Köln – Man sollte keine Konflikte herbeireden, wo keine sind, doch nach dem 1:1 (1:0) des 1. FC Köln auf der Bielefelder Alm waren seitens der Kölner durchaus unterschiedliche Stimmen zu vernehmen. Steffen Baumgart etwa äußerte sich zwar klar und deutlich unzufrieden. Doch wollte der Trainer nichts davon hören, sein Leute hätten sich keine Mühe gegeben beim Tabellen-Vorletzten, der auch nach dem 14. Spieltag mir erst zehn Toren die harmloseste Offensive der Liga stellt.
Seine Mannschaft sei mit Eifer bei der Sache gewesen, befand Baumgart – und wurde darüber glatt emotional, was ungewöhnlich ist für den Coach, der an der Seitenlinie zwar stets heißläuft, mit dem Schlusspfiff aber in der Regel erstaunlich schnell wieder seine Mitte findet.
„Die Intensität hat nicht gefehlt. Ohne Intensität kriegt man hier den Arsch voll“, sagte der 49-Jährige, und weiter: „Die Jungs haben nicht gut gespielt. Aber ich lasse nicht zu, dass gesagt wird, dass die Intensität gefehlt hat. Ohne Intensität kann man hier nicht bestehen.“
„Haben uns abkochen lassen“
Sein Abwehrchef und in Jonas Hectors Abwesenheit am Samstag auch Kapitän hatte sich Minuten zuvor ein wenig anders erklärt. Nach dem Derby sei der Auftritt in Bielefeld „von der Intensität her das genaue Gegenteil“ gewesen, erklärte Rafael Czichos: „Wir haben uns in den Zweikämpfen abkochen lassen, waren lethargisch, hatten keine Ideen nach vorn. Wenn man ehrlich ist, kann man in der Bundesliga eigentlich so nicht bestehen. Immerhin haben wir einen Punkt mitgenommen.“
Baumgarts Idee vom Fußball
Das Wort „Intensität“ liegt Baumgart am Herzen; die Intensität liegt nah am Kern seiner Fußballidee. Es zu benutzen, erlaubt er aber offenbar nur in genau definierten Zusammenhängen. Ein echter Streit dürfte dennoch nicht ausbrechen beim 1. FC Köln, denn Baumgart und Czichos meinten letztlich dasselbe: Zwar hatte die letzte Kölner Reihe sich mit großer Entschlossenheit in die Bielefelder Angriffe geworfen und eine Niederlage verhindert, die verdient gewesen wäre. Dort hatte es in Sachen Intensität wenig zu beanstanden gegeben.
Allerdings zeichnen sich die Kölner in dieser Saison eigentlich durch rasantes Angriffsspiel aus; durch hohe Ballgewinne und schnelles Umschalten. Nichts davon kam am Samstag zur Aufführung. Auch da waren sich alle einig.
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Dabei waren die Kölner nach einer Viertelstunde in Führung gegangen. Czichos hatte Salih Özcan mit einem feinen Steilpass in den Bielefelder Strafraum geschickt, Özcan hatte durch Ortegas Beine zum 1:0 getroffen. „Rafael hat ihn gut gespielt, dass er dem Torwart dann durch die Hosenträger geht, war auch Glück“, kommentierte Özcan sein zweites Saisontor.
Auch Özcan nannte fehlende Entschlossenheit als Faktor, von Intensität sprach er nicht. „Das Problem war vor allem, dass wir die Bielefelder haben spielen lassen. Bielefeld wollte es mehr. Darüber müssen wir nachdenken.“
Bielefeld zeigt Charakter
Tatsächlich hatte sich die Arminia nach nur fünf Punkten aus den ersten zehn Saisonspielen zuletzt einigermaßen gefangen: Dem Sieg am elften Spieltag in Stuttgart war ein 2:2 gegen Wolfsburg gefolgt, danach ein achtbares 0:1 beim FC Bayern. Entsprechend trat Frank Kramers Mannschaft auf: Die Kölner Pausenführung nahm den Gastgebern nichts von ihrer Energie, was beachtlich war angesichts ihrer Offensivschwäche. „Die Mannschaft hat Charakter gezeigt, wir sind nach dem frühen Rückstand zurückgekommen. Wir haben intensiv gespielt, gedrückt und gedrängt“, sagte Kramer.
Köln verlor vollends den Faden, auch die Wechsel in der zweiten Hälfte brachten keine nennenswerte Verbesserung. Die Arminia dagegen schien durchaus in der Lage, den ersten Heimsieg der Saison zu landen. Doch dafür reichte es dann doch nicht.
„Es lag in der Luft, dass wir das Spiel noch komplett drehen. Nun stehen wir immerhin mit einem Teilerfolg da, denn wir wissen, wie viel wir für jeden Punkt arbeiten müssen. Unsere Fans gehen nach Hause in der Gewissheit, dass die Mannschaft das Herz auf dem Platz gelassen hat.“
„Das Beste ist noch das Ergebnis“
Es hätte also schiefgehen können für den FC, entsprechend dankbar gingen die Kölner mit dem Resultat um. Sportchef Jörg Jakobs räumte ein, das „zweite schlechte Spiel dieser Saison“ gesehen zu haben – das andere hatte Köln in Hoffenheim 0:5 verloren: „Das Beste ist noch das Ergebnis. Wir haben nicht gut gespielt. Zwar haben wir uns hinten in alles reingeworfen und noch versucht, zu verteidigen. Das hat weitgehend geklappt. Uns hat aber zuletzt ausgezeichnet, dass wir schnell und mit Überzeugung nach vorn spielen. Das haben wir heute gar nicht gemacht. Das ist für uns ungewohnt und auch nicht so schnell erklärbar“, sagte Jakobs und war damit einer Meinung mit seinem Trainer – bis er dann doch noch das böse Wort benutzte: „Insgesamt haben wir vielleicht auch nicht mit der nötigen Intensität gespielt.“