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Nachwuchschef im InterviewWie aus Talenten die nächsten Stars des 1. FC Köln werden

Lesezeit 5 Minuten
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Die B-Junioren des 1. FC Köln kämpfen um die Deutsche Meisterschaft.

  1. Matthias Heidrich ist seit Mitte September 2018 der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim 1. FC Köln.
  2. Im Nachwuchszentrum werden so auch unter Heidrichs Führung aus jungen Talenten die nächsten Fußballstars.
  3. Im Interview spricht der 41-Jährige über das anstehende B-Junioren-Finale, die Probleme beim FC-Nachwuchs und die Zusammenarbeit mit den Profis.

Herr Heidrich, gibt es am Sonntag im Endspiel um die U-17-Meisterschaft zwischen dem 1. FC Köln und dem BVB in Dortmund einen Favoriten?

Wir haben das Rückspiel in der Liga Ende März mit 0:3 verloren, der BVB ist daher schon der Favorit. Allerdings wissen die Dortmunder auch, dass wir derzeit wohl die einzige Mannschaft sind, die in der Lage ist, sie zu schlagen. Wir haben ein fußballerisch und offensiv starkes Team, das haben wir auch in der Hinrunde beim 1:1 in Dortmund bewiesen. Durch das Halbfinale gegen den FC Bayern hat die Mannschaft noch einmal neues Selbstvertrauen getankt. Wenn sie einen guten Tag erwischt, ist ein Sieg möglich. Für die Jungs ist das eine fantastische Bühne, sie sollten den Tag genießen.

Es wird derzeit sehr viel über das Dortmunder Ausnahmetalent Youssoufa Moukoko gesprochen, der mit 14 Jahren bereits in der U17 für Furore sorgt.

Der Junge ist sehr gut und vereint unglaubliche Dynamik und Schnelligkeit mit Technik und einem starken Abschluss. Er hat alle Anlagen, aber eine Karriere verläuft nicht immer wie am Reißbrett geplant. Zu was es bei ihm dann später reicht, das kann ich auch noch nicht sagen. Ich hoffe erstmal, dass er gegen uns nicht alles zeigt (lacht).

Die U17 steht im Finale, die U19 hat die Endrunde um die Meisterschaft knapp verpasst, aber den Verbandspokal gewonnen. Die Ergebnisse müssten Sie zufrieden stimmen.

Das ist auch so, viel mehr geht wirklich nicht. Ich hoffe, dass diese Ergebnisse den Nachwuchsstandort 1. FC Köln noch einmal attraktiver machen. Und sie sind auch eine Belohnung und Bestätigung für alle, die hier seit Jahren mit Herzblut viel Zeit investiert haben. Zudem sollte man auch Hochachtung vor der Aufholjagd der U21 in der Rückrunde haben. Sie war ja von vielen schon abgeschrieben, hat den Klassenerhalt aber doch noch geschafft.

Einige Talente haben aber den Klub verlassen, weil sie sich beim FC keine Perspektive ausrechnen – auch wegen der instabilen U21. Kann es wirklich der Anspruch des FC sein, dass die U21 in jeder Saison gegen den Abstieg aus der Regionalliga spielt und stets bis zum Ende zittern muss?

Nein, natürlich nicht. Deshalb verändern wir auch etwas. Wir haben bereits einen neuen, erfahrenen Trainer verpflichtet (Mark Zimmermann, zuletzt beim Drittligisten Carl Zeiss Jena, d. Red.). Und wir werden nicht mehr mit so vielen Greenhorns in die neue Spielzeit gehen. Wir haben bereits Spieler verpflichtet, die mindestens ein Jahr im Herrenbereich gespielt haben. Und ja, am Ende kostet das mehr Geld. Klar ist aber auch, dass man im Nachwuchs nicht jeden Spieler halten kann.

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FC-NLZ-Chef Matthias Heidrich

Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit Armin Veh und Frank Aehlig aus der Profi-Abteilung?

Ich empfinde sie als sehr angenehm. Beide sind sehr zuverlässig und offen für unsere Anliegen. Wir bekommen oft Rückmeldungen. Armin Veh interessiert sich sehr für den Nachwuchs und kennt die Jungs natürlich auch. Die Trainer von der U17 bis zu den Profis tauschen sich viel aus. Auch die ersten Gespräche mit dem neuen Cheftrainer Achim Beierlorzer waren durchweg positiv. Dass André Pawlak (früherer Nachwuchstrainer beim FC, d. Red) jetzt sein neuer Co-Trainer wird, ist für unsere Arbeit sicher nicht schlecht.

In den letzten Jahren konnten sich allerdings nur wenige Talente bei den FC-Profis wirklich durchsetzen – Timo Horn und Yannick Gerhardt waren die letzten, die Stammspieler wurden. Gerhardt spielt mittlerweile beim VfL Wolfsburg. Salih Özcan, der als bester Nachwuchsspieler 2017 die Fritz-Walter-Medaille in Gold gewann, steht nach einer guten ersten Bundesligasaison und einer für ihn enttäuschenden Zweitligaspielzeit vor dem Abgang.

Die Vergangenheit ist für mich schwierig zu beurteilen, da ich erst seit September 2018 hier im Amt bin. Aber es ist kein Geheimnis, dass wir die Durchlässigkeit steigern wollen. Es muss realistisch sein, dass wir im Durchschnitt einen Nachwuchsspieler pro Jahrgang haben, der fester Bestandteil der Profi-Mannschaft wird.

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Der 18-jährige Noah Katterbach gilt im Verein als ganz großes Talent, bekam aber schon in der vergangenen Zweitliga-Saison keine Chance. Zudem hat er als Linksverteidiger Nationalspieler Jonas Hector vor sich. Wie will ihn der Verein weiter fördern?

Vielleicht hätte man Noah in der vergangenen Saison mal reinwerfen können, aber ich kann auch den damaligen Trainer Markus Anfang verstehen. Denn das große Ziel war nun einmal der Aufstieg. Noah ist ein hervorragender Spieler, der weiter bei den Profis bleibt, gefördert wird und sicherlich seinen Weg machen wird.

Wie beurteilen Sie die Infrastruktur am Geißbockheim? Modern und großzügig ist sicherlich anders.

Ich sehe das aus zwei Blickwinkeln. Die räumliche Nähe, auch der enge Kontakt zu den Profis, das ist schon klasse – vor allem für die Nachwuchsspieler. Hier am Geißbockheim pulsiert das Leben nur so. Aber natürlich limitiert uns die Infrastruktur. Die Kabinen sind nicht optimal, und dreieinhalb Trainingsplätze für den Nachwuchs sind nicht viel, deswegen ist der Ausbau dringend erforderlich. Aber der Verein hat das Problem erkannt und arbeitet daran, dass es besser wird.

Sie waren zuletzt bei Energie Cottbus beschäftigt. Im Gegensatz zu Brandenburg ist Nordrhein-Westfalen ganz anders besiedelt, und es tummeln sich viele große Klubs auf engem Raum. Macht diese Konkurrenzsituation Ihre Arbeit schwieriger?

Die Antwort wird Sie vielleicht überraschen: Am Ende habe ich es lieber, wenn die Auswahl an Talenten größer ist. Dann stelle ich mich auch gerne dem größeren Konkurrenzkampf um diese Talente.

Ist dieser härter geworden?

Ja, der hat sich verschärft. Es geht immer mehr darum, die Jungs frühzeitig für sich zu gewinnen.

Ab welchem Jahrgang scoutet der FC?

Das beginnt bereits mit der U8. Aber da geht es eher darum, sich einen ersten Überblick zu verschaffen, welche von den Kindern Bewegungstalente mit einer großen Spielfreude sind und sich dadurch von anderen abheben. Man muss immer mit der Familie schauen, wann ein Wechsel Sinn ergibt.