- Kingsley Ehizibue ist einer der schnellsten Profis der Bundesliga.
- Für seinen dynamischen Auftritt am Freitagabend bekam Ehizibue im Rhein-Energie-Stadion großen Applaus.
- Warum der Niederländer einer der vielversprechendsten Rechtsverteidiger seit Jahren sein könnte.
Köln – Usain Bolt lief bei seinem Weltrekord über 100 Meter im Durchschnitt 37 km/h und erreichte eine Top-Geschwindigkeit von 44 km/h. Kingsley Ehizibue kommt an diese Werte zwar nicht ganz heran, allerdings ist er auch kein Leichtathlet, sondern Fußballer beim 1. FC Köln. Aber sicher einer der schnellsten Profis der Bundesliga.
Ehizibue gegen Dortmund 35,18 km/h schnell
Der Niederländer stellte im Heimspiel gegen Dortmund (1:3) mit einer Höchstgeschwindigkeit von 35.18 Km/h den zweithöchsten Wert in diesem Jahr auf. Nur der ehemalige FC-Profi Lukas Klünter, der mittlerweile bei Hertha BSC spielt, war im April mit 35,40 Km/h noch etwas rasanter unterwegs. Für seinen dynamischen Auftritt am Freitagabend bekam Ehizibue im Rhein-Energie-Stadion nicht nur einmal Applaus auf offener Szene. Er könnte der vielversprechendste Rechtsverteidiger beim Bundesligisten seit Jahren sein.
24 Jahre ist Ehizibue erst alt. Oder doch schon 24 Jahre? Denn der Abwehrspieler spielte bis zur letzten Saison für seinen Heimatklub PEC Zwolle, der im Schnitt 13.000 Zuschauer zu seinen Heimspielen begrüßt und die Spielzeit in der Eredivisie auf Platz 13 beendete. Und man reibt sich die Augen: Ja, es war der 1. FC Köln, der diesen Spieler gescoutet und für vergleichsweise bescheidene zweieinhalb Millionen Euro Ablöse verpflichtet hat.
Allerdings stimmt es nicht ganz, dass Ehizibues Talent außer dem FC keinem aufgefallen wäre. Nachdem bereits im Sommer 2018 Vereine wie die PSV Eindhoven oder Hertha BSC an ihm interessiert gewesen waren, stand er im Winter vor einem Wechsel zum FC Genua. Der Abwehrspieler, der in München geboren wurde, aber in den Niederlanden aufwuchs, war bereits nach Italien gereist, doch Ehizibue sagte den Transfer kurz vor Vollzug ab: „Es war die schwerste Entscheidung in meinem Leben. Ich habe mir immer gesagt: Wenn es einen schönen Verein gibt, in dem ich viel Geld verdienen kann, werde ich gehen. Aber in Genua sagte mir mein Herz, ich solle es nicht tun. Ich bin ein Gefühlsmensch.“
Neuzugang könnte Problem hinten rechts beheben
Ein Gefühlsmensch der positiven, offenen Art. „Easy“, wie er in Köln genannt wird, ist am Geißbockheim schon bestens integriert. Noch besser ist allerdings, dass der Spieler das Potenzial hat, eine echte Verstärkung zu werden. Und dies auf einer Position, auf der die Kölner seit Jahren größte Probleme hatten. Gefühlt hat es seit Harald Konopka keinen tauglichen Rechtsverteidiger mehr beim 1. FC Köln gegeben. Und der beendete nach 450 Pflichtspielen für den FC vor rund 35 Jahren seine Karriere.
„Easy hat das sehr gut gemacht und setzt das um, was wir im Scouting gesehen haben“, lobte Trainer Achim Beierlorzer den Verteidiger, der trotz einer insgesamt starken Leistung allerdings vor dem 1:2 patzte. „Das war mein Fehler, mein Gegenspieler hat sich gut gelöst und so das Tor erzielen können“, gab Ehizibue zu. Dann schwärmte er von der Stimmung im Stadion: „Die Atmosphäre war wirklich beeindruckend, es hat sich angefühlt, als wären wir ein Mann mehr auf dem Platz.“
Auch Bornauw, Verstraete und Skhiri überzeugen
Es war aber nicht nur der Mann aus Zwolle, der von den fünf Neuzugängen in der Startelf überzeugen konnte. Sebastiaan Bornauw (20), der vom RSC Anderlecht kam, präsentierte sich erstaunlich stabil. Der 1,91 Meter große Abwehrspieler agierte kompromisslos in den Zweikämpfen. Sein Spielaufbau ist ausbaufähig, doch mit Rafael Czichos, der den Vorzug vor Jorge Meré bekam, bildete er ein gutes Duo in der Innenverteidigung.
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Das trifft auch auf Ellyes Skhiri und Birger Verstraete (25) im defensiven Mittelfeld zu. Der Tunesier Skhiri war der lauffreudigste Akteur auf dem Platz und spulte 12,77 Kilometer ab. Verstraete schwang sich zum Chef in der Schaltzentrale auf, war extrem giftig und zweikampfstark und tritt brauchbare Standards. Seine Passquote lag mit 91 Prozent in den Dimensionen eines Toni Kroos. Etwas torgefährlicher könnte der Belgier noch werden, für Gent erzielte er sechs Treffer in 78 Spielen. Allerdings hat der FC dafür noch andere prädestinierte Spieler. „Das Zusammenspiel wird noch besser und sich automatisieren. Überhaupt bin ich mit den Neuzugängen zufrieden“, sagte Sportchef Armin Veh. Einzig Kingsley Schindler fiel von diesen am Freitag etwas ab. Wenn Louis Schaub richtig fit ist, hat der FC aber auch auf dieser Position mehr als eine Alternative.
Bereits jetzt zeigt sich: Die Mannschaft hat eine größere Klasse als die von vor zwei Jahren. Diese höhere Qualität wird allerdings in der Bundesliga vonnöten sein, will der FC nicht noch einmal einen sportlichen Gau wie in der Abstiegs-Saison 2017/18 erleben. Damals starteten die Kölner mit fünf Niederlagen in Folge. Eine dritte in Serie will der FC am kommenden Samstag in Freiburg unbedingt vermeiden. Allerdings ist der Sportclub alles andere als ein Kölner Lieblingsgegner: Im Breisgau verlor der FC die letzten sechs Spiele und wartet seit 22 Jahren auf einen Sieg.