshalb weiterhin hart daran arbeiten, das Fifa-Urteil komplett abzuwenden.“
Der juristische Akt durch den Internationalen Sportgerichtshof ist grundsätzlich keine Überraschung: Der 1. FC Köln war durch die Strafe direkt betroffen. Der Schaden, der eintrat, war irreparabel – und er wurde mit jedem Tag größer, daher hätte es gern schneller gehen dürfen.
Jaka Cuber Potocnik, dessen Sperre nun ebenfalls vorerst ausgesetzt ist, hat nichts mehr von der Entscheidung: Das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft hat er ebenso verpasst wie das Pokalfinale gegen Schalke.
Der FC hat wertvolle Zeit verloren. Ein Verein mit begrenzten finanziellen Mitteln kann durch Schnelligkeit punkten. Doch konnten die Kölner ihren zeitlichen Vorsprung durch den frühzeitig gesicherten Klassenerhalt nur bedingt nutzen.
Damit sei der FC in der Vorbereitung auf die kommende Saison handlungsfähig. Das betrifft die im Januar erfolgte Verpflichtung von Leart Paqarada. Der Linksverteidiger vom FC St. Pauli darf im Sommer wie vereinbart zum FC wechseln und erhält auch eine Spielberechtigung für seinen neuen Verein.
28. Juli 2023Der Cas teilt den Termin für die Anhörung in der Causa Jaka Potocnik mit. Am 19. und 20. September findet in Lausanne die Anhörung statt in der Frage, ob der damals 16 Jahre alte Potocnik im Januar 2022 ohne Grund seinen Vertrag bei Olimpija Ljubljana gekündigt und ob Köln den Spieler dazu angestiftet hat.
19. September 2023Am Morgen des ersten Verhandlungstages berichtet der „Geißblog“, dass der 1. FC Köln noch Versuche unternommen hat, sich mit Ljubljana außergerichtlich zu einigen. Zwei Treffen der Kölner Vereinsspitze gab es mit Olimpijas Vertretern. Doch die Angebote des FC waren dem slowenischen Doublesieger zu gering.
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bietet der FC 500.000 Euro Transferentschädigung sowie weitere 250.000, sobald Potocnik sein zehntes Profispiel absolviert hat. Außerdem bietet man eine zehnprozentige Beteiligung an einem etwaigen Weiterverkauf des Spielers. Im August 2022 hätte man sich auf diesen Deal eingelassen, heißt es aus Ljubljana. Doch nun, da man die erste Instanz gewonnen habe, sei man selbstbewusst genug, aufs Ganze zu gehen. Köln, so sagt man in Ljubljana weiterhin ungerührt, habe keine Chance. Das Urteil der Fifa werde bestätigt werden.
27. September 2023Der 1. FC Köln hält seine Mitgliederversammlung in der Lanxess-Arena ab. Die Stimmung ist nicht nur wegen der sportlichen Situation gedrückt. Zum Cas-Verfahren referiert Christian Keller ungewohnt zurückhaltend, bleibt bei der Schilderung des Sachverhalts und formuliert die Hoffnung, die Schiedsrichter am Internationalen Sportgerichtshof für den 1. FC Köln eingenommen zu haben.
29. September 2023Der 1. FC Köln reicht eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Köln ein. Knapp zwei Monate später bejaht die Behörde einen Anfangsverdacht. Der FC begründet sein Vorgehen damit, dass „Ljubljana auf Grundlage falschen Tatsachenvortrags versucht, eine ungerechtfertigte Schadenersatzhöhe zugesprochen zu bekommen“. Es geht offenbar um Andy Baras angebliche Offerte, Potocnik für 2,5 Millionen Euro nach Zagreb zu transferieren. Am 28. November macht der 1. FC Köln gegen 14 Uhr die Zulassung der Klage öffentlich; die Staatsanwaltschaft Köln weiß zu diesem Zeitpunkt nichts von der Veröffentlichung, auch bei Olimpija Ljubljana ist man überrascht.
29. November 2023Die Verantwortlichen von Olimpija Ljubljana weisen die Vorwürfe scharf zurück. Man habe sich rechtstreu verhalten. Vizepräsident Christian Dollinger erklärt im „Kölner Stadt-Anzeiger“, er weise die Vorwürfe „entschieden zurück“. Geschäftsführer Igor Barisic befindet, Köln unternehme einen „verzweifelten Versuch, von der eigenen Dummheit abzulenken“.
Außerdem macht Barisic das angebliche Vergleichsangebot der Kölner sowie zwei Treffen am Münchner Flughafen vor der Cas-Anhörung öffentlich. Barisic sagt, der 1. FC Köln habe Ljubljana „bestechen“ wollen, um eine „Falschaussage“ abzugeben. Tatsächlich handelte es ich beim Kölner Vorstoß im September 2023 eher um ein konventionelles Vorgehen, einen Vergleich zu erreichen. Doch dieser Versuch kam wohl um ein Jahr zu spät. Nun entscheiden die Cas-Richter, und niemand weiß, wann das geschehen wird.